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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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werden, der auch diese Gelegenheit benutzt hatte, um sich in den Vordergrund zu spielen. Der Podestà hatte erklärt, er hätte Mondino vom ersten Augenblick an vertraut, ihm jede nötige Unterstützung gewährt und Azzone zurückgehalten, der nur auf Rache gesonnen hatte. Die Aussagen von Eleonora Lamberti und ihrer Magd Annina hatten den Ausschlag gegeben, und nach nur einem Tag hatten die Richter den Arzt wegen Notwehr freigesprochen.
    Eleonora war zumindest körperlich vollkommen geheilt. Azzone hatte sie beinahe zu Tode geprügelt und ihr dabei die Nase und zwei Rippen gebrochen. Die Nase war ein wenig schief geblieben, doch Mondino fand, dass dies Eleonoras Reize nur steigerte: eine asymmetrische Besonderheit, die ihr perfektes Gesicht menschlicher und noch begehrenswerter wirken ließen.
    Er trank einen weiteren Schluck auf diese unerfüllbare Liebe.
    Eleonora hatte den Vorsteher der Seidenhändlerzunft dazu gebracht, ihr Azzones Manufaktur anzuvertrauen, die sie sonst hätte verkaufen müssen, indem sie sich verpflichtete, die Schulden ihres Ehemannes innerhalb von zwei Jahren zu begleichen. Eine Frau an der Spitze eines handwerklichen Betriebes war ziemlich ungewöhnlich, und die Versammlung der Zunft hatte sich lange beraten, hatte sie ihm bei ihrem Besuch erzählt. Doch schließlich hatte Eleonora erreicht, was sie wollte.
    Mondino hatte sie dazu beglückwünscht, doch als er ihr Gespräch gerade mit einer höflichen Bemerkung beenden wollte, hatte er sich plötzlich, ohne zu wissen, warum, ganz nah bei ihrem Gesicht wiedergefunden. Eleonoras grüne Augen hatten ihn mit beinahe schmerzhafter Eindringlichkeit angestarrt. Er wusste nicht mehr, wer sich wem zuerst in die Arme geworfen hatte, aber er erinnerte sich genau an den leidenschaftlichen Kuss, den sie im Stehen in dem großen Raum neben dem Tisch ausgetauscht hatten, auf dem der Zimmermann gestorben war.
    Als sie sich voneinander lösten, lag keine Freude in ihren Augen. Wehmut vielleicht und ein wenig Trauer über das, was hätte sein können.
    »Ich werde Euch wohl nicht wiedersehen«, hatte Mondino gesagt.
    »Nein. Ich hoffe, dass Ihr mich versteht.«
    Mondino konnte es gut nachvollziehen. Selbst wenn ihr Gemahl ein Scheusal gewesen war, war es ihr unmöglich, die Geliebte des Mannes zu werden, der ihn getötet hatte. Der tote Azzone hätte immer zwischen ihnen gestanden.
    Von da an hatte er diesen Druck in der Brust immer stärker gespürt, der seit Tagen nicht von ihm abließ. Er hatte versucht, ihn nicht zu beachten, dann ihm zu widerstehen. Doch an diesem Nachmittag hatte sein Herz über seinen Verstand gesiegt und ihn befeuert vom Wein dazu gebracht, das Haus zu verlassen und jene Blumen zu kaufen.
    Er ließ den Becher zur Hälfte geleert auf dem Tisch stehen und legte eine Münze daneben. Dann nahm er seine Schneeglöckchen und verließ die Schenke.
    Kurz darauf bog er hinter der Kirche der Heiligen San Vitale und Agricola in Arena ab und betrat den kleinen Friedhof durch ein Holztörchen. Sechs oder sieben Menschen hatten sich im Gebet vor einer Kapelle versammelt. Mondino erkannte Gandone de’ Gandoni mit Kindern und Verwandten. Sie waren bestimmt gekommen, um das Grab des Erstgeborenen zu besuchen, der bei dem Brand umgekommen war.
    Er war nicht in der Stimmung, um stehen zu bleiben und sie zu begrüßen, deshalb ging er gesenkten Kopfes weiter zum Familiengrab. Dort ruhte sein Vater Rainerio, der in diesem Frühjahr gestorben war, und dort würden auch er und sein Onkel Liuzzo begraben werden, wenn ihre Stunde gekommen war.
    Er blieb vor dem Sarkophag aus grauem Sandstein stehen, in dem die Gebeine seiner Frau Giovanna ruhten. Er legte die Blumen auf den Deckel, und endlich ließ er den Tränen, die er nach ihrem Tod und dem seines Vaters so lange zurückgehalten hatte, freien Lauf. Mondino weinte, bis er feststellte, dass diese Last nicht mehr auf seine Brust drückte.
    Dann erst erzählte er Giovanna leise alles, was von ihrem Tode an geschehen war. Er schilderte ihr die Wagnisse, die er eingegangen war, die Gefahren, denen er sich selbst und ihre Söhne ausgesetzt hatte, und wie allein er sich fühlte und wie unfähig, seine Aufgabe als Vater und Familienoberhaupt zu erfüllen.
    Giovanna hatte es gewusst. Deshalb hatte sie ihm vor ihrem Tod das Versprechen abgenommen, sich bald wieder zu verheiraten. Sie kannte ihn besser als er selbst.
    »Ich wollte die Erinnerung an dich nicht verraten, indem ich mir eine neue Frau nehme«, sagte

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