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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Ungläubigen nicht länger standhielten. Gelang den Mamelucken irgendwann der Durchbruch, würde es ein fürchterliches Blutvergießen geben. Ein tagelanges Morden, Brennen, Plündern und Vergewaltigen. Und wer dann noch lebte, den erwartete die Sklaverei. Ob nun Halbmond auf grünem Tuch oder Christenkreuz, über den Mauern der jahrtausendealten Hafenstadt hatten schon die Fahnen und Kriegsbanner der unterschiedlichsten Herrscher geweht, war sie doch zu allen Zeiten von großer strategischer Bedeutung und zudem stets ein bedeutender Umschlagplatz für Waren aller Art im Handel zwischen Morgenland und Abendland und damit eine begehrte, reiche Beute gewesen. Allein schon die vielen Kirchen, Klöster und Ordenshäuser legten ein beredtes Zeugnis für die Bedeutung und den Wohlstand von Akkon ab. Muslimische, jüdische und christliche Kaufleute aus allen Ländern rund um das Mittelmeer, aber auch Händler aus Deutschland und England, hatten sich jeglicher Kriegswirren zum Trotz hier mit ihren Familien niedergelassen, Warenlager, Karawansereien und Kontore errichtet, sich ansehnliche Wohnhäuser zugelegt und dabei immer auch eine große Zahl von weniger finanzkräftigen Landsleuten angelockt, die als Bedienstete, kleine Handwerker und Tagelöhner die weniger einträglichen Arbeiten ausführten. Zudem hatte die Stadt stets auch Gesindel, Abenteurer und Glücksritter angezogen. Seit der Gründung der Kreuzfahrerstaaten hatten neben den mohammedanischen Großkaufleuten, die von Anfang an unter dem Schutz der Templer standen, auch die mächtigen Handelshäuser aus Genua, Pisa und Venedig den einträglichen Handel mit kostbaren Seidenstoffen, Gewürzen, sündhaft teuren Ölen und Räucherstoffen sowie mit Sklaven, Elfenbein und Gold und vielen anderen Waren unter ihre Kontrolle gebracht und im Laufe der Zeit eigene Stadtviertel gebildet. Allein im Quartier der Venezianer gab es an die zweihundert Warenlager. Dieser Bezirk sowie der ihrer Konkurrenten aus Genua und Pisa beherrschten den Südteil der Stadt rund um den Hafen, während sich die kleineren Viertel der Engländer, Deutschen und Franzosen überwiegend im nordöstlichen Teil fanden. Die wie Bienenwaben aneinanderklebenden, würfelförmigen Wohn-und Geschäftshäuser der einfachen Bevölkerung wie auch die Anwesen der wohlhabenden Kaufleute boten in ihrer Archi tektur kein einheitliches Bild, sondern zeigten eine ganz eigene Mischung aus europäischem und arabischem Baustil. Enge Gassen führten zu beiden Seiten an einfachen, weiß gekalkten Häusern aus sonnengetrockneten Lehmziegeln mit höchstens zwei Stockwerken vorbei. Fast alle hatten Flachdächer, auf die man über eine geländerlose Außentreppe oder eine Leiter gelangte. Sie dienten nicht nur dem Auffangen von Regenwasser, sondern in den heißen Monaten auch als bevorzugter Aufenthaltsort und nachts als Schlafplatz. Und da die Befestigungsmauern ein räumlich ausgreifendes Wachstum der Stadt nicht zugelassen hatten, war das Land innerhalb der Mauern in den armen Vierteln so dicht bebaut, dass man manche Häuser nur erreichen konnte, indem man zuvor durch ein anderes ging. Immer wieder führten die Gassen unter brückenähnlichen Konstruktionen aus Stein oder Holz hindurch, die sich über die Straßen wölbten, beide Häuserseiten miteinander verbanden und im Sommer wohltuenden Schatten warfen. Oft drängten sich unter ihnen die Stände von Läden und Werkstätten. Und dann gelangte man nach dem nächsten scharfen Knick der Gasse unverhofft in einen Bezirk, wo das Auge auf gefällige Gar-tenanlagen und prächtige Anwesen fiel, die im Schutz hoher Mauern lagen, manchmal über mehrere Innenhöfe mit Laubengängen verfügten und nicht selten sogar einen eigenen Brunnen besaßen. Zisternen dagegen gab es unter fast jedem Haus. Maurice ließ sich von Gerolts beharrlich abweisendem Schweigen nicht beirren, sondern redete munter weiter auf ihn ein, während er sich federnden Schrittes mühelos an seiner Seite hielt. »Die Sache mit dem Kardinal, der bei meiner Frage puterrot angelaufen ist und auch noch beinahe an einem Stück Wild erstickt wäre, hatte natürlich ein unerfreuliches Nachspiel für mich«, fuhr er fort und gab dann einen bekümmerten Seufzer von sich. »Aber mir scheint, das alles interessiert dich weniger.« Beinahe hätte Gerolt sich dazu hinreißen lassen, die Vermutung des Franzosen durch ein kurz angebundenes »Sehr richtig!« zu bestätigen. Doch er widerstand der Versuchung und verharrte in

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