Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
der Goldhändler beim Abschied hoffnungsvoll. »Das kann gut sein«, antwortete Tarik, nickte ihm freundlich zu und ging seiner Wege. Er war in Eile, hatte er doch vieles zu erledigen und zu durchdenken. Und stets begleitete ihn im Hinterkopf nicht nur die Sorge um seine Freunde, sondern der noch viel drängendere Gedanke, dass ihm nicht viel Zeit blieb, sich einen Plan zur Rettung des heiligen Kelches einfallen zu lassen. Es fiel ihm schwer, sich davon nicht niederdrücken zu lassen. Sein nächstes Ziel war das Viertel der Tuchhändler und Schneider, das schnell gefunden war. Dort erstand er zuerst einmal einen gewöhnlichen dolman, ein bis zu den Füßen reichendes Untergewand, einen ebenso schlichten Kaftan, wie ihn die einfachen Leute trugen, und einen unauffälligen Turban. Billige Sandalen und ein primitiver Gürtel aus geflochtenen Palmfasern schlossen den Kauf ab. Er ließ sich die Sachen zu einem handlichen Paket zusammenschnüren, klemmte es sich unter den Arm und begab sich einige Gassen weiter in den Basar der Händler, die Gewänder aus edlen Stoffen anboten. Hier erwarb er die sorgfältig gearbeitete Kleidung, wie sie einem recht wohlhabenden, aber doch nicht reichen Kaufmann gut zu Gesicht stand. Er achtete darauf, dass weder Kaftan noch Turban allzu farbenprächtig ausfielen, und entschied sich für gediegene Ware in matten nussbraunen Tönen. So bekleidet begab er sich in den Suq der Waffenschmiede, in dem er mehr Zeit verbrachte als auf allen anderen Basaren zusammen. Einen ansehnlichen Dolch sowie einen Scimitar mit breiter und gut geschmiedeter Klinge hatte er schnell gefunden. Aber bedeutend mehr Mühe und Zeit kostete es ihn, zwei kurze Messer mit passenden Lederfutteralen zu finden, bei denen Klinge und Heft so gut ausbalanciert waren, dass sie sich als Wurfmesser eigneten. Ein solches Messer musste waagerecht liegen bleiben, wenn er es an der Stelle, wo die Klinge in das Griffstück überging, auf seinen ausgestreckten Zeigefinger legte. Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte. Den Krummsäbel mit dem hübsch verzierten Heft und auch den Dolch trug er offen unter dem Kaftan, der vorn aufklaffte. Die beiden Wurfmesser waren dagegen den Blicken entzogen, steckten sie doch ganz hinten auf dem Rücken in seinem Gürtel. Mittlerweile hatte die Sonne ihren Aufstieg am Himmel fast beendet. Tarik schätzte, dass sie in einer knappen Stunde ihren Zenith erreichen würde. Und dann war damit zu rechnen, dass Cairo für einige Stunden in einen Zustand schläfriger Apathie fiel. Viele Händler würden der Mittagshitze entfliehen, ihre Läden schließen und sich in die schattige Kühle der Innenhöfe zurückziehen. Zuvor aber wollte Tarik noch ein wichtiges Geschäft hinter sich bringen, für das er der Kleider aus teurem Stoff und des Scimitars mit der silbernen Scheide dringend bedurfte. Denn er gedachte, nun einen der Smaragde zu verkaufen. Und wer solch einen kostbaren Stein zum Verkauf anbot, der konnte nicht im Aufzug eines Tagelöhners auftreten, wenn er nicht für einen Dieb gehalten werden und sich in den Fängen der Obrigkeit wiederfinden wollte. Im Suq der Juweliere suchte Tarik sich einen der größeren Läden aus, der in unmittelbarer Nähe der Qasaba lag. Er steuerte scheinbar zielstrebig auf ihn zu, als wüsste er ganz genau, warum er ausgerechnet dieses Geschäft beehrte, und trat mit dem vorgegaukelten Selbstbewusstsein eines Mannes auf, der sich in seinem Gewerbe bestens auskannte und den Wert von Edelsteinen genau zu benennen wusste. Und im Stillen dankte er Abbé Villard, dass dieser ihnen vor ihrem Aufbruch aus dem Heiligtum noch eingehend erklärt hatte, welchen Wert die Edelsteine besaßen. Das erlaubte es ihm, beim langwierigen Feilschen mit dem Ladenbesitzer den trügerischen Eindruck eines ebenso erfahrenen wie sachkundigen Juwelenhändlers zu erwecken. Und mit der Summe, auf die sie sich schließlich einigten, konnten sie beide höchst zufrieden sein. Tarik tätigte noch einige kleinere Einkäufe, stillte seinen Hunger bei einer der vielen Garküchen, auf die man an jeder Straßenecke traf, und verbrachte einen Teil der heißen Mittagsstunden im Schatten einiger Palmen, die den zentralen Platz Bayn al-Qasarayn vor einem der prunkvollen Paläste säumten. Große Wasserbecken trugen ein wenig zur Kühlung bei. Schlaf gönnte er sich jedoch nicht. Er grübelte vielmehr unablässig darüber nach, was er bloß tun sollte, um seinem heiligen Amt als Gralshüter in dieser
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