Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Schiff belagern, und es wird mit jeder Minute schlimmer. Die verfluchten Mamelucken haben die letzten Verteidigungslinien überrannt und werden noch vor Einbruch der Nacht die ganze Stadt unter ihre Kontrolle gebracht haben.« »Bis auf die Eisenburg«, warf einer der Ruderer ein. »Da haben sich Eure Ordensbrüder verschanzt. Es heißt, sie wollen bis zum letzten Mann kämpfen.« »Na ja, bis auf vier«, warf ein anderer spöttisch ein. »Noch ein derartiges Wort und ich schicke dich in Stücken zu den Fischen!«, fuhr Maurice ihn an und legte die Hand warnend auf den Griff seines Schwertes. »Niemand hat je ungestraft einen Templer der Feigheit bezichtigt! Wir befinden uns nicht auf der Flucht vor den räudigen Mamelucken, sondern sind mit einer Mission betraut, deren Bedeutung du nicht einmal in hundert Jahren des Grübelns erahnen kannst!« »Lass es gut sein«, sagte nun Gerolt besänftigend, der indessen mit Tarik und McIvor ins Boot gestiegen war. »Die Männer können davon nichts wissen. Sehen wir zu, dass wir von hier wegkommen.« Tarik nickte und raunte ihm zu: »Die beste Antwort einem Narren gegenüber ist Schweigen.« Maurice warf den Seeleuten noch einen wütenden Blick zu, beließ es jedoch dabei und nahm mit seinen Gefährten auf den freien Ruderbänken Platz. Das Beiboot legte von der Felsenbank ab und die vier Seeleute legten sich kräftig in die Riemen, um so schnell wie möglich zu ihrem Schiff zurückzukehren.
2
Als sie sich der Calatrava näherten, sahen sie, dass es sich bei dem Schiff um eine leichte Handelsgaleere mit einem Hauptmast und einem kleineren Mast auf dem Vorschiff handelte. Zu beiden Seiten ragten zwei übereinanderliegende Reihen von jeweils gut zwanzig Ruderblättern aus den viereckigen Rumpföffnungen. Unter normalen Bedingungen mochte das Schiff zu den schnellen seiner Art zählen. Doch schon von Weitem konnte man sehen, dass die Galeere diesmal kaum zu großer Geschwindigkeit fähig sein würde. Sie war sichtlich überladen. Ein Blick auf das Oberdeck, das wie von Menschen überschwemmt wirkte, genügte, um zu erahnen, wie es unter Deck zugehen musste. Dennoch bedrängten noch mehrere Ru derboote voll mit Flüchtlingen das Schiff. Sie waren vielleicht noch dreißig, vierzig Bootslängen von der Ca latrava entfernt, wo Kapitän Nikos Patrikios mittlerweile schon mit dem Einholen des Ankers begonnen hatte, als sich zu ihrer Linken ein weiteres Drama abspielte. Die Insassen von drei dicht besetzten Ruderbooten hatten einem offenen, einmastigen Fi scherboot, in dem schon über ein Dutzend Personen kauerte, den Weg abgeschnitten und es auf seiner Steuerbordseite zu fassen bekommen. Ein wildes Handgemenge war zwischen den Leuten in den Ruderbooten und denen im Fischerboot entbrannt. Von panischer Todesangst getrieben, schrien und schlugen sie rücksichtslos aufeinander ein. Aber die Flüchtlinge in den Ruderbooten waren bei Weitem in der Überzahl und nichts vermochte sie davon abzuhalten, auf das Fischerboot zu klettern, das allein Hoffnung auf Rettung bot. Von aller Vernunft verlassen, versuchten sie, das Gefährt auf der Steuerbordseite im Sturm zu nehmen. Das Fischerboot war dem einseitigen Gewicht der an Bord drängenden Menschentrauben nicht lange gewachsen. Auch als es sich schon gefährlich neigte, ließen die Flüchtlinge in den Ruderbooten dennoch nicht von ihrem törichten Enterversuch ab. Jeder hoffte, der andere würde nachgeben, sofern es in diesem Moment überhaupt noch einen gab, der zu einem klaren Gedanken fähig war. Keiner wollte derjenige sein, der zurückblieb. Und dann geschah das Unvermeidliche. Das Fischerboot schlug plötzlich voll Wasser und kenterte schlagartig über die Steuerbordseite. Es begrub eines der Ruderboote unter sich. Ein zweites drückte es mit seinem Mast unter Wasser, der wie eine Riesenkeule aus der Höhe herabfiel, das Boot zertrümmerte und versenkte. Verzweifelt schrien die ins Meer geschleuderten Menschen um Hilfe. Die wenigsten konnten schwimmen. Einigen gelang es, sich an den Rumpf des Fischerbootes zu klammern, das kieloben im Wasser trieb. Andere bekamen ein Stück der Trümmer zu fassen. Die meisten kämpften jedoch mit dem Ertrinken, unter ihnen Frauen und Kinder und Alte. Und das dritte Ruderboot, das unbeschädigt geblieben war und in dem jetzt bloß noch eine Handvoll Flüchtlinge saß, beeilte sich, so schnell wie möglich von dem Unglücksort wegzukommen, um nun nicht seinerseits Gefahr zu laufen, von den Überlebenden
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