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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wollte nicht ehrlos durch einen Pfeil in den Rücken sterben, sondern noch in einem letzten Kampf seinen Mann als Tempelritter stehen und dabei möglichst noch den einen und anderen Sarazenen mit in den Tod nehmen. Und schon wollte er seinen Ordensbrüdern zurufen, den sinnlosen Fluchtversuch aufzugeben und sich ihren Verfolgern zu stellen, als drei einsame Gestalten auf der Zugbrücke erschienen, ihnen entgegeneilten und dabei die weit ausgebreiteten Arme gen Himmel streckten. Der mittlere der drei seltsamen Männer, dem eine dichte Flut schneeweißen Haars bis auf die Schultern fiel, trug die weiße Clamys des Templers, während die beiden anderen, die zwei Schritte hinter ihm zurückgeblieben waren, in die braunen Umhänge der Turkopolen gekleidet waren. Und dann geschah etwas Unfassbares, das allen, die es in dieser mondhellen Nacht beobachteten, wie ein unfassliches, göttliches Wunder erschien. Denn augenblicklich erhob sich im Rücken der fliehenden Templer wie aus dem Nichts ein gewaltiger Sturmwind, der den Sand in dichten Wolken aufwirbelte und den Verfolgern entgegenwarf.
    Als Gerolt einen Blick zurückwagte, glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Er sah, wie die Pfeile, die auf sie abgeschossen wurden, plötzlich in der Luft wie auf eine unsichtbare Wand prallten und entgegen allen ballistischen Gesetzen senkrecht zu Boden fielen. Aber das war noch nicht alles, was er an Unglaublichem beobachtete. Denn zur selben Zeit riss die Erde hinter ihnen und nur wenige Pferdelängen von den ersten Verfolgern entfernt auf und es bildete sich, umwirbelt von wild hin und her tanzenden Sandsäulen, eine mehrere Fuß tiefe Rinne, deren Breite auch das beste Springpferd nicht überwinden konnte. Von den sie umtosenden Sandwolken in ihrer Sicht stark behindert, sahen die Sarazenen diesen plötzlich vor ihnen aufklaffenden Graben zu spät, um ihre Pferde noch rechtzeitig zügeln zu können. In einem entsetzlichen Durcheinander von stürzenden und ineinandergaloppierenden Pferden und entsetzt schreienden Reitern kam die Verfolgung der Feinde an diesem Graben zu einem jähen Halt. »Heilige Muttergottes!«, entfuhr es Gerolt. Eine Gänsehaut überkam ihn angesichts dieses unfasslichen, wundersamen Geschehens, das ihnen das Leben rettete. Denn nun war es nicht mehr weit bis zu den hohen Mauern von Akkon. Und als er seinen Kopf wieder nach vorn wandte, erhaschte er einen flüchtigen Blick auf den weißhaarigen Templer, der mit seinen beiden Turkopolen noch immer vor der Fallbrücke ausharrte. Sofort erinnerte er sich daran, dass ihm dieser merkwürdige Ritter zur Mittagsstunde im Burghof begegnet war. Hatte dieser alte Mann etwas mit diesem Wunder zu schaffen? Er sah noch, dass der greisenhafte Templer, wie von einem Schwächeanfall heimgesucht, plötzlich wankte und mit dem linken Bein einknickte und dass die beiden Braunmäntel sofort an seine Seite sprangen und ihn vor dem Fallen bewahrten. Und dann jagten sie auch schon an den drei wunderlichen Gestalten vorbei, galoppierten über die Zugbrücke und brachten die Pferde gerade noch schnell genug im Eingang des Torhauses zum Stehen, um nicht in der scharfen Biegung des Ganges gegen die Mauer zu prallen. Wilder Jubel ihrer Ordensbrüder umbrandete sie. »Ein wahrhaft göttliches Zeichen ist geschehen!« »Die Erde hat sich aufgetan!« »Der Allmächtige hat ein Wunder gewirkt!« »Gott hat den Ungläubigen Windtromben entgegengeschleudert!« Diese und ähnliche Ausrufe schallten in einem wilden, erregten Stimmengewirr über den Platz hinter dem St.-Lazarus-Tor, während die Zugbrücke hastig eingeholt wurde. Die lärmende Aufregung legte sich jedoch schnell wieder und wich bedrückender Enttäuschung, als die Truppenführer die Männer zur Ordnung riefen und zur raschen Versorgung der zahlreichen Verletzten mahnten. Der Angriff der Templerstreitmacht hatte zwar beträchtlichen Schaden im Lager der Sarazenen angerichtet, aber auf ihrer Seite auch einen hohen Tribut an Toten und Verwundeten gefordert. Und ob sie den Feind wirklich nachhaltig geschwächt hatten, ließ sich zu dieser Stunde nicht abschätzen. Als Gerolt mit zitternden Knien von der Kruppe des schweißnassen Pferdes rutschte und mit McIvor von Conneleagh ein gequältes Grinsen sowie einen festen Händedruck tauschte, fiel sein Blick auf den weißhaarigen Templer. Der sichtlich geschwächte Mann wurde von den beiden Turkopolen gestützt. Sie führten ihn, fast unbeachtet von der abgekämpften Truppe, zu

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