Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
im Wasser zum Kentern gebracht zu werden. »Legt einen Schlag zu!«, schrie Leonides Dukas seinen Männern zu. »Und haltet das Boot von ihnen fern! Wir können keinen retten. Diese verdammten Schwachköpfe haben sich das Unglück selbst zuzuschreiben.«
Gerolt sprang jäh auf und hielt sich dabei an Tariks Schulter fest, glaubte er aus dem schauerlichen Lärm doch bekannte Stimmen heraushören zu können. »Wartet!«, rief er dem Steuermann zu und spähte angestrengt zur Unglücksstelle hinüber. »Da schwimmen Leute, die wir kennen! . . . Ja, das sind die Granvilles! ...Da drüben! Ich kann sie ganz deutlich erkennen!« »Du hast recht!«, stieß Tarik hervor. »Jetzt höre ich es auch!... Heiliger Christophorus, es sind wirklich die Granvilles! Der Mann, der sich mit seinen beiden Töchtern an einem Stück Holz fest hält! . . . Wir müssen sie retten!« »Das kommt überhaupt nicht infrage!«, sagte Leonides Dukas barsch. »Weder haben wir die Zeit, um uns damit aufzuhalten, noch ist Platz für sie auf der Calatrava! Jetzt muss jeder selber se hen, wie er seine Haut in Sicherheit bringt! Wir bleiben auf Kurs, Männer!« Nun war es McIvor, der aus der Haut fuhr. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, war mit einem Satz zwischen den Bänken der Ruderer und riss sein Schwert aus der Scheide. »Du wirst sofort das Ruder umlegen!«, herrschte er den Steuermann an und hielt ihm die Klinge an die Kehle. »Oder ich werde tun, was mein Freund dir vorhin angedroht hat! Hast du mich verstanden?« Leonides Dukas wurde blass. »Hol dich der Teufel, Templer!«, stieß er mit ohnmächtiger Wut hervor, tat jedoch, was McIvor ihm befohlen hatte. Das Boot schwenkte scharf herum und nahm Kurs auf die drei Granvilles, die sich nur mit Mühe an einer halb zertrümmerten Ruderbank über Wasser hielten. »Haltet aus!«, schrie Gerolt ihnen vom Bug aus zu. »Wir kommen euch holen! Gleich seid ihr gerettet!« Wenige Augenblicke später hatten sie die drei hilflos in den Wellen treibenden Granvilles erreicht. Gerolt beugte sich über die Bordwand und zog zuerst die kleine Heloise aus dem Wasser. Dann half er zusammen mit Tarik, ihre ältere Schwester in Sicherheit zu bringen. Den schwergewichtigen Kaufmann ins Boot zu hieven, kostete einiges mehr an Anstrengung. Er würgte und erbrach Salzwasser und galligen Schleim, als sie ihn hochzerrten und sich das harte Dollbord dabei tief in seinen Bauch presste. Aber dann lag auch er, triefend und heftig nach Atem ringend, zwischen seinen Töchtern, denen die Todesangst noch immer ins Gesicht geschrieben stand. Sie zitterten wie Espenlaub und hielten sich gegenseitig umklammert, als wollten sie sich nie wieder voneinander lösen. »Nichts wie zum Schiff!«, schrie der Steuermann und warf die Ruderpinne wieder herum. »Wenn wir noch eine Minute länger hierbleiben, wird das uns allen zum Verhängnis werden! Legt euch in die Riemen, Männer!« Diesmal erhob keiner der Templer Widerspruch, auch wenn ihnen das Schicksal der anderen Unglücklichen im Wasser Herz und Kehle zuschnürte. Aber sie wussten, dass Leonides Dukas nicht übertrieben hatte. Mehr Personen vermochte das Beiboot wirklich nicht aufzunehmen. »Wieder seid Ihr es...die uns das Leben retten! . . . Womit haben wir . . . dieses gnädige . . . Schicksal nur verdient? . . . Zweimal den Tod vor Augen und dann . . . dann kommt Ihr Tempelritter! . . . Der Herr segne Euch . . . tausendfach für Eure Güte und... Euren tapferen Beistand!«, stieß Gustave Granville hervor und vor Dankbarkeit und Erlösung liefen ihm die Tränen über die Wangen. Er griff nach Gerolts Hand und wollte sie küssen. Gerolt entzog sie ihm rasch. »Wir haben getan, was jeder andere aufrichtige Christ wohl auch getan hätte. Ich wünschte, wir hätten dasselbe auch noch für viele andere tun können.«
»Es scheint unsere Bestimmung zu sein, immer dann in Euer Leben zu treten, wenn Ihr in höchster Bedrängnis seid«, sagte Maurice und lächelte Beatrice dabei aufmunternd zu. »So scheint es in der Tat«, antwortete Beatrice mit kraftlos zittriger Stimme. »Doch wäre ich Euch und Euren Ordensbrüdern lieber unter freundlicheren Umständen wieder begegnet.« »So entsetzlich die Umstände auch sein mögen, so sehr erfreut uns doch alle die schicksalhafte Fügung, dass wir Euch nun auf demselben Schiff wissen, das uns nach Zypern bringt. Wir können uns wahrlich keine angenehmere Gesellschaft wünschen als die Eure, Beatrice«, sagte Maurice, um dann rasch
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