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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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»Was hast du denn?«, fragte sie verständnislos. »Das weißt du ganz genau! Also tu nicht so, als ob du kein Wäs serchen trüben könntest! Machst du das noch einmal, wirst du was erleben!«, sagte Beatrice und hob das Seidenband auf. Ab rupt drehte sie ihrer völlig verdatterten Schwester den Rücken zu, fasste ihr Haar im Nacken zusammen und band mit lang geüb ter Fingerfertigkeit das Seidenband zu einer Schleife zusammen. Dann streckte sie sich wieder auf den Planken aus, rückte dabei jedoch in ihrem Groll ein wenig von Heloise ab.
    »Tut mir leid, Mädchen. Das wollte ich nicht«, murmelte Gerolt schuldbewusst. Er konnte sich aber ein belustigtes Lächeln dabei nicht verkneifen. Dann schoss ihm die Frage durch den Kopf, was wohl passieren würde, wenn er dasselbe gleich noch einmal tun würde? Würde die Gottesgabe seinem Willen erneut gehorchen und die Haarschleife lösen? Er bezweifelte es. Beim ersten Mal war es ihm nur darum gegangen, seine besondere Fähigkeit in sich zu entdecken und herauszufinden, wie mit ihr umzugehen war. Wenn er sich nun ein zweites Mal auf das Haarband konzentrierte, dann spielten dabei auch Neugier und sogar ein wenig stilles Vergnügen eine Rolle. Und das hatte dann nichts mehr damit zu tun, sich im Dienste seines heiligen Amtes in der Beherrschung der Gnadengabe zu üben. Deshalb würde sie sich ihm dann auch verweigern, wie Abbé Villard ihnen unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte. »Warst du das?«, fragte Tarik plötzlich neben ihm leise. Überrascht fuhr Gerolt aus seinen Gedanken auf, wandte den Kopf nach rechts und blickte in die wachen Augen seines levantinischen Gefährten. »Ich dachte, du schläfst!«, sagte er und fühlte sich irgendwie ertappt. »Warst du das?«, fragte Tarik erneut. »Das mit dem Haarband der jungen Frau?« Gerolt nickte und spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Ich weiß, so ein Einfall hätte Maurice zehnmal besser zu Gesicht gestanden als mir. Aber ich habe einfach nichts Besseres gefunden, um herauszufinden, was es mit meiner Gnadengabe auf sich hat und ob ich sie auch wirklich nach meinem Willen einsetzen kann«, erklärte er, weil er glaubte, sich verteidigen zu müssen. »Es war faszinierend«, erwiderte Tarik hörbar beeindruckt. »Ich habe dich beobachtet, wie du dich konzentriert hast und dir da bei der Schweiß ausgebrochen ist und wie sich dann plötzlich das Haarband zu bewegen begann und schließlich sekundenlang in der Luft geschwebt ist. Einfach unglaublich ist das! Erst Maurice und jetzt du!« Gerolt begriff nun zu seiner Erleichterung, dass es seinem Freund gar nicht darum ging, dass er seine geheimnsvolle Befähigung das erste Mal ausgerechnet an der jungen Frau ausprobiert hatte. »Ja, ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das wirklich geschafft habe. Aber es hat mich ungeheuer viel Kraft gekostet! Ich will mir lieber erst gar keine Gedanken darüber machen, wie lange es wohl dauern mag und welch ungeheure innere Kraftanstrengung und Konzentration nötig sein werden, um auch nur so etwas Großes und Schweres wie etwa ein Segel unter meinen Willen zu zwingen, geschweige denn etwas derartig Gewaltiges zu vollbringen, wie Abbé Villard es zu unserer Rettung vor den Sarazenen getan hat!« Und dann beschrieb er ihm, was er in sich gespürt hatte, als die geheimnisvolle Kraft seinem Willen gefolgt war. Tarik gab einen schweren Seufzer von sich. »Irgendwie beneide ich dich und die anderen um das, was euch der Heilige Geist geschenkt hat. Nicht dass ich undankbar bin, davor behüte mich der Allmächtige! Aber ich wünschte doch, Abbé Villard hätte eine andere Gnadengabe für mich erbeten, etwas mehr...nun ja, Nützlicheres.« »Aber das ist es doch«, versicherte Gerolt. »Dir wird kein Wasser, ob Meer oder Fluss oder in sonst einer Form, jemals zur Gefahr werden. Es wird dein Freund sein und du wirst es beherrschen.« »Ja, das klingt gut und ich werde angeblich auch wie ein Fisch im Wasser schwimmen können. Aber was kann ich als Ritter, der sich auf dem Rücken eines Pferdes in seinem Element fühlt, damit schon groß anfangen?«, erwiderte er. »Einmal ganz davon abgesehen, wie ich mich bloß darin üben soll. Kannst du mir das mal sagen? Oder soll ich vielleicht damit beginnen, dass ich den Kopf in den Wassereimer da drüben stecke und warte, wie lange ich die Luft unter Wasser anhalten kann?« Darauf wusste auch Gerolt keine Antwort, die seinen Freund in diesem Moment hätte zufrieden stellen können.

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