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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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werdet Jahre brauchen, damit ein jeder von euch seine eigene Gabe zu voller Entfaltung bringen kann. Deshalb habe ich die Gnadengaben auch unter euch aufgeteilt, anstatt jeden von euch mit den gesammelten Kräften des Heiligen Geistes zu segnen.« »Und warum habt Ihr das nicht getan? Ich meine, was habe ich als Ritter und Schwertkämpfer denn davon, dass ich nun möglicherweise wie ein Fisch im Wasser schwimmen kann?«, fragte Tarik. »Schwimmen konnte ich doch vorher schon.« Der Abbé schmunzelte. »Ich weiß, deshalb fiel meine Wahl dabei ja auch auf dich.« Tarik verzog das Gesicht. »Nicht dass ich mich beklagen will, aber kämpfen werde ich nun mal an Land und da wäre mir eine andere Fähigkeit bestimmt nützlicher gewesen.« »Stünden mir noch einige ältere, erfahrene Gralshüter zur Verfügung und wäre die Lage nicht so kritisch, wären euch alle Kräfte des Heiligen Geistes zuteil geworden«, antwortete Abbé Villard. »Und dann hättet ihr im Schutz der Bruderschaft ausreichend Zeit gehabt, eure Fähigkeiten zu entwickeln. Aber die Zeit habt ihr nicht. Und welcher Krieger hat denn bessere Aussichten, sich gefährlichen, kampferfahrenen Feinden erfolgreich zu erwehren: der junge Ritter, der sich zur selben Zeit im Umgang mit Schwert, Lanze, Streitaxt, Bogen und Armbrust übt und von allem ein wenig beherrscht? Oder derjenige, der sich auf eine einzige Waffe konzentriert und es darin vergleichsweise schnell zur Meisterschaft bringt?« »Natürlich der Mann, der sich auf eine Waffe beschränkt und sie meisterhaft zu führen versteht«, antwortete McIvor. »Wer von vielem nur ein wenig kann, aber in nichts wirklich überragend ist, macht es als Krieger so lange wie ein lahmender Fuchs auf der Flucht vor einer Meute Jagdhunde!« Der alte Gralshüter nickte zustimmend. »Genau deshalb hat jeder von euch auch nur eine besondere Fähigkeit erhalten. Also übt euch darin, macht mit Umsicht Gebrauch davon, lernt, die Zeichen zu erkennen, wann euch die Kräfte verlassen. Und vergesst vor allem niemals, dass euch die Gnadengaben der zweiten Weihe als Gralshüter nur dann zu Willen sind, wenn ihr Einsatz im Dienst eures heiligen Amtes steht. Versucht ihr, damit zu protzen oder sie aus anderen niederen Beweggründen einzusetzen, werdet ihr kläglich scheitern!« Er machte eine Pause, damit die Ermahnung tief in ihnen einsank. Tarik seufzte verhalten. »Was einer Hand nicht bestimmt ist, kann sie auch nicht erlangen. Und der Fischer wird keinen Fisch im Tigris fangen, es sei denn, es ist ihm so bestimmt«, murmelte er, offenbar in Gedanken immer noch damit beschäftigt, dass seine göttliche Gabe fast ausschließlich im Wasser von Nutzen war und ihm als Krieger keine große Hilfe sein würde. Dann sah er die Blicke der anderen auf sich gerichtet, errötete und zwang sich zu einem verlegenen Lächeln. »Schon gut! Kein weiteres Wort der Klage! Wie würde mein seliger Vater jetzt mahnend sagen: ›Ein Mann mit Talent, dessen Geschick seiner Sehnsucht nicht entspricht, geht besser an einen Ort, wo niemand seinen Namen kennt.‹« Und ein wenig beschämt fügte er hinzu: »Nein, ich denke, ich bleibe lieber bei euch und will Gott für das danken, was er mir geschenkt hat.« Gerolt, Maurice und McIvor nickten ihm zu. »So, und jetzt lasst uns zum Baptisterium des heiligen Joseph von Arimathäa hinübergehen«, forderte Abbé Villard sie auf. »Dort können wir uns setzen und unser Gespräch fortführen, gibt es doch noch einiges zu bereden, bevor ich euch auf die Reise schicken kann.«

9

    Er ging mit ihnen zur Felsennische mit dem Wasserbe cken, wo sie auf den Bänken Platz nahmen. Sie hatten noch viele Fragen an den Abbé. Diese betrafen jedoch nicht allein die außergewöhnlichen Gaben, mit denen der Heilige Geist sie für ihre Aufgabe als Gralshüter gesegnet hatte. So wollte Maurice wissen, mit welch einer Lebenserwartung sie nun rechnen durften, nachdem sie aus dem heiligen Kelch, dem Quell des ewigen Lebens, getrunken hatten. »Genau vermag das niemand zu sagen«, antwortete Abbé Villard nachdenklich. »Der Heilige Gral und seine geheimen Kräfte werden für uns Sterbliche auf immer ein Geheimnis bleiben. Die Erfahrungen, die wir Gralshüter in den bald dreizehnhundert Jahren der Bruderschaft gesammelt haben, lässt jedoch den Schluss zu, dass die Tiefe des Glaubens dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Ich habe in meinem Leben nur dreimal aus dem Kelch getrunken und verspüre kein Verlangen, es ein

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