Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
selnden Kette gestatteten den vier Freunden nur schwerfällige Trip pelschritte im Gleichschritt, wenn sie nicht stolpern und stürzen wollten. Ihre Wärter machten sich einen Spaß daraus, sie mit Stock schlägen anzutreiben und zu versuchen, sie zum Stürzen zu brin gen. Fast blind hasteten sie mit ruckartigen, schlurfenden Bewegun gen über das Deck. Nach fast zwei Tagen in völliger Finsternis schmerzte sogar das milde Abendlicht und zwang sie zum Blinzeln.
    * Eine Skizze mit dem damaligen Stadtbild von Cairo befindet sich im An hang am Ende des Buches.

    »Gebe Gott und die jungfräuliche Gottesmutter, dass wir uns in dem Emir nicht getäuscht haben und wir jetzt auch wirklich unse re winzige Chance erhalten«, murmelte Maurice. »Zumindest haben wir uns nicht in der Annahme getäuscht, dass der Emir sich hier auf der Calatrava einfinden und höchstpersön lich bestimmen wird, was mit den einzelnen Gefangenen geschehen soll«, erwiderte Gerolt und machte eine knappe Kopfbewegung in die Richtung des Emirs. Turan el-Shawar Sabuni thronte mittschiffs an der Anlegebrücke in einem gepolsterten Sessel. Über ihn fiel der Schatten eines königsblauen Baldachins mit goldenen Fransen, den vier dunkelhäutige Leibgardisten an Ebenholzstangen mit goldenen Verzierungen trugen. Umgeben von seinen Offizieren und Dienern, begutachtete er die an ihm einzeln vorbeiziehenden Gefangenen. Männer oder Frauen von Adel und großem Reichtum fanden sich nicht in der Menge der Unglücklichen, die hatten Akkon schon viel früher verlassen. Und so ließ er nur einige Kaufleute, die gutes Lösegeld aus ihrer Heimat beizubringen versprachen, mit ihren Angehörigen von den anderen absondern. Unter den verwitweten und verwaisten jungen Frauen und Mädchen wählte er fünf für seinen Harem aus. Beatrice und Heloise gehörten zu ihnen. Danach durften seine Offiziere ihre Wahl treffen. Alle anderen sollten auf dem Sklavenmarkt verkauft werden. Und was die Rudersklaven und Galeerensträflinge betraf, so änderte sich in ihrem elenden Leben nichts bis auf die Tatsache, dass sie sich nun nicht für einen Zyprioten, sondern für einem mamelukischen Emir an den Langriemen abquälen mussten. Einer der gefangenen Männer fürchtete die Sklaverei offensichtlich mehr als den Tod. Denn als die Reihe an ihn kam, spuckte er dem Emir ins Gesicht und verfluchte ihn und den Propheten Mo hammed auf das Unflätigste. Turan el-Shawar Sabuni sprang wutentbrannt auf, schlug ihn mit der Peitsche und befahl, ihn auf der Stelle hinzurichten. Der Mann wurde vom Schiff hinunter auf den Kai gezerrt und dort unter dem begeisterten Gejohle der Menge enthauptet. Den Schluss der langen Prozession der Gefangenen bildeten die vier Gralsritter. Als ihre Wärter sie unter weiteren Stockschlägen vor den Emir an der Landungsbrücke stießen, begannen sie wie abgesprochen ihren vorgetäuschten Streit. »Nein, du hältst besser den Mund, McIvor!«, zischte Gerolt, aber doch noch laut genug, dass der Emir ihn hören konnte. »Solange er davon nichts weiß, bist du doch in Sicherheit! Und das gilt auch für dich, Bruder Ibrahim!« Er sprach Tarik mit falschem Namen an, hatten sie sich doch darauf geeinigt, seinen richtigen Namen vor dem Emir zu verheimlichen. »Hol ihn der Teufel!«, grollte McIvor abfällig. »Meine Ehre als Templer verbietet mir feiges Lügen! Was sagst du dazu, Ibrahim?« »Du sprichst mir aus der Seele!«, pflichtete ihm Tarik bei. »Lieber sterbe ich als aufrechter Templer zur Ehre Gottes, als dass ich meine Haut auf diese schäbige Weise zu retten versuche. Früher oder später wird er es ja doch erfahren!« Sofort waren Argwohn und Aufmerksamkeit des Emirs geweckt. »Von welchen Lügen sprecht ihr?«, verlangte er barsch zu wissen. »Und was werde ich früher oder später doch erfahren? Heraus damit oder ich lasse euch von meinen Folterknechten zum Reden bringen! Was habt ihr da gerade besprochen?« Mit stolzer Miene blickte McIvor dem Emir ins Gesicht. »Dass Ihr von mir und meinem Ordensbruder nicht einen lausigen Dinar an Lösegeld zu sehen bekommen werdet!«, stieß er verächtlich her vor. »Meine Familie hat mich verstoßen. Für sie bin ich schon seit Jahren tot. Niemand wird für mich auch nur einen Handschlag tun und unser Orden wird auch nicht daran denken, mich auszulösen. Ich werde jedenfalls Euren Reichtum nicht durch einen lausigen Fils* vermehren!« »Das gilt auch für mich!«, erklärte nun auch Tarik unerschrocken. »Und es wird meine

Weitere Kostenlose Bücher