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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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»Vertrauen wir darauf, dass der Abbé schon gewusst hat, warum er die Gnaden-gaben so und nicht anders auf uns aufgeteilt hat.« »Ja, das müssen wir wohl«, sagte Tarik seufzend. Sie redeten noch eine ganze Weile leise miteinander, über den Fall von Akkon, über den Abbé und seine beiden blinden Getreuen, über ihren ersten Zusammenstoß mit den gefürchteten Iskaris vor der Kirche und deren Anführer Sjadú, dem die Mächte der Finsternis in noch erschreckenderer Gewalt beistehen sollten, über die lange Reise nach Paris, die vor ihnen lag, und ihr zukünftiges Leben als Gralshüter. Es gab so vieles, was sie beschäftigte, mit Ungewissheit beunruhigte und zahllose Fragen aufwarf, auf die sie keine Antwort wussten. Auf einmal brach Tarik mitten im Satz ab und richtete seinen Blick mit gefurchter Stirn auf die Segel der Galeere. »Was ist?«, fragte Gerolt verwundert. »Ich weiß nicht«, sagte Tarik zögernd. »Ich habe so ein ungutes Gefühl. Mir gefällt diese merkwürdige Windstille nicht.« »Was soll denn daran merkwürdig sein, dass der Wind eingeschlafen ist?« Tarik zuckte die Achseln. »Diese Flaute kommt mir wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm vor. Irgendetwas sagt mir, dass ein Sturm heraufzieht und es mit dieser trügerischen Ruhe bald vorbei sein wird.«
    Kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, als ein heftiger Windstoß die Galeere wie ein Geschoss aus der Schwärze der Nacht traf. Es gab einen lauten Knall, als sich die Segel und die Taue unter dem jähen Ansturm des Windes spannten. Die Masten ächzten und die Calatrava kränkte nach Backbord. Und dann jag te auch schon die nächste Sturmböe heran und versetzte der Ga leere einen weiteren Schlag. Augenblicklich erwachte das Schiff zu hektischem Durcheinan der. Der Kapitän stürzte hinter ihnen aus dem Achterkastell und schrie seinen Männern zu, die Segel zu reffen. »Los, aus dem Weg! Und Hände weg vom Tauwerk der Segel, verdammt noch mal!«, brüllte er den Flüchtlingen zu, die aus dem Schlaf gerissen worden waren, nun nach dem nächstbesten Halt griffen und da bei den aufgescheuchten Seeleuten in die Quere kamen, die zu den Masten stürzten. Aus der Ferne rollte Donnergrollen heran, auch klatschten schon die ersten dicken Regentropfen auf die Planken und die Böen ka men nun in rascher Folge und trafen die Galeere wie Peitschen hiebe. »Wir bekommen Sturm und da ist Unordnung an Deck das Letzte, was ich gebrauchen kann! . . . Weg da, habe ich gesagt!«, gellte die Stimme von Nikos Patrikios über das Schiff. »Wer nicht auf der Stelle aus dem Weg geht und tut, was ich befehle, den lasse ich über Bord werfen!« »Allmächtiger, wie hast du das bloß erahnen können?«, stieß Ge rolt erschrocken hervor, während er sich mit beiden Händen an der Reling festhielt. »Frag mich etwas Leichteres«, antwortete Tarik, legte sich den le dernen Trageriemen schnell um die Schulter und presste den Beu tel mit dem Heiligen Gral mit dem linken Arm fest an seine Seite.
    »Weil das Meer dein Freund ist, deshalb hast du den Sturm kom men gespürt!«, erwiderte Gerolt voller Überzeugung, dass sich Tariks außergewöhnliche Begabung damit zum ersten Mal offen bart hatte. »Rede also nicht mehr davon, dass deine Begabung zu nichts nütze ist!« Tarik lachte kurz auf. »Mag sein, dass du recht hast. Aber den Sturm dazu zu bringen, sich wieder zu legen, das kannst allein du vollbringen!« »Dein Zutrauen ehrt mich, Tarik. Aber darüber lass uns lieber erst in einhundert Jahren noch mal sprechen«, gab Gerolt spöttisch zurück. »Mehr als ein federleichtes Haarband zu lösen, steht vo rerst leider nicht in in meiner Macht.« Kaum hatten sie sich mit Maurice und McIvor und den anderen, die auf dem erhöhten Vordeck frische Luft und Schlaf gesucht hatten, in den Schutz des Kastells geflüchtet, als der nächtliche Sturm auch schon mit zerstörerischer Wut über die Schiffe des Konvois herfiel – und ihnen einen erschreckenden Vorgeschmack von dem bot, was sie noch erwartete.

4

    Der Hauptmast splitterte unter dem ungeheure n Druck einer Sturmböe, noch bevor die Seeleute Zei t hatten, das Segel einzuholen und zu bergen. Wie ein junger Baum, dessen noch dünner Stamm von der scharfen Schneide einer wuchtig geführten Axt durchschlagen wurde, brach er in Brusthöhe mittendurch und stürzte schräg nach Backbord auf Deck und Reling. Haarscharf verfehlte er den Vorbau des Achterkastells. Mast, Takelage und Segel begruben die Menschen unter sich,

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