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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Mondino leise, und wieder brannten Tränen in seinen Augen. »Aber allein schaffe ich es nicht. Ich brauche eine Frau an meiner Seite, und unsere Söhne brauchen jemanden, den sie Mutter nennen können, auch wenn niemand je deinen Platz in unseren Herzen einnehmen kann.« Seufzend legte er die Hände auf den Sargdeckel und fügte hinzu: »Wenn du wirklich einverstanden bist, gib mir bitte ein Zeichen.«
    Sofort schämte er sich seiner Worte. Damit stellte er sich auf eine Stufe mit den Frauen aus dem einfachen Volk. Die Toten schickten keine Botschaften, das war haltloser Aberglauben. Jetzt würde er gleich einen Vogel von einem Zweig auffliegen sehen oder eine tote Ratte im Kanal und würde sich einreden, dies sei ein gutes oder schlimmes Vorzeichen. Doch in Wirklichkeit taten Vögel ja nichts anderes, als von Zweigen aufzufliegen, und tote Ratten waren ein ziemlich alltäglicher Anblick.
    Erst das menschliche Hirn verwandelte sie in Bestätigungen oder Ablehnungen von irgendetwas.
    Diese logische Überlegung brachte ihn wieder zu sich. Er war froh darüber, dass er sein Herz ausgeschüttet hatte, und fühlte sich viel besser, aber jetzt war der Moment, sich seinen Gefühlen hinzugeben, vorbei. Er trocknete sich mit einem Ärmel seines Gewandes die Tränen, atmete tief durch und wollte sich gerade von seiner Frau verabschieden.
    »Messer de’ Liuzzi«, sagte da eine Frauenstimme hinter ihm.
    Mondino drehte sich ruckartig um. Vor ihm stand eine schöne junge Frau in Trauer. Etwa zwanzig Jahre alt, blonde Haare und blaue Augen.
    »Verzeiht, falls ich Euch erschreckt habe«, fuhr sie fort. »Erinnert Ihr Euch an mich? Ich bin Mina, die Tochter von Gandone.«
    Mondino hatte sie zum letzten Mal vor sechs oder sieben Jahren gesehen, als er sie von einem Hautausschlag geheilt hatte. Damals war sie kaum mehr als ein kleines Mädchen gewesen. Er erinnerte sich, dass sie häufig zu ernste Dinge für ihr Alter sagte und damit die Erwachsenen in Verlegenheit brachte. Während der Behandlung hatte sie ihn ins Herz geschlossen und einmal sogar alle zum Lachen gebracht, als sie erklärte, wenn sie groß wäre, würde sie ihn heiraten.
    »Ich habe Euch nicht wiedererkannt, Madonna«, stammelte Mondino, der es nicht wagte, den vertraulichen Ton von früher anzuschlagen, als sie ein kleines Mädchen war. »Ihr habt Euch sehr verändert.«
    »Hoffentlich nur zum Besten«, sagte sie. »Ich bin zu Euch gekommen, um Euch zu fragen, ob Ihr heute Abend bei uns speisen wollt.«
    »Aber ich bin Eurem Vater doch seit Jahren nicht mehr begegnet«, erwiderte Mondino widerstrebend. »Wie kommt es …«
    »Ich habe ihn darum gebeten«, gestand sie und sah ihn eindringlich an. »Ich habe Euch vorhin vorüberlaufen sehen und mir gedacht, es könnte schön sein, einmal wieder mit Euch zu sprechen.«
    »Ich möchte Euch nicht durch ein Nein beleidigen, Madonna, aber ich bin in diesen Tagen nicht gerade heiterer Laune. Ich bin nicht in der Stimmung zu lächeln und über Nichtigkeiten zu plaudern, wie es auf Festen üblich ist. Ich würde Euch nur den Abend verderben.«
    »Ein Fest? Wir sind gekommen, um das frische Grab meines Bruders zu besuchen. Bei uns zu Hause steht niemandem der Sinn nach Festen.«
    Mondino betrachtete sie. Ein ovales Gesicht, das unter dem schwarzen Schleier von blonden Locken umrahmt wurde, thronte auf ihrem gertenschlanken Körper. Ihre blauen Augen blickten ernst und eindringlich.
    »Und aus welchem Grund ladet Ihr mich ein?«
    »Ihr könntet uns erzählen, was diese Verrückten, die versucht haben, die Stadt niederzubrennen, damit zu erreichen hofften. Alle reden darüber, aber niemand scheint etwas Genaues zu wissen. Also, nehmt Ihr an?«
    »Erzählen gehört nicht gerade zu meinen Talenten, Madonna.«
    »Ich bitte Euch«, beharrte Mina. »Mein Bruder ist bei einem der Brände gestorben, die sie entfacht haben, und es würde uns guttun, wenn wir uns bemühten, ihre Beweggründe zu begreifen. Zumindest bin ich sicher, dass dies für mich gilt.«
    »Nun gut. Bis heute Abend dann.«
    Sie dankte ihm, verneigte sich und ging zurück zu ihrer Familie. Mondino folgte ihr mit den Augen, bis sie die Kapelle erreichte, in der sich ihre Angehörigen versammelt hatten. Mina wirkte wie der Typ Frau, die einen Haushalt führen konnte, aber auch Verständnis für die Unrast eines Ehemanns mit einem schwierigen Charakter aufbringen würde. Soweit er sich erinnerte, hatte sie eine tiefe Seele, die sich nie mit notdürftigen Erklärungen

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