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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Stunde unser weiteres Schicksal entscheidet.« »Genau das ist mir gerade auch durch den Sinn gegangen«, sagte McIvor verdrossen und brachte sich mit einem Ruck in eine aufrechte, sitzende Stellung. Das hölzere Joch gab ihm das Gefühl, als hinge ein Mühlstein um seinen Hals.
    * Aus dem Persischen stammende, arabische Bezeichnung für eine Karawan serei im 13. und 14. Jahrhundert.

    Um McIvor herum lagerten gut vierzig andere männliche Sklaven im offenen, noch schattigen Hof vor der umlaufenden Säulenhalle des Khan. In den Gewölben hinter den Säulen verbargen sich sowohl geräumige Stallungen für die Last-und Reittiere durchreisender Handelskarawanen als auch ein gutes Dutzend Ladenlokale, die Gazi Abdul Gaharka an Händler vermietet hatte. Im Obergeschoss lagen die Wohnräume der Kaufleute, die sich in diesem Khan niedergelassen hatten. Einige der Händler wie auch viele Bedienstete des Khanbesitzers hatten beim Ruf des Muezzins ihre kleinen Gebetsteppiche in Richtung Mekka ausgerollt, sich da rauf niedergekniet und verrichteten nun das Morgengebet. Auch einige der Sklaven waren dem Ruf des Muezzin gefolgt. Denn wenn sich unter den Unglücklichen um McIvor herum auch einige gefangene Matrosen und Passagiere von der Calatrava befanden, so bestand die überwiegende Mehrzahl doch aus einheimischen Sklaven, die von ihren bisherigen Besitzern an diesem Morgen in dieser Karawanserei weiterverkauft werden sollten. Für den ausgemergelten Timothy Turnbull aus Liverpool, der nach sieben Jahren Plackerei nur noch aus Sehnen, Haut und Knochen zu bestehen schien, war es schon das dritte Mal, dass er sich in Cai ro auf einem Sklavenmarkt wiederfand. Nach fünf Jahren Schwerstarbeit in einem Steinbruch am Fuße des felsigen Mokkatam war sein erster Herr in Finanznöte geraten und hatte ihn mit fünfzehn anderen Sklaven zu Gazi Abdul Gaharka gebracht. Ein Minenbesitzer hatte ihn mit einigen der anderen aus dem Steinbruch ersteigert. Doch der hatte für ihn jetzt keine Verwendung mehr. Denn Timothy Turnbull hatte sich vor einigen Wochen bei einem schweren Unglück im Stollen den linken Arm mehrfach gebrochen und nach der Heilung der Brüche war sein Arm steif geblieben. »Weißt du denn was Besseres, worüber es sich jetzt noch zu re den lohnt, Tempelritter?«, fragte der abgemagerte Engländer gleichmütig, der sich allem Anschein nach mit seinem traurigen Schicksal abgefunden hatte. »Erzähl mir lieber, wie es in den Steinbrüchen und Minen zugeht, in denen du gearbeitet hast, damit ich weiß, was mich erwartet«, forderte McIvor ihn auf. Der Mann zuckte mit den hageren Schultern. »Was gibt es da schon zu erzählen? Ob nun Steinbruch oder Mine, du schuftest eben unter der Knute irgendeines sadistischen Aufsehers, der selbst nicht viel zu beißen hat, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, bis dir das Kreuz oder sonst was bricht und du keine Kraft mehr in dir hast. Dann landest du so wie ich wieder auf dem Sklavenmarkt, um für ein paar lausige Dinar an jemanden verkauft zu werden, der sein Geld damit verdient, dass seine Sklaven die betäubende Brühe der Gerber und Färber wegschaffen oder volle Latrinen ausschöpfen. Das ist das Schicksal, das mir bevorsteht. Mehr gibt es nicht zu wissen«, sagte er, ließ sich dann aber doch noch so manch wertvolle Information über das alltägliche Leben, die Unterkunft und die Bewachung im Steinbruch und in der Mine entlocken. Nach dem Morgengebet erwachte die Karawanserei fast schlagartig zu ihrem alltäglichen, betriebsamen Leben. Die frühen Morgenstunden waren die Zeit, in der die meisten Geschäfte des Tages getätigt wurden. Die Läden öffneten, die Kundschaft strömte in den Innenhof, das vielstimmige Palaver und Gefeilsche setzte ein und in der Ostecke des Khan begann die Versteigerung der Sklaven. McIvor stand mit grimmiger Miene in der Reihe der Männer, die von den Kaufinteressenten wie Vieh begutachtet wurden und sich dabei so manche Demütigung gefallen lassen mussten. Wieder befiel ihn unbändiger Zorn, dass er sich durch seine eigene Dumm heit um die Edelsteine gebracht hatte. Und seine Wut wuchs, je länger er sich der erniedrigenden Taxierungen und den herrischen Kommentaren und Befehlen der Kunden ausgesetzt sah. Plötzlich stieß Timonthy Turnbull ihn an. »Siehst du den plattnasigen Mann in dem schwarzen, goldbestickten Kaftan dort drüben, der sich gerade für den muskulösen Neger mit der nackten, eingeölten Brust interessiert?«, raunte er ihm zu und

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