Die Bruderschaft
während der andere den Waldrand beobachtete. Spicer saß in der Nähe des Basketballfelds und hielt nach Wärtern Ausschau.
Es gab in Trumble weder Zäune noch Wachtürme oder einschneidende Sicherheitsmaßnahmen, und auch die Wärter stellten keine große Gefahr dar. Spicer sah keinen einzigen.
Buster hatte sich den jaulenden Rasentrimmer umgehängt und arbeitete sich langsam in Richtung Aschenbahn vor. Dort legte er eine Pause ein und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Aus 50 Metern Entfernung hörte Spicer, wie das Motorengeräusch erstarb. Er drehte sich um und hob einen Daumen - das Zeichen für Buster, schnell zu handeln. Buster trat auf die Aschenbahn und ging für ein paar Schritte neben Yarber her.
»Bist du sicher, dass du es machen willst?« fragte Yarber.
»Ja, ganz sicher.« Der Junge machte einen ruhigen, entschlossenen Eindruck.
»Dann tu es jetzt. Bleib ruhig. Nicht rennen.«
»Danke, Finn.«
»Und lass dich nicht erwischen.«
»Auf keinen Fall.«
An der Kurve verließ Buster die Bahn und ging über das frisch gemähte Gras. Nach 100 Metern war er in einem Gebüsch am Waldrand verschwunden. Beech und Yarber sahen ihm nach, drehten sich dann um und beobachteten das Gefängnis. Spicer schlenderte zu ihnen. Auf den Grünflächen und in den Gebäuden des Komplexes blieb alles ruhig. Weit und breit war kein Wärter in Sicht.
In gemächlichem Tempo gingen sie zwölf Runden, knapp fünf Kilometer, und nach nicht ganz einer Stunde begaben sie sich in die Kühle der Bibliothek und warteten auf die Nachricht von Busters Flucht. Es sollte Stunden dauern, bis irgendjemand etwas merkte.
Busters Tempo war schneller. Sobald er den Wald erreicht hatte, begann er zu rennen. Er orientierte sich am Stand der Sonne und hielt sich eine halbe Stunde lang in südlicher Richtung. Der Wald war nicht dicht, und das Unterholz war spärlich und behinderte ihn kaum. Er kam an einem Hochsitz vorbei, der in sieben Metern Höhe an einer Eiche befestigt war, und stieß kurz darauf auf einen Pfad, der nach Südwesten führte.
In seiner linken Hosentasche hatte er 2000 Dollar, die Finn Yarber ihm gegeben hatte. In der anderen Tasche befand sich eine von Beech gezeichnete Karte. Und in der hinteren Hosentasche hatte er einen gelben Umschlag, der an einen Mann namens AI Konyers in Chevy Chase, Maryland, adressiert war. Alles drei war wichtig, doch der Umschlag schien den Richtern am wichtigsten zu sein.
Nach einer Stunde blieb Buster stehen, um zu rasten und zu lauschen. Die Landstraße 30 war sein erstes Ziel. Sie verlief in ostwestlicher Richtung, und Beech hatte geschätzt, dass er etwa zwei Stunden brauchen würde, um sie zu erreichen. Buster hörte nichts und begann wieder zu rennen.
Er durfte sich nicht zu sehr verausgaben. Es bestand die Möglichkeit, dass sein Fehlen nach dem Mittagessen bemerkt werden würde, wenn die Wärter gelegentlich eine sehr oberflächliche Inspektion durchführten. Wenn einer von ihnen auf die Idee kam, nach Buster Ausschau zu halten, würde er vielleicht Fragen stellen. Doch nachdem sie die Wärter zwei Wochen lang beobachtet hatten, glaubten weder Buster noch die Richter, dass diese Gefahr besonders groß war.
Er hatte also mindestens vier Stunden Vorsprung, wahrscheinlich sogar mehr, denn sein Arbeitstag endete erst um fünf Uhr. Um diese Zeit musste er den Rasentrimmer zurückgeben, und wenn er nicht auftauchte, würden sie auf dem Gefängnisgelände nach ihm suchen. Nach weiteren zwei Stunden würden sie die umliegenden Polizeistationen darüber informieren, dass wieder einmal ein Gefangener aus Trumble ausgebrochen war. Da diese Ausbrecher nie bewaffnet oder gefährlich waren, regte sich niemand allzu sehr darüber auf. Keine Suchtrupps. Keine Spürhunde. Keine Hubschrauber über dem Wald. Der Sheriff und seine Männer würden die Hauptstraßen abfahren und die Leute auffordern, die Türen verschlossen zu halten.
Der Name des Ausbrechers würde in eine landesweite Fahndungsdatei eingegeben werden. Man würde sein Haus und seine Freundin überwachen und darauf warten, dass er eine Dummheit beging.
Nach anderthalb Stunden in Freiheit blieb Buster für einen Augenblick stehen und hörte das Summen eines Lastwagens, der in der Nähe vorbeifuhr. Der Wald hörte abrupt an einem Straßengraben auf-vor ihm lag die Landstraße. Laut Beechs Karte lag die nächste Ortschaft ein paar Kilometer weiter westlich. Buster hatte vor, an der Straße entlang zu gehen und sich vor nahenden
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