Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Fersen«, schnaubte Sir Walter. »Aber sie sind stets einen Schritt hinter uns geblieben.«
    »Wie ich schon sagte – auch unsere Gegenspieler kennen den Ort nicht, an dem das Schwert verborgen ist. Alles, was sie wissen, ist, dass sie es innerhalb der nächsten vier Tage in ihren Besitz bringen müssen, um während der Mondfinsternis den Fluch zu erneuern, der auf der Klinge lastet. Es darf ihnen nicht gelingen, Sir Walter! Wir müssen das Schwert vor ihnen finden und es vernichten!«
    »Wenn es um die Sicherheit des Königs geht, will ich gern tun, was ich kann. Gibt es denn einen Hinweis? Einen Anhaltspunkt dafür, wo sich das Schwert befinden könnte?«
    »Es gibt eine Spur. Aber sie ist sehr alt, und selbst jene Brüder meines Ordens, die in der Geschichte bewandert sind und die alten Schriften über die Runenbruderschaft studiert haben, konnten dort nichts finden.«
    »Ich verstehe. Dennoch würde ich diese Spur gern in Augenschein nehmen, wenn es erlaubt ist.«
    »Natürlich, Sir Walter. Von nun an gibt es keine Geheimnisse mehr zwischen uns und Ihnen, und ich bedauere sehr, Sie nicht schon früher ins Vertrauen gezogen zu haben.«
    »Spät bedeutet nicht zwangsläufig zu spät, werter Abt«, bemerkte Walter Scott schmunzelnd.
    »Das hoffe ich sehr. Wir müssen uns vorsehen, Sir, denn unsere Gegner sind zahlreich und verschlagen, und sie lauern im Verborgenen. Ich fürchte, dass sie dort zuschlagen werden, wo wir sie am wenigsten erwarten.«

10.
    M an hatte sie zum Kreis der Steine gebracht.
    Gwynneth Ruthven hatte von diesem Ort gehört, in den Geschichten, die die Alten sich erzählten. In früherer Zeit, so sagte man, waren die Druiden hier zusammengekommen, um heidnische Rituale und Beschwörungen abzuhalten. Der Boden dieses Ortes war getränkt vom Blut der Unschuldigen, die im Kreis der Steine ihr Leben gelassen hatten.
    Viel lieber hätte Gwynn diesen Ort auch weiterhin für eine Ausgeburt der Fantasie gehalten, mit der man kleine Kinder schreckte. Aber als man ihr das Tuch abnahm, mit dem man ihr die Augen verbunden hatte, stellte sie fest, dass er wirklich existierte. Genau so, wie er ihr beschrieben worden war.
    Riesige, kreisförmig angeordnete Felsquader umringten einen weiten Platz, in dessen Mitte ein steinerner Opfertisch stand. Entlang der Steine hatten die Anhänger der Bruderschaft Aufstellung genommen – Männer in den dunklen Kutten und mit den Furcht einflößenden Masken, die Gwynneth bereits kannte.
    Am Opfertisch wartete eine weitere vermummte Gestalt. Anders als die übrigen Verschwörer trug sie ein schneeweißes Gewand, und ihre Maske war aus purem Silber, das matt im Mondlicht glänzte. An dem Augenpaar, das durch die Sehschlitze stach, hatte Gwynneth keine Mühe, den Mann hinter der Maske zu erkennen. Es war Graf Millencourt.
    Die Nacht war hereingebrochen. Der Mond stand hoch am Himmel; er beleuchtete den Steinkreis mit blassem Schein und ließ Millencourts Gewand gespenstisch leuchten. Hätte Gwynneth nicht gewusst, wer sich hinter der einschüchternden Verkleidung verbarg, hätte sie sich wohl gefürchtet. So erfüllte Trotz ihr Innerstes, und sie war fest entschlossen, weder Angst noch Schwäche zu zeigen – obgleich die Worte der alten Kala wie ein nicht enden wollendes Echo in ihrem Bewusstsein nachhallten: »Ich habe dein Ende gesehen, dunkel und böse …«
    Die Vermummten, die den Opferplatz umstanden, stimmten einen dumpfen Gesang an. Er war in der alten, heidnischen Sprache gehalten. Die wenigen Brocken, die Gwynneth davon verstand, reichten aus, um zu begreifen, wovon er handelte.
    Von dunklen Geistern.
    Von Macht und Verrat.
    Und von Blut …
    Man brachte sie zum Opfertisch, wo man sie zwang niederzuknien. Ihre Hände waren gefesselt, sodass sie keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Der vermummte Millencourt hob die Arme, und augenblicklich verstummten seine Anhänger. Es wurde vollkommen still im Kreis der Steine, und Gwynneth konnte das Unheil, das ihr bevorstand, fast körperlich fühlen. Verzweiflung stieg in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu, aber sie kämpfte tapfer dagegen an.
    »Dieses Weib«, erhob Millencourt die Stimme, »hat es gewagt, sich gegen uns zu stellen. Sie hat uns belauscht, hat uns heimlich ausspioniert und uns an unsere Feinde verraten. Ihr alle, meine Brüder, wisst, welche Strafe auf ein solches Vergehen steht.«
    Die Vermummten antworteten erneut auf Keltisch – mit einem einzigen Wort. Es bedeutete ›Tod‹.
    »So ist

Weitere Kostenlose Bücher