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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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unberechenbarer. Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen.«
    »Nehmen wir mal an, Argrow findet ihre Unterlagen«, sagte York. »Diese Männer sind Verbrecher, verurteilte Kriminelle. Niemand wird ihnen ihre Geschichte über Lake abnehmen, wenn sie keine Beweise vorlegen können. Und diese Beweise müssen schriftlich sein: Dokumente, Kopien und Originale des Briefwechsels. Diese Beweise existieren irgendwo. Wenn wir sie finden und beschlagnahmen, wird ihnen niemand glauben.«
    Teddy nippte abermals mit geschlossenen Augen an seinem Tee und schwieg lange. Er verlagerte sein Gewicht und biss die Zähne zusammen. »Stimmt«, sagte er. »Aber meine Befürchtung ist, dass sie jemanden draußen haben, jemanden, von dem wir nichts wissen. Diese Burschen sind uns immer einen Schritt voraus, und daran wird sich nichts ändern. Wir versuchen herauszufinden, was sie schon seit einiger Zeit wissen. Ich bin nicht sicher, ob es uns jemals gelingen wird, ihren Vorsprung einzuholen. Vielleicht haben sie schon Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass sie ihre Unterlagen verlieren. Im Gefängnis gibt es bestimmt Regeln, die den Besitz von schriftlichen Unterlagen verbieten, und das bedeutet, dass sie diese Papiere gut versteckt haben. Die Briefe von Lake sind viel zu wertvoll - sie haben mit Sicherheit Kopien gemacht und sie irgendwo außerhalb des Gefängnisses deponieren lassen.«
    »Trevor war ihr Postbote. Wir haben jeden Brief gesehen, den er in den letzten vier Wochen aus dem Gefängnis geschmuggelt hat.«
    »Das glauben wir. Aber wir wissen es nicht mit Sicherheit.«
    »Aber wer könnte es außerdem gewesen sein?«
    »Spicer hat eine Frau, und sie hat ihn besucht. Yarber lässt sich scheiden, aber wer weiß, was die beiden miteinander abgesprochen haben? Seine Frau hat ihn in den vergangenen drei Monaten besucht. Vielleicht haben die Richter auch ein paar Wärter bestochen, damit sie Unterlagen für sie rausbringen. Diese Männer langweilen sich, und sie sind gerissen und sehr einfallsreich. Wir können nicht einfach annehmen, dass wir genau wissen, was sie vorhaben. Und wenn wir hier einen Fehler machen, wenn wir nicht alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, steht Mr. Aaron Lake auf einmal in der Unterhose da.«
    »Aber wie? Wie würden sie es an die Öffentlichkeit bringen?«
    »Wahrscheinlich, indem sie mit einem Reporter Kontakt aufnehmen und ihm einen Brief nach dem anderen zukommen lassen, so lange, bis er überzeugt ist. Das würde funktionieren.«
    »Die Presse würde durchdrehen.«
    »Das darf nicht geschehen, York. Wir dürfen es nicht zulassen.«
    Deville kam hereingestürmt. Der amerikanische Zoll war zehn Minuten nach dem Start der Maschine nach San Juan von den Behörden auf Bermuda informiert worden. Trevor würde in achtzehn Minuten landen.
    Trevor folgte seinem Geld. Er hatte das Prinzip der telegrafischen Überweisung schnell begriffen und war nun dabei, diese Kunst zur Perfektion zu entwickeln. Von Bermuda hatte er die Hälfte der Summe auf ein Schweizer Konto überwiesen, die andere Hälfte an eine Bank in Grand Cayman. Sollte er nun nach Osten oder Westen fliegen ? Das war die große Frage. Der schnellste Flug ging nach London, aber der Gedanke an die Einreisekontrollen in Heathrow machte ihm Angst. Er wurde nicht gesucht, jedenfalls nicht von den amerikanischen Behörden. Es lag keine Anklage gegen ihn vor. Aber der britische Zoll war so gründlich. Trevor entschied sich für Westen - er würde sein Glück in der Karibik versuchen.
    Nach der Landung in San Juan ging er in eine Bar, bestellte ein großes Bier vom Fass und studierte den Flugplan. Er hatte keine Eile, er stand nicht unter Druck und hatte die Taschen voller Geld. Er konnte überallhin fliegen, er konnte tun, was er wollte, und sich so viel Zeit nehmen, wie er wollte. Beim zweiten Bier beschloss er, für ein paar Tage nach Grand Cayman zu fahren, wo die Hälfte seines Geldes war. Am Air-Jamaica-Schalter kaufte er ein Ticket; danach setzte er sich wieder in die Bar, denn es war kurz vor fünf, und er hatte noch eine halbe Stunde Zeit.
    Natürlich flog er erster Klasse. Er bestieg die Maschine als einer der Ersten, damit er noch etwas trinken konnte, und als die anderen Passagiere an seinem Platz vorbeigingen, fiel ihm ein Gesicht auf, das er vorher schon einmal gesehen hatte.
    Wo war das gewesen? Vor ein paar Minuten, irgendwo im Flughafen. Ein langes, schmales Gesicht mit einem grau melierten Spitzbart und kleinen, schlitzartigen Augen

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