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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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anderen Ort gebracht hatte. Nun jedoch sah er zu seiner Beruhigung, dass man die Handelsgaleere hier an Ort und Stelle wieder hochseetüchtig zu machen gedachte. Die Ruderbesatzung war von Bord gebracht worden und die Schiffszimmerleute hatten schon damit begonnen, mittschiffs einen Teil der Decksplanken zu lösen, um den Stumpf des geborstenen Großmastes zu entfernen und bald einen neuen Mast einzusetzen. Die Erleichterung hielt jedoch nur einen flüchtigen Moment. Denn als ihm bewusst wurde, dass die Arbeiter den Kielraum für den Einbau des neuen Mastes womöglich ausräumen würden, krampfte sich sein Magen zusammen. Ihm blieb nicht viel Zeit, um sich etwas einfallen zu lassen, wie er den Heiligen Gral retten sollte! Voller Unruhe kehrte Tarik in die Stadt zurück. Wie ein Tagelöhner, der nur halbherzig nach Arbeit Ausschau hält, streifte er durch die Viertel. Er gab sich den Anschein, als hinge er träge seinen Gedanken nach. In Wirklichkeit nahm er alles hellwach auf, was er sah und hörte. Es dauerte nicht lange und er hatte den Gesprächen um sich herum entnommen, dass ein Großteil der Geld wechsler beim Bab al-Zuhuma, dem Tor der Küchengerüche, zu finden war und dass sich die Läden der Goldschmiede in dem Viertel Sagha auf der anderen Seite der Qasaba befanden, unweit vom Quartier der jüdischen Händler. Im Basar von Sagha, in dem Bastmatten als Sonnenschutz quer über den schmalen Gassen hingen und sich kaufwillige Kundschaft sowie Neugierige drängten, schien sich aller Goldschmuck der Welt angesammelt zu haben. Ein Laden neben dem anderen stellte, aufgereiht auf dünnen Holzstäben, eine Unzahl von goldenen Ketten, Ringen, Ohrgehängen, Armreifen, Haarspangen und anderen verlockenden Geschmeiden zur Schau. Sie schienen ein gewaltiges goldenes Vlies zu bilden, das sich von einer Gasse zur anderen zog und sich immer weiter fortsetzte. Im Sonnenlicht, das durch die Ritzen der Bastmatten fiel, glitzerte und funkelte es wie in einer königlichen Schatzkammer. Die Vorsicht gemahnte Tarik, nicht einfach in den nächsten Laden zu gehen und dessen Besitzer sein Gold zum Kauf anzubieten. Was er suchte, war ein Goldhändler, der ihn nicht übers Ohr schlug und dem er vertrauen konnte. Denn er würde mehr als nur zwei, drei Goldstücke zu Geld machen müssen, dessen war er sich jetzt schon sicher. Und er wollte für sein Gold einen angemessenen Preis erhalten. Ihm kam schließlich eine Idee, wie er die Goldhändler auf ihre Anständigkeit prüfen konnte. Unter dem Vorwand, sich über die Preise von Ketten, Ringen und Armreifen erkundigen zu wollen, betrat er verschiedene Geschäfte. Die Inhaber der Läden überschütteten ihn anfangs mit Freundlichkeit und boten stets all ihre Redekunst auf, um ihn von der Einzigartigkeit ihrer Ware und ihren angeblich konkurrenzlosen Preisen zu überzeugen. Jeder beteuerte wortreich, dass er bei den Preisen, die er ihm aus spontaner Zuneigung gewähren wollte, so gut wie keinen Profit mache. Und bei Allah und seinem Propheten, es sei Tariks glücklicher Tag, dass er ihn in solch großherziger Laune angetroffen und ihm sogleich das Gefühl gegeben habe, einen Freund, nein einen Bruder vor sich zu haben. Und wer würde seinem Freund, geschweige denn seinem eigenen Bruder nicht den bestmöglichen Preis machen? Ihre redselige Freundlichkeit fiel jedoch wie ein Strohfeuer in sich zusammen, sowie Tarik zu erkennen gab, dass er nichts kaufen würde, weil ihm dazu die finanziellen Mittel fehlten. Mit einem einfältigen Lächeln gab er vor, ein Auge auf die junge Tochter eines Töpfers aus seinem Viertel geworfen zu haben und sich nur informieren zu wollen, wie viele Jahre er für einen bescheidenen Brautschmuck sparen müsse. Aus zwei Läden wurde er sogar regelrecht hinausgeschmissen. Er solle ihnen nicht die Zeit stehlen, forderten die Händler ihn grob auf. Einer drohte ihm sogar Prügel an. Sieben wenig erfreuliche Begegnungen lagen schon hinter Tarik, als er sein Glück in einer Sackgasse des Basars der Goldschmiede erneut versuchte. Was ihn veranlasste, ausgerechnet den kleinen Laden ganz am Ende der Gasse zu betreten, wusste er selbst nicht zu sagen. Vielleicht weil dessen Inhaber sich nicht an den marktschreierischen, blumigen Anpreisungen beteiligte, mit denen sich die anderen Goldhändler gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Der Händler, ein hagerer Mann mit einem kurz gestutzen eisgrauen Bart, saß vor seinem Geschäft auf einer kleinen Holzbank und ließ die hellen

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