Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
hinter einer eckigen Brille. Der Mann sah Trevor ganz kurz an und wendete dann den Blick ab, als wäre nichts gewesen.
    Es war in der Nähe des Air-Jamaica-Schalters gewesen, als Trevor sein Ticket gekauft und sich zum Gehen gewandt hatte. Der Mann hatte ihn beobachtet. Er hatte in der Nähe gestanden und so getan, als studiere er die Abflugzeiten.
    Wenn man auf der Flucht ist, erscheinen einem die Aufmerksamkeit und die zufälligen Blicke anderer verdächtig. Man sieht ein Gesicht, und es ist das irgendeines Fremden. Doch wenn man es eine halbe Stunde später noch einmal sieht, ist man auf einmal davon überzeugt, dass man auf Schritt und Tritt verfolgt wird.
    Hör auf zu trinken, befahl Trevor sich selbst. Nach dem Start bestellte er einen Kaffee und stürzte ihn hinunter. In Kingston war er der erste Passagier, der die Maschine verließ. Mit schnellen Schritten ging er durch die Zollkontrolle. Der Mann aus dem Flugzeug war nirgends zu sehen.
    Trevor nahm seine beiden kleinen Reisetaschen und rannte zum Taxistand.

ZWEIUNDDREISSIG
    Die Zeitung aus Jacksonville traf jeden Morgen gegen sieben Uhr in Trumble ein. Vier Exemplare wurden im Spielzimmer ausgelegt, wo die Häftlinge, die die Vorgänge in der Welt dort draußen noch verfolgen wollten, sie lesen konnten. Meist war Joe Roy Spicer einer der wenigen, die um sieben warteten, und normalerweise nahm er eine Zeitung mit, weil er sich im Lauf des Tages eingehend mit den Quoten aus Las Vegas befassen wollte. Es war immer derselbe Anblick: Einen großen Styroporbecher Kaffee in der Hand, die Füße auf dem Tisch, saß Spicer da und wartete auf Roderick, den Wärter, der die Zeitungen brachte.
    Und darum war Spicer der Erste, der die Meldung las. Sie stand ganz unten auf der Titelseite: Der seit einiger Zeit verschwundene Trevor Carson, Anwalt aus Neptune Beach, war gestern Abend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, vor einem Hotel in Kingston auf Jamaika mit zwei Kugeln im Kopf tot aufgefunden worden. Spicer fiel auf, dass kein Foto von Trevor abgedruckt war. Aber warum hätte die Zeitung auch ein Foto von ihm haben sollen? Und warum war Trevors Tod ihr eine Meldung wert?
    Laut der jamaikanischen Polizei war Carson ein Tourist. Offensichtlich war er ausgeraubt worden. Ein nicht namentlich genannter Gewährsmann hatte Mr. Carson, dessen Brieftasche gefehlt hatte, identifiziert. Der Gewährsmann schien eine Menge zu wissen. Der Absatz, in dem Trevors beruflicher Werdegang geschildert wurde, war recht kurz. Jan Soundso, seine ehemalige Sekretärin, wollte keinen Kommentar abgeben. Die Geschichte war schnell zusammengeschustert und nur deshalb auf der Titelseite gedruckt worden, weil das Opfer ein Rechtsanwalt aus der Gegend von Jacksonville war.
    Yarber war gerade am anderen Ende der Aschenbahn und marschierte in einem strammen Tempo. Die Luft war feucht, und er hatte sein Hemd bereits ausgezogen. Spicer wartete auf ihn und reichte ihm wortlos die Zeitung.
    Sie fanden Beech in der Cafeteria, wo er, das Plastiktablett in der Hand, in der Schlange an der Ausgabe stand und trübselig die Warmhaltepfanne mit Bergen von Rührei betrachtete. Sie setzten sich in eine Ecke, abseits von den anderen, stocherten in ihrem Essen herum und diskutierten die Angelegenheit in gedämpftem Ton.
    »Wenn er auf der Flucht war, vor wem ist er dann geflohen?«
    »Vielleicht war Lake hinter ihm her.«
    »Er wusste ja nicht, dass es Lake war. Er hatte doch keine Ahnung.«
    »Na gut, dann ist er eben vor Konyers geflohen. Als er zum letzten Mal hier war, hat er gesagt, Konyers sei ein ganz dicker Fisch. Er hat gesagt, Konyers wusste über uns Bescheid, und am nächsten Tag war er weg.«
    »Vielleicht hatte er bloß Angst. Konyers hat ihn zur Rede gestellt und damit gedroht, seine Rolle in unserem kleinen Spiel aufzudecken, und Trevor mit seinen schlechten Nerven hat beschlossen, alles Geld zusammenzuraffen, das er kriegen konnte, und abzuhauen.«
    »Ich würde gern wissen, wessen Geld er zusammengerafft hat.«
    »Niemand weiß von unserem Geld. Warum sollte es also verschwunden sein?«
    »Trevor hat wahrscheinlich alle beklaut, die er beklauen konnte. So was passiert andauernd. Anwälte geraten in Schwierigkeiten und flippen aus. Sie räumen die Treuhandkonten ihrer Mandanten ab und tauchen unter.«
    »Tatsächlich?« fragte Spicer.
    Beech wusste von drei Fällen, und auch Yarber hatte mehrmals von so etwas gehört.
    »Wer hat ihn dann umgebracht?«
    »Gut möglich, dass er einfach im falschen

Weitere Kostenlose Bücher