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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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es, meine Brüder. Aber ihr alle wisst, dass unserer Bruderschaft in diesen Tagen Großes bevorsteht. Dank der Hilfe jener, die neu zu unserem Kreis gestoßen sind, bietet sich uns die Möglichkeit, alles zu verändern. Wir können Macht und Einfluss gewinnen und das Rad der Zeit auf jenen Tag zurückdrehen, als die Römer erstmals dieses Land betraten und den Fluch der neuen Zeit über uns brachten.
    Die Römer konnten wir vertreiben. Nach ihnen kamen die Sachsen. Dann die Wikinger. Schließlich die Normannen. Wir kämpften tapfer, aber wir konnten nicht verhindern, dass unser Einfluss immer geringer wurde, bis zum heutigen Tag. Und der Niedergang dauert an, meine Brüder. Immer mehr Könige und Fürsten wenden sich von der alten Ordnung ab. Sie zerstören das Clanswesen und machen freie Männer zu Vasallen. Sie kehren den alten Mächten den Rücken und schenken ihr Vertrauen dem Glauben, den die Mönche bringen. Überall schießen ihre Klöster aus dem Boden wie Geschwüre, während es immer weniger von uns gibt. Unser Zeitalter geht zu Ende, meine Brüder, es hört seinen Totengesang. Wenn wir nicht handeln und den Lauf der Dinge aufhalten, werden wir schon bald ohne Macht und Einfluss sein. Die Traditionen werden gebrochen, die neue Ordnung wird herrschen, und wir alle werden ihre Leibdiener sein. Dies darf nicht geschehen.«
    Zustimmung wurde hier und dort geäußert, empörtes Gemurmel ging reihum. Jeder der Anwesenden schien Millencourts Ansichten zu teilen, und Gwynneth fühlte den Hass, der ihr entgegenschlug. Und einer dieser Vermummten, dachte sie schaudernd, war ihr Bruder …
    »Schon bald«, fuhr der Graf fort, »wird all das jedoch der Vergangenheit angehören. Denn das Schicksal hat uns dazu ausersehen, den Gang der Dinge zu ändern. Wir werden das Rad der Zeit anhalten bis zu dem Tag, an dem die Fremden kamen und begannen, sich in unsere Belange einzumischen. Die neue Ordnung wird fallen, meine Brüder. Nicht mehr lange, und die alten Götter werden zurückkehren und mit ihnen die Zeit, in der wir frei und stark waren und uns nicht an Orten wie diesen zu verstecken brauchten. Dies alles wird geschehen, genau wie die Runen es vorhergesagt haben.«
    Die Sektierer antworteten mit schrillem, triumphalem Gesang, der Gwynneth bis ins Mark erschaudern ließ.
    Die alte Kala hatte Recht gehabt. Millencourt und seinen Leuten ging es tatsächlich darum, das Rad der Zeit anzuhalten. Mehr noch, sie wollten es zurückdrehen auf heidnische Tage, in denen das Land, wie sie behaupteten, noch frei gewesen war.
    Mit solchen Versprechungen mochten sie junge Männer locken, Eiferer, wie auch Duncan einer war, die aus Unzufriedenheit rebellierten. Gwynn hingegen machte sich keine Illusionen darüber, was Millencourt und seine Anhänger in Wahrheit bezweckten. Sie wollten das, was alle wollten und weswegen seit Generationen sinnlos Blut vergossen wurde.
    Macht.
    Nur darum ging es ihnen – wieder am Tisch der Mächtigen zu sitzen, obgleich das Zeitalter der Runen und Druiden längst zu Ende gegangen war. Der geplante Verrat an William Wallace nährte ihre Hoffnung, dass all dies schon bald Wirklichkeit werden könnte.
    »Seht, meine Brüder«, rief Millencourt, der plötzlich ein Schwert in den Händen hielt und es hoch reckte, sodass sich das Mondlicht in der Klinge brach. »Seht euch diese Waffe an! Erkennt ihr sie?«
    »Wallaces Schwert«, antwortete es ehrfurchtsvoll reihum.
    »So ist es. Wallaces Schwert, geschmiedet in alter Zeit und von großer Kraft durchdrungen. Durch die Hilfe treuer Freunde ist es in unseren Besitz gelangt. Es ist der Schlüssel zur Macht, meine Brüder. Die Waffe, mit der wir die neue Ordnung stürzen werden. Krieg und Chaos werden die Folge sein, und aus der Asche werden wir uns als die neuen Herren des Landes erheben. Runen und Blut werden herrschen, genau wie in alter Zeit.«
    »Runen und Blut«, echote es.
    »Fluchbeladen wird die Klinge Wallace den Untergang bescheren und uns den Sieg. Dies ist der Grund, weshalb wir uns hier am Kreis der Steine versammelt haben, an jenem Ort, an dem seit Anbeginn der Zeit den Göttern und ihren Zeichen gehuldigt wird. Der Mond wird heute Nacht vom Drachen verschlungen, meine Brüder, und das bedeutet, dass die Zeit gekommen ist, um den Fluch auszusprechen und unsere Rache einzuläuten.«
    Aller Blicke wandten sich zum nächtlichen Himmel empor, und auch Gwynneth schaute hinauf – um entsetzt festzustellen, dass der Mond tatsächlich verschwand. Etwas

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