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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bändigen. »Er hat mir das Leben gerettet und mich und meine Zofe in sein Haus aufgenommen. Ich stehe tief in seiner Schuld und werde nicht dulden, dass seine Ehre in meiner Gegenwart infrage gestellt wird.«
    »Langsam, mein Kind«, beschied Eleonore ihr kühl. »Du vergreifst dich im Ton.«
    »Lass nur, Mutter.« Malcolm lächelte. »Ganz offenbar ist meine zukünftige Ehefrau nicht nur äußerst schön und charmant, sondern hat auch das Herz eines Kämpfers. Das gefällt mir. Wollen Sie mir meine leichtfertigen Bemerkungen verzeihen, werte Mary?«
    Mary zögerte nur einen Augenblick. »Natürlich«, sagte sie darauf. »Und ich bitte mir zu vergeben, dass ich meine Stimme erhoben habe.«
    »Es ist vergeben«, versicherte Malcolm und wechselte das Thema. »Nach dem Frühstück werde ich Sie herumführen und Ihnen den Besitz der Familie Ruthven zeigen. Sie werden beeindruckt sein.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Die Familie derer von Ruthven blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, mein Kind«, erklärte Eleonore mit einem Unterton, der Mary nicht gefallen wollte. »Diese Traditionen zu wahren und den Besitz und die Stellung unserer Familie zu pflegen, ist das oberste Anliegen meines Sohnes.«
    »Natürlich, Mutter«, sagte Malcolm. »Aber langweile meine zukünftige Frau bitte nicht mit trockenen Fakten. Ich werde ihr lieber berichten, welche wunderbaren Fortschritte wir in den vergangenen Jahren auf unserem Land erzielt haben. Wo mein Vater, der in Frieden ruhen möge, noch Land an Bauern verpachtete, deren Zehnter kaum ausreichte, um die Kosten zu decken, werden heute hohe Gewinne erwirtschaftet.«
    »Auf welche Weise?«, wollte Mary wissen.
    »Schafzucht«, sagte Malcolm nur.
    »Sie sind in der Schafzucht tätig?«
    »Aber nein, Kind, nicht wir«, sagte Eleonore in einem Ton, als wäre die Frage an Absurdität nicht zu überbieten. »Wir stellen unsere Ländereien Schafzüchtern aus dem Süden zur Verfügung, die gut dafür bezahlen, ihr Vieh darauf weiden zu lassen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Mary nachdenklich. »Verzeihen Sie meine Fragen, die Ihnen sicher naiv erscheinen müssen … Aber was ist mit den Bauern geschehen, die dieses Land noch zur Zeit Ihres Vaters bewirtschaftet haben?«
    »Sie sind umgesiedelt«, sagte Malcolm schulterzuckend. »An die Küste.«
    »Sie haben das Land freiwillig verlassen?«
    »Das nun gerade nicht.« Der Laird lachte. »Die wenigsten von ihnen waren so einsichtig, freiwillig zu gehen. Nicht wenige mussten mit Gewalt dazu bewogen werden, und einigen besonders Starrsinnigen wurden zuerst die Häuser über den Köpfen angezündet, ehe auch sie zu der Einsicht gelangten, dass mein Entschluss unverrückbar feststand.«
    Mary sah ihren Bräutigam fragend an. »Sie haben diese Menschen aus ihrer Heimat vertrieben? Halten Sie das für gerecht?«
    »Es ist der Fortschritt, mein Kind. Der Fortschritt ist selten gerecht. Jedenfalls nicht zu Bettlern und Bauern, nicht wahr?«
    Erneut lachte er, und Mary konnte nicht anders, als sein Lachen als höhnisch und falsch zu empfinden. Mit Bitterkeit erinnerte sie sich an das, was ihr der alte Schotte im Jedburgh Inn über die Umsiedlungen erzählt hatte, und mit einem Mal kam es ihr so vor, als machte sich Malcolm über ihn lustig.
    »Verzeihen Sie, werter Laird«, versetzte sie deshalb kühl, »aber ich fürchte, Sie haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Das selbstgefällige Gelächter Malcolm of Ruthvens verstummte, und der Blick, mit dem er wie auch seine Mutter Mary bedachten, war ebenso prüfend wie vorwurfsvoll. »Was wollen Sie damit sagen, werte Mary?«
    »Ich will damit sagen, dass Sie nicht wissen, wie es ist, aus seiner Heimat vertrieben und dazu gezwungen zu werden, in der Fremde einen neuen Anfang zu wagen. Sie wissen nicht, welchen Mutes es dazu bedarf, und Sie haben nicht die geringste Ahnung, in welche Nöte Sie diese armen Menschen gestürzt haben.«
    Eleonores Gesichtsfarbe änderte sich auffällig; die Zornesröte schoss der Burgherrin ins Gesicht und färbte ihren blassen Teint rosa. Sie holte tief Luft, um Mary brüsk zurechtzuweisen, aber ihr Sohn hielt sie zurück.
    »Wenn du erlaubst, liebe Mutter«, sagte er, »würde ich gern darauf antworten und es Mary erklären.«
    »Es gibt eine Erklärung, die solches Unrecht rechtfertigen kann?« Mary hob die Brauen. »Ich muss gestehen, dass ich neugierig bin.«
    Malcolm lachte wieder, aber es klang nicht mehr ganz so selbstgefällig und überlegen wie

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