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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Alabasterperlen einer Gebetskette durch seine Finger gleiten. Doch sowie Tarik sich ihm näherte, erhob er sich von der Holzbank, begrüßte ihn mit einer Verneigung, machte eine einladende Bewegung und forderte ihn freundlich, aber ohne übertriebene Beflissenheit auf, ihm zu sagen, womit er, Mohammed el-Maluk, ihm zu Diensten sein könne. Tarik folgte ihm in seinen Laden und hatte schon nach wenigen Augenblicken das Gefühl, mit diesem Händler den richtigen ge funden zu haben. Und er täuschte sich nicht. Denn als er auch hier zu erkennen gab, weder heute noch in naher Zukunft etwas kaufen zu können, unterschied sich die Reaktion von Mohammed el-Maluk wohltuend von der seiner Kollegen. Er zeigte Verständnis, bewahrte seine Freundlichkeit und nahm sich sogar die Zeit, ihn auf Schmuckstücke aufmerksam zu machen, die etwas weniger aufwendig verarbeitet waren, nur eine dünne Goldschicht besaßen und dennoch etwas hermachten. »Das Auge ist schnell zufriedengestellt, besonders das eines jungen Mädchens«, versicherte Mohammed el-Maluk mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Nun hielt Tarik den Zeitpunkt für gekommen, um die Maske des mittellosen, kleinen Handwerkers abzulegen und das Wagnis einzugehen, ihm einiges vom Gold des Abbé zum Kauf anzubieten. »Ich hoffe, Ihr seht mir meine falsche Geschichte mit dem Brautschmuck nach, Mohammed el-Maluk. In Wirklichkeit bin ich nicht am Kauf von Goldschmuck interessiert, sondern vielmehr daran, Euch dies hier zum Kauf anzubieten«, sagte er und zog eines der fünfeckigen Goldstücke hervor. Der Händler machte ein verblüfftes Gesicht und seine schmalen Augenbrauen hoben sich, als er sah, was Tarik ihm da auf der flachen Hand hinhielt. »Bei Allah und allen hundertvierzehn göttlichen Suren, die der Barmherzige seinem Propheten diktiert hat!«, entfuhr es ihm überrascht. »Das sieht ja nach byzantinischem Kaisergold aus!« »Das ist es auch, fünfzig Mithkal reines, vierundzwanzig-karätiges* Gold!«, versicherte Tarik und reichte ihm das Goldstück. »Hier, nehmt es und prüft es! Und lasst Euch nur Zeit damit. Ihr sollt die Gewissheit haben, dass Ihr es mit einem ehrlichen Kaufmann zu tun habt.« Mohammed el-Maluk bedeutete ihm, auf einem der runden, ledernen Sitzkissen Platz zu nehmen, die im hinteren Teil seines Ladens um einen niedrigen Tisch herum auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden platziert waren. Er holte eine Goldwaage hinter einem Perlenvorhang hervor, wog das schwere Goldstück ab, prüfte seine Reinheit eingehend mit allen Hilfsmitteln seines Gewerbes und sagte schließlich kopfschüttelnd: »Reines Kaisergold, wie Ihr gesagt habt! Und Euch habe ich billigen Goldtand aufschwatzen wollen! Nicht schlecht, wie Ihr mich an der Nase herumgeführt habt! Ich habe Euch wirklich für einen einfachen Mann gehalten.« Tarik lächelte. »Es reist sich nun mal unbeschwerter und sicherer, wenn man nicht die Aufmerksamkeit der Strauchdiebe weckt. Doch nun sagt mir, was Ihr dafür zu zahlen bereit seid. Ich kann Euch drei dieser byzantischen Goldstücke anbieten, wenn Ihr mir einen guten Preis macht. Später vielleicht sogar noch einige mehr.« Nun begann das Feilschen. Tarik hätte sich dieses zeitraubende Hin und Her nur zu gern erspart und sich mit einem kräftigen Abschlag vom wahren Wert abgefunden. Die Zeit, die ihm wie Sand zwischen den Fingern zerrann, war ihm kostbarer als ein paar Dinar mehr im Geldbeutel. Aber die Klugheit verbot es ihm, gleich das erste Angebot von achthundert Silberdirham anzunehmen, was etwa knapp fünfunddreißig Golddinar entsprach. Und auch auf das leicht verbesserte zweite, dritte und vierte Angebot durfte er nicht eingehen. Denn hätte er sich darauf eingelassen, hätte er sich damit als angeblicher Kaufmann eine unverzeihliche Blöße gegeben und Mohammed el-Maluks Misstrauen erregt. Und so handelte er mit der gebotenen, zähen orientalischen Ausdauer um jeden halben Dinar, bis sie sich endlich bei elfhundert Dirham oder vierundvierzig Dinar pro Goldstück handelseinig wurden. Tarik ließ sich den Großteil der Summe in goldenen Dinar auszahlen, den Rest nahm er in kleiner Silberwährung entgegen. Die drei ledernen Geldbeutel, die für all die Münzen notwendig waren, schenkte Mohammed el-Maluk ihm als Zugabe. Was ihm nicht schwerfiel, hatte er doch an diesem Vormittag ein gutes Geschäft gemacht. »Ich hoffe, Euer Weg führt Euch wieder in meinen bescheidenen Laden, wenn Ihr weitere derartige Geschäfte zu tätigen habt«, sagte

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