Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
letzte Genugtuung sein, dass Ihr für mich nicht ein einziges Goldstück erhalten werdet, an dem Ihr Euch bereichern könnt!« Die anfängliche Verärgerung hielt sich nur einen kurzen Augenblick auf dem Gesicht von el-Shawar Sabuni, dann wich sie einem gehässigen Lächeln. »Falls ihr gehofft habt, jetzt einen schnellen Tod zu finden, habt ihr euch verrechnet. Ihr werdet mir sehr wohl noch einige Goldstücke einbringen, nämlich auf dem Sklavenmarkt! Und als Sklaven irgendwo in einem Steinbruch oder einer Mine werdet ihr stolzen Templer genau das elende Leben fristen, das räudige Ungläubige wie ihr verdient haben!« Und damit wandte er sich den Wärtern zu und befahl, während er mit seiner Peitsche auf McIvor und Tarik deutete: »Löst ihnen die Fußeisen! Sie kommen zu den anderen, die als Sklaven verkauft werden! Und schließt sie in ein Joch. Sie lieben es ja so, als Templer den Kopf hoch zu tragen. Das können sie auch als Sklaven haben. Die beiden anderen schafft in den Kerker meines Palastes! Sie sollen meine persönliche Gastfreundschaft genießen!« »Allmächtiger!«, gab Maurice sich erschrocken. »Das habt ihr jetzt von eurem falschen Stolz!« »Gebt die Hoffnung nicht auf«, sagte auch Gerolt scheinbar be stürzt über die Wendung und bangte, ob sich die Chance, auf die sie hofften, nun wirklich ergeben würde.
* Der fils ist eine arabische Münze aus Kupfer von sehr geringem Wert, etwa vergleichbar mit dem Cent der heutigen Zeit. Daher rührt auch die arabi sche Redensart »Er hat keinen roten Fils mehr in der Tasche!«.
Der Wärter mit den Schlüsseln kniete sich nun zu ihren Füßen, öffnete das Schloss der langen Kette aus daumendicken Eisenringen, die sie alle vier miteinander verband, und löste dann bei Tarik und McIvor die Fußeisen, damit man sie getrennt von ihnen zu den anderen Gefangenen bringen konnte, die der Emir als Sklaven verkaufen lassen wollte. Sowie die schweren Eisen von Tariks Füßen fielen, stieß er dem vor ihm kauernden Mann sein Knie mit aller Kraft ins Gesicht. Mit einem schrillen Schmerzensschrei stürzte der Wärter rücklings auf die Planken. Blut schoss ihm aus der zertrümmerten Nase. Und bevor einer der anderen Mamelucken nach ihm greifen und ihn festhalten konnte, rannte Tarik auch schon über das Deck nach Backbord hinüber, wo der Nil und die Hoffnung auf Freiheit lagen. »Haltet ihn!«, brüllte der Emir, sprang aus seinem weich gepolsterten Sessel unter dem Baldachin und fuchtelte wild mit der Peitsche durch die Luft. Zwei mamelukische Seeleute versuchten, ihm an Backbord den Weg zu versperren, während schon die ersten Bogenschützen Pfeile aus ihren Köchern rissen und über das Deck rannten. Doch Tarik schlug blitzschnell einen Haken. Einer der Seemänner bekam zwar noch seinen wehenden Templermantel zu fassen, doch Tarik riss die Schließe geistesgegenwärtig mit beiden Händen vor der Brust auf, sodass der Mann ihn nicht zum Stolpern bringen konnte. Und dann hatte er auch schon die Reling erreicht. Er sprang mit einem todesmutigen Hechtsprung von Bord der Ga leere und tauchte in die Fluten ein. Die Bogenschützen an Bord der Calatrava spickten den Fluss rund um die Stelle, wo Tarik untergetaucht war, sofort mit einem Hagel von Pfeilen. »Alle Beiboote zu Wasser!«, schrie el-Shawar Sabuni, vor Wut hochrot im Gesicht, und schlug mit seiner Peitsche auf die beiden Wärter ein, die für die Bewachung der vier Tempelritter verantwortlich gewesen waren. »Hundert Dirham* für denjenigen, der mir den räudigen Hund bringt! Tot oder lebendig! Er kann nicht weit kommen! . . . Gleich muss er zum Atemholen auftauchen!« Auch auf der Triere und den beiden anderen Galeeren des Emirs schossen nun Bogenschützen ihre Pfeile in den Fluss. Jeder Schatten und jedes Stück Treibholz in den leicht lehmigen Fluten wurde in der Hektik zum Ziel. Überall wurden zudem hastig Beiboote zu Wasser gelassen und mit bewaffneten Verfolgern bemannt. Andere behielten die Wasseroberfläche im Blick, um sofort Mel dung zu machen und den Männern in den Booten den Weg zu weisen, sowie der entflohene Templer zum Atemholen hochkam. Die Jagd auf den flüchtigen Templer hatte begonnen. »Dem Himmel sei Dank, es hat geklappt! ...Erist entkommen!«, flüsterte Maurice und schlug das Kreuz. »Aber erst mal nur von der Calatrava«, schränkte McIvor leise ein. »Und das war der einfachste Teil des Plans. Beten wir, dass auch der wirklich lebensgefährliche Teil gelingt! Wenn sie ihn erwi schen,
Weitere Kostenlose Bücher