Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
oftmals wirkungsvoller als hundert Pfund Kraft!« Die Granvilles wollten das großherzige Angebot der Tempelritter erst nicht annehmen, waren jedoch zu erschöpft und mitgenommen, um sich lange dagegen zu sträuben. Und so ließen sie sich nach kurzem Zureden dankbar vom Quartiermeister hinunter in die Kabine führen. Indessen stand Gerolt mit seinen Gefährten an Steuerbord an der Reling und warf einen letzten Blick hinüber auf das in Blut und Asche versinkende Akkon. Überall brannten Wehrtürme und Häuser. Der böige Wind wirbelte riesige Rauchfahnen durcheinander. Und wenn sie aus der Entfernung auch keine Einzelheiten mehr erkennen konnten, so sahen sie doch vor ihrem geistigen Auge das fürchterliche Gemetzel, das die von allen Seiten hereinströmenden Mamelucken jetzt in den Straßen der eroberten Stadt und rund um den Hafen unter den Unglücklichen anrichteten, die nicht hatten fliehen können. Der Feind würde weder Frauen noch Kinder und Alte verschonen. Die Stunde ungezügelter, maßloser Mordlust, Vergewaltigung und Brandschatzung war gekommen. Und wer diesem fürchterlichen Blutbad nicht zum Opfer fiel, auf den wartete die Verschleppung in die Sklaverei. Lähmendes Schweigen lag wie ein erdrückendes Leichentuch über der Galeere. Es fiel nicht ein einziges lautes Wort. Nur das dumpfe, monotone Dröhnen der Trommel war zu hören, begleitet vom Knarren der Langriemen und vom Rauschen des Wassers. Die Gedanken der vier Gralshüter gingen zu Abbé Villard, Bismillah und Dschullab und zu ihren Ordensbrüdern, die sich in der Eisenburg verschanzt hatten und dem Templerschwur getreu wohl die Letzten sein würden, die in Akkon ihr Leben im Kampf lassen würden. Nie zuvor hatten sie eine tiefere Erschütterung empfunden. Vor ihren Augen versank mit Akkon nach zweihundert Jahren blutigen Kampfes endgültig das einstige stolze Reich der Kreuzfahrer, das Königreich Jerusalem!

3

    Längst lag die Küste des Heiligen Landes außer Sicht und war der letzte Schimmer Tageslicht am westli chen Horizont erloschen. Nicht ein einziger Stern ließ sich am Nachthimmel ausmachen. Dicht geschlossen wie eine gewaltige Platte aus schmutzigem Schiefer, hing die Wolkendecke über dem Meer. Der kräftige Wind, der die Segel in der ersten Stunde noch prall gefüllt hatte, war einer vollkommenen Flaute gewichen. Schlaff hing das graue Segeltuch von den Masten. Jetzt trieb allein die Muskelkraft der Rudermannschaft die Galeere durch die finstere Nacht. Ein halbes Dutzend Schiffslampen kämpfte mit ihrem bescheidenen Schein gegen die Dunkelheit an, die sie von allen Seiten umschloss. Die Lichter der anderen Schiffe, die zu dem Konvoi aus acht Seglern und drei Galeeren gehörten, wirkten aus der Entfernung wie die Irrlichter einer weit auseinandergerissenen Karawane. Der Rudermeister an der Trommel hatte auf Befehl von Nikos Patrikios zu einem bedeu tend langsameren Schlagtakt gewechselt als zu Beginn der Reise, damit die kleineren Schiffe den Anschluss nicht völlig verloren. Gerolt rätselte, wie der Kapitän der Calatrava und die Steuermän ner auf den anderen Schiffen ohne die Hilfe der Sternbilder am Himmel wussten, welchen Kurs sie steuern mussten, um sie auf geradem Weg nach Zypern zu bringen. Er saß mit seinen Gefährten an die Reling gelehnt unter dem Vordach des zweistöckigen Kastells, das sich am Heck der Galeere über das lange Schiffsdeck erhob. Neben ihm waren McIvor und Maurice an der Bordwand zusammengesunken und schnarchten um die Wette. Auch Tarik schien zu schlafen, doch sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Er hatte sich den ledernen Tragegurt des Beutels mit dem Heiligen Gral zweimal um seinen Unterarm geschlungen und seine Hand ruhte auf dem schwarzen Würfel, dessen quadratische Umrisse sich unter dem alten Segeltuch abzeichneten. Auf dem Mittelteil des Oberdecks hatten diejenigen der gut hundertfünfzig Flüchtlinge, für die kein Schlafplatz unter Deck zur Verfügung stand, ihr provisorisches Nachtlager aufgeschlagen. Aber auch viele der scheinbar besser gestellten Kabinenpassagiere hatten es vorgezogen, die ersten Nachtstunden unter freiem Himmel zu verbringen. In den engen und überfüllten Verschlägen unter Deck war die Luft zu stickig und vom intensiven Geruch des allgegenwärtigen Teers durchdrungen, mit dem die Ritzen zwischen den Schiffsplanken abgedichtet wurden. Zu ihnen gehörten auch die Granvilles. Sie kauerten an Backbord neben der kurzen Treppe, die auf das Vordeck des Achterkastells

Weitere Kostenlose Bücher