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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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seinen wahren Namen nicht. Und falls sie überhaupt davon gehört hatten, dass ein gefangener Templer im Hafen von Cairo entflohen war, dann war ihnen allenfalls der Name Ibrahim zu Ohren gekommen. Zudem sprach er ihre Sprache ohne jeden Akzent, sodass sie nie auf den Gedanken kommen würden, er könnte ein Kreuzfahrer und ein Ungläubiger sein. »Und was hast du da unten im Schilf gesucht, Tarik?«, fragte Maslama und beobachtete ihn scharf. Tarik hatte nicht viel Zeit gehabt, sich eine halbwegs glaubhafte Geschichte auszudenken. Doch zumindest war ihm ein Einfall gekommen, sodass er jetzt, ohne zu zögern, antworten konnte: »Ich war von der langen Wanderung so erhitzt, dass ich unbedingt ein Bad nehmen wollte, obwohl es schon zu dämmern begann. Ich habe mich wohl ein bisschen zu weit von der Strömung abwärtstreiben lassen. Es war dumm von mir. Denn als es richtig dunkel wurde, konnte ich die Stelle nicht mehr wiederfinden, wo ich den Beutel mit meinem Obergewand, meinen Schuhen, meinem Messer und meinen anderen Habseligkeiten am Ufer zurückgelassen hatte. Das Bündel muss wohl von der Böschung ins Schilf gerutscht sein. Ich habe wie wild danach gesucht, aber vergeblich. Und als ich dann völlig erschöpft zurück ans Ufer wollte, hat mich jemand niedergeschlagen. Gott allein weiß, wer mir da eins mit einem Knüppel übergezogen hat.« »Jaja, so ist das Leben«, sagte Ali Omar, der Paukenschläger, scheinbar mitfühlend. »Die Welt besteht nun mal aus zwei Tagen: Der eine Tag ist für dich und der andere Tag ist gegen dich.« »Ich weiß«, erwiderte Tarik trocken, der mühelos mithalten konnte, wenn es darum ging, orientalische Spruchweisheiten zum Besten zu geben. »Die Süßigkeit der Welt ist mit bitterem Gift durchknetet.« Maslama räusperte sich umständlich und wich Tariks Blick aus, indem er wieder zu seinem Fladenbrot griff. »Bei Dunkelheit muss man hier draußen gehörig auf der Hut sein, denn dann treibt sich viel Gesindel herum«, sagte er schnell. »Sei froh, dass sich der Räuber, der dich überfallen hat, schnell aus dem Staub gemacht hat, als Ali und ich am Ufer aufgetaucht sind, um Feuerholz zu sammeln. Und natürlich haben wir uns deiner gleich angenommen und dich hier in unsere Behausung getragen.« Ali Omar nickte gewichtig. »Große Sorgen haben wir uns um dein Wohlergehen gemacht, der Prophet ist mein Zeuge!«, bekräftigte er. Doch Tarik hatte den Eindruck, als hätte er Mühe, dabei einen ernsten Gesichtsausdruck zu bewahren. »So, und jetzt iss! Du wirst hungrig sein«, sagte Maslama und warf ihm ein Stück Fladenbrot zu. »Wasser kannst du dir da aus dem Kübel schöpfen. Der Tag hat uns nicht gerade verwöhnt, deshalb können wir dir hier in den jämmerlichen Resten einer einstigen Moschee auch nicht viel bieten, aber was wir haben, teilen wir gern mit dir. Du kannst noch eine Handvoll Feigen und ein paar Datteln haben.« »Ich danke für euren Beistand und eure Gastfreundschaft. Es ist gut, unter freundlichen Menschen zu sein«, sagte Tarik und gab sich ahnungslos, obwohl er insgeheim den starken Verdacht hegte, dass niemand anders als Maslama, die Ratte, oder Ali, der Paukenschläger, ihn am Ufer niedergeschlagen hatte. Aber als sie nichts Wertvolles bei ihm gefunden hatten, hatten sie sich dann wohl eines anderen besonnen und ihn in diese Ruine geschleppt, die einst eine Moschee gewesen und dann wohl zu einem Steinbruch geworden war. Ein Schicksal, das dieses niedergerissene Gotteshaus mit vielen anderen in der bewegten Geschichte Ägyptens teilte. Immer wieder hatten die Herrscher die Baudenkmäler ihrer Vorgänger als Steinbruch für ihre eigenen Moscheen und Paläste benutzt. Das Fladenbrot sowie die Datteln und die Feigen verschlang Tarik mit großem Hunger, hatte er doch drei Tage lang nichts zu essen gehabt. Eine ganze Weile saßen sie um das verglimmende Feuer im Kranz der Bruchsteine herum und Tarik baute die Lügengeschichte seiner Herkunft ein wenig aus, indem er angab, aus einem kleinen Dorf im unteren Nildelta zu kommen und die letzten Jahre in Alexandria Wachmann bei einem reichen Kaufmann gewesen zu sein. Angeblich habe er sich nach einem Streit mit einem anderen Wachmann, bei dem Blut geflossen sei, schnell aus dem Staub machen müssen und beschlossen, sich nach Cairo zu begeben, um dort Arbeit und bescheidenes Glück zu suchen. Worauf Maslama bitter erwiderte, dass es in Cairo von schlecht bezahlten Söldnern, Tagelöhnern und Handlangern nur so wimmelte und

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