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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Wochen und Monaten hast du zu viel für mich getan, als dass ich dich im Stich lassen könnte, wenn du mich brauchst. Und bei allem Respekt, Onkel – ich habe das Gefühl, dass du mich noch niemals so gebraucht hast wie in diesen Tagen.«
    »Du bist ein braver Bursche, Quentin.« Sir Walter nickte. »Du hast gelernt, deine Furcht zu beherrschen und damit umzugehen. Aber ich möchte nicht, dass du dein Leben aus Dankbarkeit riskierst. Du hast mich schon weiter begleitet, als gut für dich ist. Die Leute, mit denen wir es zu tun haben, sind gefährlich, das haben sie mehrmals bewiesen. Und ich könnte deiner Mutter niemals unter die Augen treten und ihr sagen, dass du um meiner Verbohrtheit willen dein Leben lassen musstest.«
    Sir Walters Stimme war leise geworden, und Quentin hatte den Eindruck, dass sein Onkel nicht nur müde war von den durchwachten Nächten, sondern auch erschöpft von der Verantwortung, die er trug. Vielleicht, dachte er, sollte er ihm etwas davon abnehmen.
    »Dann entlasse mich aus deinen Diensten, Onkel«, schlug er kurzerhand vor.
    »Wie meinst du das, mein Junge? Möchtest du nicht länger bei mir in die Lehre gehen?«
    »Ich habe bereits viel von dir gelernt, Onkel, und ich bin sicher, dass es noch viel mehr zu lernen gäbe. Aber bei allem, was vielleicht noch vor uns liegt, möchte ich dich nicht als dein Schüler begleiten, sondern als …« Er unterbrach sich, als ihm klar wurde, dass man seine Worte als vermessen auslegen konnte. »Sondern als dein Freund«, fügte er ein wenig leiser hinzu.
    Sir Walter antwortete nicht sofort, sondern blickte aus dem Seitenfenster, an dem die schlanken Gebäude der High Street vorüberzogen. In wenigen Augenblicken würden sie Professor Gainswicks Haus erreichen.
    »Was ist, Onkel?«, wollte Quentin wissen, während er sich quälend fragte, ob er zu weit gegangen war.
    »Nichts, mein Junge.« Sir Walter schüttelte den Kopf. »Ich stelle mir nur gerade eine Frage.«
    »Welche Frage?«
    »Welcher Dummkopf dir jemals eingeredet hat, dass du zu nichts gut seist und dass nicht das Blut eines wahren Scott durch deine Adern fließe. Denkst du denn, ich durchschaue deine Worte nicht? Meinst du, ich merke nicht, was du damit bezweckst?«
    »Verzeih, Onkel, ich …«
    »Du hast es gespürt, nicht wahr? Den Druck, der auf meinen Schultern lastet, die Verantwortung, die ich fühle und die mir fast die Luft zum Atmen nimmt. Um mir Erleichterung zu verschaffen, willst du mir wenigstens die Verantwortung für deinen Teil nehmen, willst mir als Freund zur Seite stehen, obwohl du weder meine Ansichten noch meine Entschlossenheit in dieser Angelegenheit teilst.«
    »Aber nein, Onkel«, beteuerte Quentin zunächst höflich, dann aber besann er sich anders. »Es stimmt«, gab er zu, »ich bin mit dir nicht einer Meinung, was diese Sache angeht, und ich will auch gern zugeben, dass mir nicht wohl dabei ist. Was wir herausgefunden haben, ist mir unheimlich, und wenn es möglich wäre, würde ich mich gern abwenden und die Dinge auf sich beruhen lassen. Aber das ist es nun einmal nicht. Vor allem nicht, weil du darauf bestehst, diesen Fall aufzuklären. Ich weiß nicht, woher du den Mut dafür nimmst, Onkel, aber es ist offensichtlich, dass du dich vor diesen Leuten nicht fürchtest. In allem, was ich tue, bist du stets mein leuchtendes Vorbild. Nach Abbotsford bin ich vor allem aus einem Grund gekommen – um ein bisschen so zu werden wie du. Nun habe ich dazu die Gelegenheit, und ich werde sie nicht versäumen. Als mich alle für einen Dummkopf und Taugenichts gehalten haben, hast du an mich geglaubt und mich in dein Haus aufgenommen. Das werde ich dir nie vergessen. Deshalb wäre es mir eine Ehre, dich bei deinen Ermittlungen weiterhin begleiten zu dürfen – als dein Freund und deine warnende Stimme.«
    Sir Walter blickte ihn prüfend an, und es war unmöglich zu sagen, was er in diesem Augenblick dachte. Quentin rutschte unruhig auf der Bank hin und her. Dann jedoch erschien ein mildes Lächeln auf den Zügen seines Onkels und Mentors.
    »Als du zu mir kamst, Quentin, sah ich sofort, dass mehr in dir steckt, als irgendjemand bis dahin erkannt hatte«, sagte Sir Walter. »Die Geschwindigkeit allerdings, mit der du die Unreife der Jugend abgelegt hast und ein Mann geworden bist, überrascht selbst mich. Ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, mein Junge, und ich gebe gern zu, dass ich einen verlässlichen Freund in diesen Tagen wirklich gut gebrauchen kann. Wenn

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