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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Runenschwert lastet, ist ein Relikt aus den Anfängen, aus jener Zeit, die vor der Geschichte liegt. Etwas, das bis in unsere Tage fortbesteht, obwohl sein Zeitalter längst zu Ende ist. Diejenigen, die danach trachten, es zu besitzen, wollen es benutzen, um damit Chaos und Zerstörung zu verbreiten. Sie wollen die bestehende Ordnung stürzen und die alten Götter zurückkehren lassen, die Schrecken der Vorzeit. Krieg und Barbarei werden herrschen, wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten.«
    »Große Worte«, räumte Sir Walter ein. »Vielleicht sollten Sie sich einmal als Romancier versuchen, lieber Abt. Aber verraten Sie mir: Wie soll eine Hand voll Sektierer mit einem jahrhundertealten Relikt all diese schrecklichen Dinge bewirken?«
    »Sie kennen die Antwort«, sagte Abt Andrew nur.
    Sir Walter wollte etwas erwidern, als er plötzlich erbleichte. »Der König«, flüsterte er.
    »Die Bruderschaft weiß von dem geplanten Besuch in Edinburgh«, bestätigte der Abt. »In wenigen Tagen tritt sie zusammen, um das Schwert in einer heidnischen Zeremonie Tod und Zerstörung zu weihen, so, wie es schon einmal geschehen ist. Mit unschuldigem Blut wird man den Fluch erneuern, der darauf lastet. Danach wird man die Klinge in das Herz des Mannes lenken wollen, den man für die Verkörperung des neuen Geistes hält, für den Vertreter der neuen Ordnung.«
    »König George«, flüsterte Sir Walter. »Das also ist es. Diese Männer planen ein Attentat auf den König.«
    »Sie wissen, was geschähe, wenn der König bei seinem ersten offiziellen Empfang in Edinburgh einem Attentat zum Opfer fiele.«
    »Allerdings. Truppen würden in Schottland einmarschieren wie zuletzt unter Cumberland. Ein Bürgerkrieg wäre die Folge, schrecklicher als alle anderen zuvor. Engländer und Schotten würden einander gegenseitig bekämpfen, und neues Blut würde fließen, der alte Hass wieder hervorbrechen … Ich habe mein Leben der Aussöhnung zwischen Engländern und Schotten gewidmet, dem Miteinander unserer Kulturen. All das würde von einer solchen Bluttat auf einen Schlag zerstört werden.«
    »Selbst wenn Sie nichts von alledem glauben, was ich Ihnen über das Schwert und die Bruderschaft der Runen erzählt habe, Sir Walter – denken Sie nicht, dass es Ihre Pflicht als Patriot und als Bürger des Britischen Empires ist, alles Menschenmögliche zu tun, um eine solche Katastrophe abzuwenden?«
    »In der Tat«, sagte Sir Walter, ohne mit der Wimper zu zucken. Quentin trat an seine Seite. Trotz seiner Bedenken war er wild entschlossen, seinem Onkel im Kampf gegen die Sektierer beizustehen – mit dem Unterschied, dass er Abt Andrew durchaus Glauben schenkte.
    Mit jedem Wort, das der Abt gesprochen hatte, war Quentin noch blasser geworden. Die dunklen Geheimnisse, die sich um das Runenschwert rankten, bereiteten ihm Sorge, aber er ließ es sich nicht anmerken; zum einen, weil sein Ehrgefühl es nicht zugelassen hätte, seinen Onkel in dieser entscheidenden Stunde im Stich zu lassen, zum anderen aber auch, weil Quentin gehört hatte, dass der junge Clansmann, der Robert the Bruce verraten hatte, den Namen Ruthven getragen hatte. Und hatte nicht Mary of Egton vor, einen Nachkommen eben jener Familie zu ehelichen? Die Sache beunruhigte Quentin, auch wenn er nicht genau sagen konnte, warum. Vielleicht ja deshalb, weil er insgeheim hoffte, einen Makel am Geschlecht derer von Ruthven zu finden und sich und seine Eifersucht so ein wenig trösten zu können …
    Sir Walter schien die Übereinstimmung nicht bemerkt zu haben, und Quentin behielt sein Wissen für sich. Sein Onkel hatte jetzt wichtigere Dinge im Kopf als seine kindischen Vermutungen. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie noch hätten Zeit verschwenden dürfen.
    »Ich wusste, dass ich auf Ihre Hilfe zählen kann, Sir Walter«, sagte Abt Andrew, und in seinem hageren Gesicht flackerte ein wenig Hoffnung auf. »Viel Zeit bleibt uns allerdings nicht. Unser einziger Trost ist, dass auch die Gegenseite noch nicht zu wissen scheint, wo sich das Schwert befindet. Sie tappen ebenso im Dunkeln wie wir.«
    »Wissen Sie, wer die Kerle sind?«
    »Nein. Die meisten Mitglieder der Runenbruderschaft kennen sich nicht einmal gegenseitig. Während ihrer Versammlungen tragen sie Masken, die es ihnen unmöglich machen, sich gegenseitig zu identifizieren. Nur ihr Anführer kennt sie alle von Angesicht – so ist es schon in alten Zeiten gewesen.«
    »Deshalb also waren sie uns die ganze Zeit auf den

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