Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
deutete ver stohlen nach links. McIvor wandte den Kopf und nickte. Der Mann in dem sichtlich teuren schwarzen Kaftan war von gedrungener Gestalt und hatte ein rundes Gesicht mit einer kurzen, platten Nase und schmalen, leicht schräg stehenden Augen. Seine Gesichtszüge hatten einen unübersehbar starken mongolischen Einschlag. »Was ist mit ihm?« »Das ist Amir ibn Sadaqa!«, teilte ihm Timothy Turnbull leise mit. »Sieh bloß zu, dass du dem Kerl nicht in die Hände gerätst!« »Und was macht ihn so zum Fürchten?«, wollte McIvor wissen. »Dass er der Besitzer des verruchten Bayt al-Dhahab ist. Der Bur sche ist skrupelloser und grausamer als jeder andere, der hier nach kräftigen Sklaven Ausschau hält!«, sagte der Engländer. »In einem Steinbruch oder einem Bergwerk hast du bessere Chancen, noch ein paar Jahre zu leben, als bei dem Verbrecher!« Den Blick noch immer auf den Araber mit dem mongolischen Ein schlag gerichtet, runzelte McIvor die Stirn. »Bayt al-Dhahab? Haus des Goldes? Was soll denn das sein? Ein Bergwerk, wo Gold abge baut wird?« »Nein, es ist ein Ort der Grausamkeit hier in den Mauern von Cairo, genau genommen unten in Fustat, das früher einmal die Hauptstadt war, nun aber bloß noch ein Vorort im Süden ist. Es ist ein schauerlicher Ort, an dem Amir ibn Sadaqa zur Belustigung seiner zahlenden, nach Blut lechzenden Gäste und Wettkunden in einer Arena blutige Wettkämpfe veranstaltet, und zwar nicht nur mit Kampfhähnen und -hunden, sondern mit seiner Truppe von Gladiatoren«, eröffnete ihm Timothy Turnbull. »Bei den Kämpfern, die er aufeinanderhetzt . . .«, setzte er zu einer weiteren Erklärung an, kam jedoch nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Denn in dem Moment traf McIvor ein scharfer Gertenschlag auf die Rippen. Und eine scharfe Stimme fauchte ihn an: »Was habt ihr stinkenden Christenhunde miteinander zu reden? Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, dreckiger Templer! Du elender Wurm wirst noch heute im Staub meines Steinbruchs kriechen und Dreck fressen!« McIvor wusste hinterher nicht zu sagen, was ihn zu seiner geradezu selbstmörderischen Reaktion veranlasst hatte. Doch zweifellos hatte die angestaute Wut in ihm einen großen Anteil daran, dass er die Kontrolle über sich verlor und explodierte. Bevor der Steinbruchbesitzer wusste, wie ihm geschah, rammte ihm McIvor das Knie in den Leib und schlug ihm mit einer blitzschnellen Drehung das linke Ende des Jochs an den Kopf. Der Mann brach blutüberströmt zusammen. Augenblicklich stürzten sich die Wachmänner mit ihren Knüppeln auf McIvor und es kam zu einem blutigen, tumultartigen Handgemenge. McIvor trug zwar Fußeisen und hatte die Hände im Joch, aber trotz dieser Einschränkungen wehrte er sich mit unglaublicher Verbissenheit und machte es den Männern schwer, ihn zu fassen zu bekommen und niederzuringen. Er setzte das Joch als Waffe ein und dank seiner Kraft und Wendigkeit konnte er der großen Übermacht eine ganze Zeit lang widerstehen. Doch dann riss ihm jemand von hinten die Beine weg. Und als er zu Boden stürzte, ging ein Hagel von Schlägen auf ihn nieder. ». . . werde ihn bis aufs Blut auspeitschen lassen! Danach kann der Emir ihn meinetwegen seinen Krokodilen vorwerfen! Aber sterben wird er, das verspreche ich dir!«, hörte McIvor aus dem wüsten Geschrei um ihn herum die wutentbrannte Stimme von Gazi Abdul Gaharka heraus. Im nächsten Moment nahm er noch eine zweite, ihm jedoch fremde Stimme wahr, die alle anderen übertönte, als sie herrisch schrie: »Lasst es gut sein!... Zurück! . . . Hört auf! Er liegt doch schon am Boden!... Gazi, sag deinen Leuten, sie sollen ihm nicht den Schädel einschlagen! . . . Ja, ich kaufe den widerspenstigen Templer!« McIvor rang mit der Bewusstlosigkeit. In seinem Körper tobte ein Feuersturm aus Schmerzen. Und das Bild vor seinen Augen verschwamm schon und trübte sich dunkel ein. Die Schläge hörten auf. Wer war es, der da dem Hagel der Knüppelschläge Einhalt geboten hatte? Noch einmal drangen die beiden Stimmen aus dem dunklen Nebel, in dem er zu versinken drohte, an sein Ohr. Der erste Teil erreichte ihn nur als unverständliches Gemurmel, in das sich ein kehliges Gelächter mischte. Doch dann hörte er die fremde Stim me noch einmal klar: »Ja, ich nehm ihn dir für den üblichen Preis ab, Gazi...Ich bin sicher, der Templer ist für einige interessante Kämpfe gut. Also, wenn du ihn sterben sehen willst, dann komm demnächst mal wieder ins Bayt
Weitere Kostenlose Bücher