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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bürokratischen Kampf hatte er einen subalternen Sesselfurzer in Washington davon überzeugt, dass er, Picasso, an diversen Störungen litt und dass ein solches Hobby von altershehr als therapeutisch galt. Sobald die Genehmigung aus Washington vorlag, setzte der Gefängnisdirektor seine Unterschrift darunter, und Picasso machte sich mit Eifer an die Arbeit. Die Rosen bezog er von einer Gärtnerei in Jacksonville. Auch dafür hatte er zahlreiche Anträge stellen müssen.
    Sein eigentlicher Job war Tellerwäscher in der Cafeteria, eine Tätigkeit, für die er 30 Cent pro Stunde bekam. Der Direktor lehnte seinen Antrag, als Gärtner beschäftigt zu werden, ab - die Rosen waren also sein Hobby. In der Wachstumszeit sah man Picasso früh und spät in seinem Beet knien, die Erde auflockern und seine Rosenstöcke gießen. Er sprach sogar mit den Blumen.
    Die Sorte hieß Belinda’s Dream und hatte blass rosafarbene Blüten. Die Rosen waren nicht besonders schön, aber Picasso liebte sie trotzdem. Als die Stöcke geliefert wurden, erfuhren alle Insassen von Trumble, dass die Belindas endlich gekommen waren. Er pflanzte sie liebevoll in die Mitte und an den vorderen Rand seines Beetes.
    Sherlock begann aus purer Bosheit, auf das Beet zu pinkeln. Er konnte Picasso ohnehin nicht ausstehen, weil dieser ein bekannter Lügner war, und irgendwie erschien es ihm angebracht, auf die Rosen zu urinieren. Andere taten es ihm nach. Sherlock ermunterte sie, indem er ihnen sagte, das sei ein hervorragender Rosendünger.
    Die Belindas verloren ihre rosige Farbe und welkten. Picasso war entsetzt. Ein Informant schob einen Zettel unter seiner Tür durch, und damit war das Geheimnis gelüftet: Sein geliebtes Rosenbeet war zum Pissoir geworden. Zwei Tage später legte Picasso sich auf die Lauer und ertappte Sherlock in flagranti und Sekunden später lieferten die beiden dicklichen Männer im mittleren Alter sich mitten auf dem Fußweg einen hässlichen Ringkampf.
    Die Rosen verfärbten sich gelblich und Picasso reichte seine Klage ein.
    Als es Monate später, nach zahlreichen Verzögerungen durch Ratliff, endlich zur Verhandlung kam, hatten die Richter bereits genug von dieser Sache. Sie waren übereingekommen, dem Ehrenwerten Finn Yarber, dessen Mutter einst Rosen gezüchtet hatte, den Vorsitz zu überlassen, und dieser hatte den anderen nach einigen Recherchen, die nicht länger als ein paar Stunden gedauert hatten, mitgeteilt, dass menschlicher Urin keinerlei Verfärbung von Rosenblüten zur Folge hatte. Zwei Tage vor der Verhandlung stand ihre Entscheidung fest: Sie würden die beantragte Verfügung erlassen, die Sherlock und die anderen Schweine hinderte, auf Picassos Rosen zu pinkeln, aber ein Schadenersatz kam nicht in Frage.
    Drei Stunden lang hörten sie sich an, wie erwachsene Männer darüber stritten, wer wann und wie oft wohin gepinkelt hatte. Picasso, der sich nicht durch einen Anwalt vertreten ließ, war den Tränen nahe, als er die von ihm vorgeladenen Zeugen anflehte, gegen ihre Freunde auszusagen. Ratliff, der Verteidiger, war grausam, verletzend und wiederholte sich ständig, und nach einer Stunde war deutlich, dass seine Streichung aus dem Anwaltsverzeichnis durchaus gerechtfertigt gewesen war - ganz gleich, welcher Vergehen er sich schuldig gemacht hatte.
    Richter Spicer vertrieb sich die Zeit mit der Lektüre der Basketball-Ergebnisse in der College-Liga. Wenn er Trevor nicht beauftragen konnte, platzierte er Übungswetten auf jedes Spiel. Innerhalb von zwei Monaten hatte er damit - auf dem Papier - 3600 Dollar verdient. Er hatte eine Glückssträhne. Er gewann beim Kartenspielen, er gewann bei Sportwetten, und er schlief schlecht, denn er träumte von dem Leben, das auf ihn wartete und in dem er ein Profispieler sein würde, in Las Vegas oder auf den Bahamas. Mit seiner Frau oder ohne sie.
    Richter Beech stellte stirnrunzelnd tief gehende juristische Überlegungen an und machte sich umfangreiche Notizen. In Wirklichkeit entwarf er seinen nächsten Brief an Curtis in Dallas. Sie hatten beschlossen, ihn noch ein bisschen zu ködern. Als »Ricky« erklärte Beech ihm, ein brutaler Wachmann der Drogenklinik habe ihm alle möglichen schmerzhaften Konsequenzen für den Fall angedroht, dass er keine »Versicherung« abschloss. Ricky brauchte 5000 Dollar, um vor diesem Schläger sicher zu sein. Konnte Curtis ihm das Geld vielleicht leihen?
    »Können wir jetzt fortfahren?« unterbrach Beech den ehemaligen Anwalt Ratliff zum

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