Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Kapitän!«, verteidigte sich Leonides Dukas erregt und warf den Templern einen bösen Blick zu. »Sie haben mich mit blanker Waffe dazu gezwungen, diese drei da aus dem Wasser zu fischen!« Dabei machte er eine abfällige Handbewegung in Richtung der drei Granvilles, die neben der Bordwand niedergesunken waren. »Hätte ich mich von ihnen in Stücke hauen lassen sollen?« »Die Familie Granville steht uns sehr nahe!«, mischte sich nun Gerolt ein. »Hättet Ihr vielleicht Freunde von Euch vor Euren Augen ertrinken lassen, Kapitän?« »Ich trage für mehr als nur eine Handvoll Freunde die Verantwortung, Tempelritter! Seht Euch doch nur auf dem Deck um! Vor lauter Flüchtlingen kann man kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen!«, erwiderte Nikos Patrikios ungehalten. »Ich habe die Sicherheit meines Schiffes mit seiner Besatzung und mehr als hundertfünfzig Flüchtlingen zu gewährleisten!« »Nun sind es eben drei mehr geworden! Und dabei wird es auch bleiben!«, beschied Maurice ihn barsch. »Also ersparen wir uns weiteres unnützes Gerede!« »Natürlich soll es Euer Schaden nicht sein, Kapitän Patrikios!«, fügte Gerolt schnell hinzu, als er sah, wie sich die Miene des Zyprioten verfinsterte. Er wünschte einmal mehr, Maurice wüsste sein schnell aufflammendes hitziges Temperament besser zu zügeln und sich in solchen Situationen diplomatischer zu verhalten. »Wir wissen Eure Nachsicht zu schätzen und werden Euch für Eure Großzügigkeit mehr als angemessen in Gold entschädigen. Ihr könnt also mit einem hübschen Batzen aus der Templerkasse rechnen. Und jetzt wollen wir Euch nicht länger von Eurer Arbeit abhalten.« Kapitän Nikos Patrikios kniff den Mund grimmig zusammen, schien jedoch halbwegs besänftigt zu sein. Er nickte ihnen knapp zu und winkte einen seiner Seeleute heran, die in der Nähe standen und dem gereizten Wortwechsel neugierig gefolgt waren. »Basileios! Führe die Tempelherren zu der Kabine unter Deck, die ich für sie freigehalten habe! Du weißt, die ganz hinten am Heck!«
»Ich weiß Bescheid, Kap’än«, nuschelte der stiernackige See mann, bei dem es sich um den Quartiermeister der Calatrava han delte, wie sich sogleich herausstellen sollte. Nikos Patrikios wandte sich von ihnen ab und erteilte eine Reihe von scharfen, knappen Kommandos. Leonides Dukas übernahm das Steuer und der Schlagmann auf dem tiefer liegenden Laufsteg zwischen den Reihen der insgesamt hundertsechzig Ruderer ließ seine bauchige Standtrommel erdröhnen, mit der er den Rhythmus der Ruderschläge vorgab. Mit Peitschen bewehrte Aufseher bezogen ihre Posten auf dem Laufsteg. Die mit eisernen Fußfesseln angeketteten und zerlumpten Ruderer, fast ausschließlich Sklaven oder zum Galeerendienst verurteilte Verbrecher, griffen jeweils zu zweit zu den langen Riemen. Mit dem perfekten Gleichmaß einer Maschine tauchten achtzig Langriemen gleichzeitig ein und pflügten in dem rasch schneller wer denden Takt des Rudermeisters durch die Fluten. Die Calatrava nahm Geschwindigkeit auf und suchte Anschluss an die anderen Galeeren und Segler, die sich schon aus den Küstengewässern entfernt hatten. Ein Konvoi von vielen Schiffen bot größtmögli che Sicherheit. »Die Kabine, die unser Käp’än für Euch frei gehalten hat, dürfte für vier Männer von Eurer Statur reichlich eng werden«, raunte ihnen Basileios indessen vertraulich zu, um dann mit einem verschlagenen Augenzwinkern fortzufahren: »Aber als Quartiermeister könnte ich Euch unter Umständen eine geräumigere verschaffen. Ich bräuchte bloß einige Leute umzuquartieren. Das könnte zwar etwas Ärger geben, lässt sich aber schon machen, wenn Ihr bereit seid, Euch für diese Gefälligkeit erkenntlich zu zeigen.« »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Maurice, diesmal um einen freundlichen Tonfall bemüht. »Wir überlassen unsere Kabine dem Herrn Granville mit seinen Töchtern, die ihrer dringender bedürfen als wir.« Seine Gefährten nickten, hatten sie doch denselben Gedanken gehabt. Und Gerolt fügte nur noch hinzu: »Kümmert Euch gut um sie und besorgt ihnen vor allem trockene Kleidung und eine warme Mahlzeit, wenn das möglich ist! Es soll Euer Schaden nicht sein, Quartiermeister.« Basileios grinste zufrieden. »Ich werde mich um sie wie eine Glucke um ihre junge Brut kümmern!«, versprach er beflissen und zwängte sich zu Gustave Granville und seinen Töchtern durch. Tarik verzog das Gesicht und murmelte spöttisch: »Ein Quäntchen Gold ist
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