Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
McIvor verwundert hervor. Gerolt hatte gesehen, wie Leonides Dukas vor dem Emir zu Füßen gefallen war, mit ihm geredet und dann auf Gustave Granville und seine beiden Töchter gedeutet hatte. Und es bedurfte keiner großen geistigen Anstrengung, um sich zusammenzureimen, was das alles zu bedeuten hatte. »Dieser Schweinehund von Steuer mann hat uns und die Granvilles an den Emir verraten, das hat es zu bedeuten!« Schon im nächsten Moment rief Turan el-Shawar Sabuni ihnen gebieterisch zu: »Gebt auf und legt eure Waffen nieder, Tempelritter! Tut ihr es nicht, werden eure Freunde hier sterben!« Beatrice, Heloise und Gustave Granville kauerten vor dem Emir auf den blutigen Planken. Sie zitterten und nackte Todesangst stand auf ihren verzerrten Gesichtern. Maurice erblasste. »Dieser elende Verräter, verflucht soll er sein!« Die Männer auf dem Achterkastell zögerten einen Augenblick, ob sie ihre Waffen wirklich niederlegen sollten. Und dieser kurze Moment der Unentschlossenheit kostete Gustave Granville das Leben. Der Krummsäbel des Emirs schnitt durch die Luft und enthauptete den Pariser Kaufmann mit einem einzigen, wuchtigen Hieb. Sein Kopf rollte über das Deck, während das Blut aus dem Rumpf schoss, den der Emir mit einem schnellen Stiefeltritt von sich stieß. Seine Töchter schrien gellend auf. Ihre schauerlichen Schreie gingen nicht nur den vier Gralshütern auf dem Achterkastell durch Mark und Bein. »Weg mit den Waffen!«, brüllte Turan el-Shawar Sabuni und setzte nun Beatrice die Klinge an die Kehle. »Oder sie stirbt als Nächste!« Fast gleichzeitig ließen die vier Templer Schwerter und Schilde fallen. Es war genug Blut geflossen. Jetzt durften nicht auch noch die beiden Schwestern unter dem Krummsäbel des grausamen Emirs den Tod finden! Und die drei tapferen Männer an ihrer Seite folgten ihrem Beispiel. »Kettet sie unter Deck an einem sicheren Ort an und haltet sie getrennt von den anderen! Und bringt mir ihre edlen Templerschwerter! Solche Klingen haben mir in meiner Beutesammlung noch gefehlt!«, befahl Turan el-Shawar Sabuni und wandte sic h dann dem Steuermann zu. »Und nun zu dir. Für deine Hinweis e gebührt dir ein angemessener Lohn, Christenhund! « Leonides Dukas blickte mit hoffnungsvoller Miene zu ihm auf . »Ich wusste, dass Ihr . . .«, begann er . Kalt schnitt ihm der Emir das Wort ab. »Schweig, du stinkene Rat te! Ich liebe den Verrat, aber ich verachte den Verräter!« Und da mit stieß er ihm den Säbel in den Leib und befahl seinen Leuten , ihn langsam sterben zu lassen . »Der Kapitän hat recht gehabt, die Welt ist des Teufels!«, murmel te McIvor voller Abscheu. Dann legte man ihnen auch schon Fes seln an und stieß sie unter Deck .
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Habt ihr das auch gehört?«, fragte Tarik leise. »De r Emir kehrt mit seinen Schiffen und der Calatrav a nach Cairo zurück!« Gerolt nickte. Doch dann wurde ihm bewusst, dass sie einander in der stockdunklen Segelkammer, in die man sie gesperrt hatte, nicht einmal als vage Umrisse sehen konnten. »Ja, die Wachen vor der Tür haben ja laut genug gesprochen. Und dass wir ihre Sprache verstehen könnten, ist ihnen wohl gar nicht in den Sinn gekommen.« »Was sollte sie das auch kümmern?«, kam nun die Stimme von Maurice aus der Dunkelheit und Ketten klirrten. Man hatte ihnen Fußeisen angelegt, die durch eine kurze Kette miteinander ver bunden waren, sowie jedem von ihnen die rechte Hand an einen der Stützbalken gekettet, auf denen die schweren Borde mit dem gefalteten Segeltuch ruhten. »Mit der Calatrava haben sie reiche Beute gemacht, denn der Frachtraum ist mit Kostbarkeiten gut gefüllt! Und dass sie Akkon erst gar nicht mehr anlaufen, weil da nichts mehr für sie zu holen ist, und uns sofort nach Ägypten bringen, nützt uns so wenig wie die wunderbaren Gnadengaben, die wir empfangen haben!« »Das sehe ich anders«, widersprach McIvor. »Wir sind am Leben und der Heilige Gral ist gut versteckt. Es hätte viel schlimmer kommen können. Die Zeit ist auf unserer Seite und darauf sollten wir unsere Hoffnung setzen.« »Wirklich?«, fragte Maurice grimmig. »Ich finde unsere Lage schlimm genug! Wer soll denn für uns Lösegeld zahlen? Für den Komtur von Zypern und jeden anderen sind wir völlig unbeschriebene Blätter. Und meine Brüder werden bestimmt nicht bereit sein, für mich zu bluten. Sie lassen mich eher in einem Kerker in Cairo verrotten, als dass sie ein hohes Lösegeld zahlen. Und bei dir, Gerolt, wird das kaum anders
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