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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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meinen Vorzügen zu prahlen, dass es bisweilen fast unmöglich wird, ihren Lobeshymnen gerecht zu werden.«
    »Seien Sie versichert, dass Sie mich nicht enttäuschen, verehrter Laird«, sagte Mary höflich und erwiderte sein Lächeln – möglicherweise hatte der erste Eindruck, den sie von ihm gehabt hatte, sie doch getrogen.
    »Bitte, nennen Sie mich bei meinem Namen. Zwischen Brautleuten sollten keine Formalitäten stehen. Ich heiße Malcolm. Und nun haben Sie bitte die Freundlichkeit, meiner Mutter und mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.«
    »Gern«, erwiderte Mary und nahm am anderen Ende der Tafel Platz, wo für sie gedeckt worden war. Eine Dienerin kam und servierte ihr schwarzen Tee, dazu Toast und Konfitüre.
    Obwohl Mary einen wahren Bärenhunger hatte, der noch von der langen Fahrt herrührte, hütete sie sich, zu viel zu essen. Sie beschränkte sich darauf, ein winziges Häppchen Brot zu bestreichen und nur ein kleines Stück davon abzubeißen – viel lieber hätte sie mit Kitty bei den Zofen gefrühstückt, wo es Butter und Käse gegeben hatte.
    Peinliches Schweigen kehrte ein, und Mary konnte sehen, dass Eleonore ihrem Sohn drängende Blicke zuwarf.
    »Hatten Sie eine gute Reise?«, erkundigte sich Malcolm daraufhin hölzern.
    »Bedauerlicherweise nicht«, erwiderte Mary. »Nahe Selkirk wurde meine Kutsche von Wegelagerern überfallen. Mein Kutscher kam dabei ums Leben, und um ein Haar hätten auch meine Zofe und ich den Tod gefunden.«
    »Das ist unakzeptabel!« Malcolm of Ruthvens Faust krachte mit Wucht auf die Tischplatte. »Ich habe es endgültig satt, solche Geschichten zu hören. Noch heute werde ich einen Brief an die Regierung aufsetzen, in dem ich ein härteres Vorgehen gegen dieses Bauernpack fordern werde. Nicht auszudenken, wenn Ihnen etwas geschehen wäre, liebste Mary.«
    »Seien Sie beruhigt, werter Malcolm, es ist mir nichts geschehen. Zu meinem Glück waren beherzte Männer zur Stelle, die meiner Zofe und mir das Leben retteten. Wie sich herausstellte, war einer meiner Retter kein Geringerer als Sir Walter Scott.«
    »Walter Scott?« Malcolm hob die Brauen. »Sollte ich den Mann kennen? Offenbar ist er von Adel.«
    »Das ist er, wenn auch nicht nach gewohnten Maßstäben«, versicherte Mary. »Sir Walter ist ein großer Schriftsteller, der die Vergangenheit unseres Landes in prachtvollen Romanen wieder auferstehen lässt. Selbst am Hof zu London werden seine Bücher gelesen, allerdings ist er viel zu bescheiden, um sich dort als Urheber seiner Werke zu offenbaren.«
    »Bücher.« Malcolm machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Ich muss gestehen, meine Liebe, dass ich damit nicht allzu viel anzufangen weiß. Bücher mögen gut sein für Gelehrte und solche, die zu alt oder zu träge sind, um selbst große Dinge zu erleben. Ich für meinen Teil ziehe den Ruhm eigener Taten den Hirngespinsten irgendeines Fantasten vor.«
    Mary biss ein weiteres Häppchen von ihrem Brot ab und musste ganz langsam kauen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr die Worte sie verletzten. In einem einzigen Atemzug hatte Malcolm nicht nur Sir Walter und sein Werk beleidigt, sondern sie auch noch indirekt der Tatenlosigkeit und Trägheit bezichtigt – ein wenig viel, wenn man bedachte, dass sie einander eben erst kennen gelernt hatten.
    Vielleicht hätte Mary darüber hinwegsehen können, dass der Laird of Ruthven kein Literaturliebhaber war, hätte er nicht darauf bestanden, ihr eine Reaktion zu entlocken. »Wie denken Sie darüber, meine Liebe?«, fragte er. »Meinen Sie nicht auch, dass es einem Mann von Ehre besser zu Gesicht steht, sich eigenen Ruhm zu erwerben, als den Abenteuern erfundener Helden nachzueifern?«
    »Nicht alle von Sir Walters Helden sind erfunden«, erwiderte Mary darauf. »Einer seiner bekanntesten Romane ist beispielsweise Rob Roy gewidmet.«
    »Dem Dieb und Gesetzlosen?«, fragte Eleonore entsetzt.
    »Ein Dieb und Gesetzloser ist er stets nur in englischen Augen gewesen. Scott stellt ihn als Helden und Freiheitskämpfer dar, der sich dem Unrecht widersetzt, das ihm und seiner Familie angetan wird.«
    »Dann wundert es mich nicht, dass Verbrechen und Gesetzlosigkeit in den Lowlands immer mehr zunehmen«, konterte Malcolm, »wenn Menschen wie dieser Scott frei herumlaufen und Banditen zu Helden erheben.«
    »Sir Walter ist ein berühmter Künstler und ein großer Mann«, sagte Mary, wobei sie sich keine Mühe mehr gab, den Zorn in ihrer Stimme zu

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