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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatten schreckliche Angst in jener Nacht. Und hätte dieser junge Mann dort« – Scott deutete auf Quentin – »nicht so mutig und beherzt eingegriffen, wäre vielleicht noch Schlimmeres geschehen.«
    »Ich weiß, Sir, und ich bitte Sie, meine Entschuldigung dafür anzunehmen.«
    »Ihre Entschuldigung in allen Ehren, aber sie lässt die Gefahr nicht geringer werden, Inspector. Ich verlange, dass Sie Ihre Arbeit machen und diese Banditen fassen, die mich in meinem Heim angegriffen und bedroht haben.«
    »Nichts anderes versuche ich, Sir. Leider haben sich die Spuren verloren, die meine Männer und ich verfolgt haben. So etwas kommt vor.«
    »Vielleicht ja deshalb, weil Sie die falschen Spuren verfolgt haben«, versetzte Sir Walter bitter. »Mehrmals habe ich Sie auf die Indizien hingewiesen, auf die mein Neffe und ich gestoßen sind, aber Sie haben jede Hilfe ausgeschlagen. Dort draußen« – er deutete durch das große Fenster, das den Blick zur anderen Flussseite eröffnete – »ist der unwiderlegbare Beweis dafür in den Boden gebrannt, dass wir mit unseren Vermutungen richtig gelegen haben, die ganze Zeit über. Die Anschläge der letzten Wochen und das Runenzeichen stehen in einem Zusammenhang, Dellard, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht.«
    Der Inspector nickte bedächtig, schritt dann zum Fenster und blickte hinaus. Obwohl seit dem Überfall fast eine Woche vergangen war, konnte man noch immer die Stelle sehen, wo das Zeichen im Gras der Uferböschung gebrannt hatte. Eine Sichel wie die des Mondes, durchkreuzt von einem senkrechten Strich.
    Scott trat neben ihn, er konnte vor Wut und Enttäuschung kaum an sich halten. »Meine Gattin ist seit jener Nacht völlig außer sich, Dellard. Albträume verfolgen sie, in denen vermummte Reiter mit schwarzen Umhängen auftauchen, die ihr nach dem Leben trachten. Das muss aufhören, verstehen Sie?«
    »Was erwarten Sie von mir? Ich bin kein Arzt. Gegen die Albträume Ihrer Gattin vermag ich nichts zu unternehmen.«
    »Nein, aber Sie können die Ursache dafür beseitigen. Sie haben mir geraten, in Abbotsford zu bleiben, und ich habe mich an Ihren Ratschlag gehalten, Dellard. Doch damit ist alles nur noch schlimmer geworden, denn ich habe meine Feinde erst recht angelockt. Dieses feige Mordgesindel hat mich hier, in meinen eigenen Mauern, heimgesucht, und es ist niemand da gewesen, um die Meinen zu beschützen.«
    »Ich weiß, Sir, und es tut mir Leid. Ich hatte …«
    »Ich hatte Sie gebeten, einige Ihrer Männer zum Schutz von Abbotsford abzustellen, aber auch das haben Sie abgelehnt. Sie waren so von sich und Ihrer armseligen Theorie überzeugt, dass Sie alles andere darüber aus den Augen verloren haben. Um ein Haar wäre es zu einer Katastrophe gekommen.«
    Dellard straffte sich, seine Züge wurden noch härter. Stoisch wie eine Statue ließ er Sir Walters Vorhaltungen über sich ergehen, ohne dass sie Wirkung zeigten.
    »Sir«, sagte er schließlich, »es ist Ihr gutes Recht, wütend auf mich zu sein. An Ihrer Stelle wäre ich es vielleicht auch, und ich kann Ihnen nicht verdenken, wenn Sie einen weiteren Brief nach London schicken werden, um sich über mich und die Art meiner Amtsführung zu beschweren. Ich zweifle nicht daran, dass man Ihren Worten Glauben schenken und Ihnen in Anbetracht Ihrer Stellung als Vorsitzender des Obersten Gerichts und Ihrer Bekanntheit bei Hofe Recht geben wird. Daher werde ich den Entwicklungen vorgreifen und selbst von meinem Amt als ermittelnder Inspector zurücktreten. Ab sofort ist wieder Sheriff Slocombe für die Belange im Bezirk zuständig.«
    »Verdammt, was für eine Sorte Mann sind Sie, Dellard? Ist das Ihr Verständnis von Ehre? Einfach zu gehen, wenn die Dinge schwierig werden?«
    »Nun, Sir, ich hatte angenommen, dass Sie auf meiner Entlassung bestehen würden, und hielt es als ein Zeichen von Ehre …«
    »Ihre Ehre in allen Ehren, Dellard«, rief Sir Walter aus, »aber ich hätte nichts dagegen, wenn Sie zur Abwechslung einmal Ihren Verstand gebrauchten! Sie haben Fehler gemacht, keine Frage, aber ich halte Sie nach wie vor für einen fähigen Ermittler, wenn ich Ihre Methoden auch längst nicht gutheißen kann. Ich will nicht, dass Sie gehen, sondern ich verlange, dass Sie die Ermittlungen weiter führen. Ich will, dass Sie die Leute schnappen, die hinter diesen feigen Anschlägen stecken, und sie vor Gericht stellen. Dann wird meine Frau wieder ihren gerechten Schlaf finden, und wir alle werden aufatmen. Aber

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