Die Bruderschaft
Bundesstaat.
Doch zugleich wurde er auch angefeindet, weil er seine Nominierung mit Geld erkauft hatte. Vor den Wahlen in Pennsylvania hatte er laut Schätzungen 40 Millionen Dollar verbraucht. Genaue Zahlen waren schwierig zu ermitteln, weil das Geld an so vielen Fronten ausgegeben wurde. Weitere 20 Millionen hatten der IVR und ein halbes Dutzend anderer Interessengruppen unters Volk gebracht. Kein anderer Kandidat hatte je auch nur annähernd so viel Geld zur Verfügung gehabt.
Die Kritik verletzte Lake. Sie ließ ihm keine Ruhe. Doch eine Nominierung mit Hilfe von Geld war ihm lieber als die Alternative.
Reichtum war keineswegs tabu. Online-Unternehmen setzten Milliarden um. Der Haushalt der Bundesregierung, in der gewiss etliche Stümper saßen, wies einen Überschuss aus. Beinahe jeder hatte einen Job, zahlte annehmbare Hypothekenzinsen und besaß zwei Wagen. Die unaufhörlich eingeholten Umfrageergebnisse bestätigten Lake in seiner Überzeugung, dass das Thema Geld bei den Wählern im Augenblick keine große Rolle spielte. Die Antworten auf die -noch hypothetische - Frage, wie sie bei den Präsidentschaftswahlen im November entscheiden würden, zeigten, dass Lake den Vorsprung des Vizepräsidenten beinahe aufgeholt hatte.
Wieder einmal kehrte er aus dem Krieg im Westen als triumphierender Held nach Washington zurück. Aaron Lake, der ehemals weithin unbekannte Abgeordnete aus Arizona, war der Mann der Stunde.
Bei einem ruhigen, sehr ausgedehnten Frühstück lasen die Richter die Tageszeitung aus Jacksonville, die einzige, die in Trumble erlaubt war. Sie freuten sich sehr für Aaron Lake, ja sie waren regelrecht begeistert von seiner Nominierung. Inzwischen gehörten sie zu seinen eifrigsten Anhängern. Los, Aaron, du schaffst es!
Die Nachricht von Busters Flucht hatte keine hohen Wellen geschlagen. Gut für ihn, sagten die anderen Häftlinge. Er war bloß ein Junge mit einer langen Haftstrafe. Los, Buster, du schaffst es!
In der Zeitung stand nichts über seine Flucht. Sie tauschten die Teile aus und lasen jedes Wort bis auf die Stellen -und Todesanzeigen. Sie warteten. Es würden keine Briefe mehr geschrieben werden, und jetzt, da sie ihren Kurier verloren hatten, würden sie auch keine mehr bekommen. Alle Aktionen waren gestoppt, bis sie Nachricht von Mr. Lake hatten.
Wilson Argrow traf in einem grünen Kleinbus ohne Aufschrift in Trumble ein. Er war mit Handschellen gefesselt, und zwei Marshals hielten ihn an den Armen. Er war mit ihnen von Miami nach Jacksonville geflogen, selbstverständlich auf Kosten der Steuerzahler.
Laut den Unterlagen hatte er vier Monate einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Bankbetrugs abgesessen. Aus Gründen, die nicht ganz klar waren, hatte er eine Verlegung beantragt, aber seine Gründe interessierten in Trumble ohnehin niemanden. Er war nur einer von vielen Insassen in Bundesgefängnissen ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen, und dass die sich verlegen ließen, war nichts Besonderes.
Er war neununddreißig Jahre alt, geschieden, hatte ein College besucht, und seine Heimatadresse war den Unterlagen zufolge in Coral Gables, Florida. Sein wirklicher Name war Kenny Sands, und er arbeitete seit elf Jahren für die CIA. Zwar war er noch nie in einem Gefängnis gewesen, aber er hatte schon weit schwierigere Aufträge als diesen erledigt. Er würde ein, zwei Monate bleiben und dann eine weitere Verlegung beantragen.
Bei der Aufnahme gab Argrow sich als erfahrener Knastbruder, doch in Wirklichkeit war er beklommen. Man hatte ihm versichert, in Trumble gebe es keine gewalttätigen Übergriffe, und er war auch durchaus imstande, auf sich selbst aufzupassen, aber ein Gefängnis war ein Gefängnis. Er ließ die einstündige Einweisung durch den stellvertretenden Direktor über sich ergehen. Anschließend zeigte man ihm die Räumlichkeiten. Als er sah, dass die Wärter unbewaffnet waren und die meisten Häftlinge einen recht harmlosen Eindruck machten, war er einigermaßen beruhigt.
Sein Zellengenosse war ein alter Mann mit schütterem weißem Bart, ein altgedienter Krimineller, der schon viele Gefängnisse gesehen hatte und dem es in Trumble so gut gefiel, dass er, wie er Argrow erzählte, vorhatte, hier zu sterben. Er nahm Argrow mit zum Mittagessen und erklärte ihm die Feinheiten des Menüplans. Danach zeigte er ihm das Spielzimmer, in dem dicke Männer mit qualmenden Zigaretten im Mund um Klapptische saßen und die Karten in ihren Händen studierten. »Um Geld spielen ist
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