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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sie weiter zu beachten, kehrte er in sein Zimmer zurück, verschloss die Tür, las den Brief zum vierten Mal und dachte nach. Er würde das Geld auftreiben und überweisen. Er hoffte und betete inständig, dass Ricky ihn danach in Ruhe lassen würde. Wenn er das nicht tat, wenn er mehr Geld forderte, würde Quince zu seinem Arzt gehen und sich Schlaftabletten verschreiben lassen.
    Der Immobilienmakler, mit dem er zum Mittagessen verabredet war, galt als risikofreudig und war wahrscheinlich ein Gauner. Quince entwickelte einen Plan. Sie würden ein paar zweifelhafte Kredite beantragen, er würde den Wert des Baulands zu hoch einschätzen und den Kredit bewilligen, sie würden das Land an einen Strohmann verkaufen, und so weiter. Er wusste, wie man so was machte.
    Quince würde das Geld auftreiben.
    Die düsteren Werbespots für den Präsidentschaftskandidaten Lake erzeugten einen dumpfen Knall. Intensive Umfragen in der ersten Woche zeigten einen dramatischen Anstieg des Bekanntheitsgrads von zwei auf zwanzig Prozent, doch die Spots wurden allgemein abgelehnt. Sie waren beängstigend, und die Leute wollten nicht über Krieg, Terrorismus oder Atomraketen nachdenken, die heimlich, bei Nacht, über die Berge von einem Standort zum anderen geschafft wurden. Man sah die Werbespots (es war unmöglich, ihnen zu entgehen) und hörte die Botschaft, aber die meisten Wähler wollten nicht mit diesem Thema behelligt werden. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, Geld zu verdienen und es auszugeben. Die Wirtschaft lief auf Hochtouren, und wenn es irgendwelche Fragen gab, die kontrovers diskutiert wurden, so beschränkten sie sich weitgehend auf die alten Dauerbrenner »Steuersenkungen« und »Verfall der moralischen Grundwerte«.
    Die ersten Journalisten, die Lake interviewten, behandelten ihn, als wäre er bloß einer von vielen Spinnern, bis er in einer Livesendung erklärte, dass sein Wahlkampffonds in weniger als einer Woche bereits mehr als elf Millionen Dollar erhalten habe.
    »Nach den ersten beiden Wochen werden wir wohl zwanzig Millionen haben«, sagte er, ohne zu prahlen, und diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Teddy Maynard hatte ihm versichert, dass das Geld kommen würde.
    Zwanzig Millionen in zwei Wochen - das hatte noch nie zuvor ein Kandidat geschafft und am Ende dieses Tages sprach man in Washington von nichts anderem mehr. Die Aufregung erreichte ihren Höhepunkt, als Lake - abermals live - in den Abendnachrichten von zwei der drei landesweiten Sender interviewt wurde. Er sah großartig aus: breites Lächeln, wohlgesetzte Worte, guter Anzug, gute Frisur. Dieser Mann war wählbar.
    Die letzte Bestätigung, dass Aaron Lake ein ernst zu nehmender Kandidat für die Präsidentschaft war, kam später am Abend, als einer seiner Gegner ihn aufs Korn nahm. Senator Britt aus Maryland hatte seine Kandidatur vor einem Jahr bekannt gegeben und in New Hampshire einen guten zweiten Platz belegt. Er hatte neun Millionen Dollar aufgebracht, aber weit mehr als das ausgegeben, und war nun gezwungen, die Hälfte seiner Zeit mit dem Sammeln von Spenden zu verbringen -Zeit, die ihm im Wahlkampf fehlte. Er war es leid zu betteln, sein Team zu verkleinern und sich Sorgen über die Streuung seiner Fernsehspots zu machen, und als ein Reporter ihn nach seiner Meinung zu Lake und seinen zwanzig Millionen fragte, blaffte Britt ihn an: »Das ist schmutziges Geld. Kein ehrlicher Kandidat kann in so kurzer Zeit so viel Geld auftreiben.« Britt stand in Michigan am Eingang zu einem Chemiewerk im Regen und schüttelte Hände.
    Die Presse ließ sich diese Bemerkung auf der Zunge zergehen und verbreitete sie im ganzen Land.
    Aaron Lake hatte die Bühne betreten.
    Senator Britt aus Maryland hatte noch andere Probleme, auch wenn er sich bemühte, sie zu vergessen.
    Neun Jahre zuvor hatte er eine Informationsreise durch Südostasien unternommen. Wie immer flogen er und seine Kollegen aus dem Kongress erster Klasse, stiegen in gepflegten Hotels ab, aßen Hummer und ließen nichts unversucht, um sich ein Bild von der Armut in dieser Region zu machen und Material für die wütende Kontroverse um die Firma Nike und ihre Produktion in Billiglohnländern zu sammeln. Gleich zu Beginn der Reise, in Bangkok, lernte Britt eine junge Frau kennen und beschloss, eine Krankheit vorzutäuschen und zurückzubleiben, während seine Kollegen ihre Informationsreise nach Laos und Vietnam fortsetzten.
    Ihr Name war Payka, und sie war keine Prostituierte. Sie war

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