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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Burg.«
    »Wer sind diese Männer?«, wollte Gwynneth wissen.
    »Runenbrüder«, erwiderte Kala verächtlich. »Sie huldigen dunklen Göttern und begehen grausame Rituale. Nicht selten fließt auf ihren Feiern Menschenblut, wenn es ihren Zwecken dient. Dein Bruder war so töricht, sich mit ihnen einzulassen.«
    »Er ist jetzt einer von ihnen. Ich habe gesehen, wie er dazu gemacht wurde. Er ist nicht mehr er selbst.«
    »Natürlich nicht«, wetterte Kala. »Diese verwünschten Runenbrüder haben seine Gedanken vergiftet. Nun gehört er ihnen und wird nicht mehr auf dich hören. Wir können nichts mehr für ihn tun.«
    »Was heißt das?«
    »Dass er den Pfad des Lichts verlassen hat, mein Kind. Er ist nicht länger dein Bruder. Das musst du begreifen und dich damit abfinden.«
    »Das kann ich nicht«, widersprach Gwynn trotzig. »Duncan und ich haben denselben Vater. In unseren Adern fließt das gleiche Blut, ich liebe ihn. Ich könnte ihn niemals verleugnen.«
    »Sehr bedauerlich, mein Kind, denn er hat dich bereits aus seinem Herzen verbannt.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Es ist wahr, und du weißt es. Schon seit geraumer Zeit hat dein Bruder nicht mehr auf dich gehört, oder? Er hat dich nicht mehr beachtet, dich nicht mehr um deinen Rat gefragt und dir keine Zuneigung mehr geschenkt. Habe ich Recht?«
    Widerstrebend nickte Gwynn. »Woher weißt du das?«
    »Es ist das Werk des Druiden. Er hat Duncans Herz mit Worten vergiftet und ihn blind gemacht für alle schönen Dinge. Für deinen Bruder gibt es keine Hoffnung mehr, das musst du begreifen. Jeder Versuch, ihn zu retten, würde dich vernichten, und der Druide würde triumphieren.«
    »Wer ist er?«
    »Wer er ist?« Kala gönnte sich ein freudloses Lachen, das die Stümpfe in ihrem Mund entblößte. »Sein Name ist zu lang, als dass du ihn dir merken könntest, mein Kind. Der Druide ist schon sehr lange auf dieser Welt, länger als ich oder irgendjemand sonst. Manche behaupten, dass es stets ein anderer wäre, der die silberne Maske trägt. Ich aber denke, dass es immer derselbe ist. Derselbe böse Geist, der seit Jahrhunderten ruhelos umherstreift und in dieses Zeitalter wechseln will.«
    »In dieses Zeitalter?« Schaudernd zog Gwynneth den Umhang enger um die Schultern. Gegen das Grauen vermochte er sie allerdings nicht zu schützen.
    »Die Bruderschaft der Runen ist alt, mein Kind, sehr alt. Es gab sie schon, als unser Volk noch jung war und an Riesen und Götter glaubte, an Geister, die in der Erde leben und an Irrlichter in den Sümpfen und Mooren. Inzwischen ist eine neue Zeit angebrochen und mit ihr eine neue Ordnung.« Sie deutete auf das Kreuz, das Gwynneth um den Hals trug. »In dieser neuen Ordnung ist für die Wesen der alten Welt kein Platz mehr. Die Runen werden bedeutungslos, und was einst war, wird untergehen.«
    »Und darüber bist du nicht betrübt?«
    Kala lächelte schwach. »Auch jene, die in der lichten Runenkunst bewandert sind, spüren, dass ihre Zeit auf Erden zu Ende geht. Ohnehin gibt es nur noch wenige von uns, aber anders als der Druide und die Bruderschaft vertrauen wir auf den Fluss des Lebens und das Gesetz der Zeit. Im Universum geht nichts verloren. Das Werk, das einst von uns begonnen wurde, wird von anderen weitergeführt werden.«
    »Von anderen? Von wem sprichst du?«
    »Von jenen, die ihr Leben in den Dienst der neuen Ordnung und des neuen Glaubens gestellt haben.«
    »Du meinst die Klöster? Die Mönche und Nonnen?«
    »Sie werden das Werk des Lichts fortsetzen«, sagte Kala überzeugt. »Ihre Lehre mag eine andere sein und ihr Gott mächtiger als unser alter Glaube, aber sie achten das Leben und verabscheuen die Finsternis ebenso sehr, wie wir es einst taten. Jene aber, die am alten Glauben festhalten wollen, sind ihre Feinde. Sie paktieren mit dämonischen Mächten und sprechen finstere Flüche aus, um mit allen Mitteln ihren Untergang zu verhindern. Sie wissen, dass die Zeit sie überholt hat, aber sie wollen es nicht wahrhaben. Deshalb setzen der Druide und seine Mitverschwörer alles daran, die neue Ordnung zu stürzen und die alten Mächte zurückzubringen. Dazu benötigen sie willige Helfer wie deinen Bruder. Leichtgläubige Patrioten, die glauben, dass sie das Beste für Schottland tun, für ihre Ehre und ihre Freiheit. Der Bruderschaft aber geht es nur darum, ihre eigene Macht und ihren Einfluss zu mehren. Der Druide und seine Anhänger wollen herrschen, mein Kind. Dein Bruder ist nur ein Mittel zum Zweck, und er

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