Die Bruderschaft
begann die einzige Nachbarin, die die Männer bemerkt hatte, sich zu langweilen und kehrte zu ihrem Fernseher zurück. Lake war in Kalifornien und der Secret Service hatte ihn begleitet. Sein Haus wurde noch nicht rund um die Uhr bewacht, jedenfalls nicht vom Service. Das würde sich allerdings bald ändern.
Als Tarnung dienten Arbeiten an einem verstopften Abwasserrohr unter dem kleinen Vorgarten - es war etwas, das man reparieren konnte, ohne das Haus zu betreten. Das würde den Secret Service ablenken, falls der vorbei kam.
Doch zwei der Installateure betraten das Haus, und zwar mit eigenen Schlüsseln. Ein weiterer Lieferwagen derselben Firma kam, um Werkzeug zu bringen, und zwei Installateure gesellten sich zu den vier anderen und machten sich an die Arbeit.
Im Haus begannen vier der Agenten mit der mühseligen Suche nach verborgenen Papieren. Sie nahmen sich ein Zimmer nach dem anderen vor und durchsuchten nahe liegende Verstecke ebenso wie die geheimsten Winkel.
Der zweite Wagen fuhr davon und ein dritter kam aus einer anderen Richtung und parkte mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig, wie Lieferwagen es oft tun. Vier weitere Installateure machten sich an die Arbeit und zwei von ihnen verschwanden bald im Haus. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde im Vorgarten ein Scheinwerfer aufgestellt und so ausgerichtet, dass er durch die Fenster ins Haus leuchtete, so dass man das drinnen eingeschaltete Licht nicht bemerkte. Die vier Männer, die draußen geblieben waren, erzählten sich Witze, tranken Kaffee und versuchten, sich warm zu halten. Die Nachbarn, die vorbeigingen, hatten es eilig. Nach sechs Stunden war das Rohr gereinigt, das Haus durchsucht. Man hatte nichts Ungewöhnliches gefunden, jedenfalls keine geheime Mappe mit Briefen von einem Ricky, der in einer Drogenklinik saß. Und auch kein Foto. Die Installateure schalteten den Scheinwerfer aus, packten ihr Werkzeug zusammen und waren wenig später spurlos verschwunden.
Am nächsten Morgen um halb neun, als das Postamt in Neptune Beach öffnete, betrat ein Agent namens Barr die Räumlichkeiten in großer Eile, als käme er zu spät zu einem Termin. Barr war Experte für Schlösser und hatte gestern Nachmittag in Langley fünf Stunden damit verbracht, verschiedene von der amerikanischen Post verwendete Schlosstypen zu studieren. Er hatte vier Passepartout-Schlüssel, von denen einer bestimmt auf das Fach mit der Nummer 44683 passen würde. Wenn nicht, würde Barr das Schloss knacken müssen. Das konnte bis zu einer Minute dauern und würde vielleicht Aufmerksamkeit erregen. Doch der dritte Schlüssel passte und Barr legte den braunen Umschlag mit dem Poststempel vom Vortag, adressiert an Ricky (kein Nachname) in Aladdin North, in das Postfach. Es enthielt bereits zwei andere Briefe und einen Prospekt, den Barr herausnahm. Er schloss die Tür des Fachs, knüllte die Reklamesendung zusammen und warf sie in den Papierkorb.
Barr und zwei Kollegen warteten geduldig in einem Lieferwagen auf dem Parkplatz. Sie tranken Kaffee und machten Videoaufnahmen von jedem Postkunden. Sie waren 70 Meter von dem Postfach entfernt. Das kleine Empfangsgerät fing das Signal aus dem Umschlag auf und piepte leise. Drüben herrschte ein Kommen und Gehen: eine Schwarze in einem kurzen braunen Kleid, ein Weißer mit Bart und Lederjacke, eine Weiße in einem Jogginganzug, ein Schwarzer in Jeans - allesamt CIA-Agenten, die das Postfach überwachten und nicht wussten, wer den Brief geschrieben hatte und an wen er adressiert war. Ihre Aufgabe war es, denjenigen zu finden, der das Postfach gemietet hatte. Sie fanden ihn nach dem Mittagessen.
Trevor trank sein Mittagessen bei Pete’s, beschränkte sich aber auf zwei kühle Biere vom Fass und ein paar Erdnüsse aus der großen Schale, während er bei einem Schlittenhundrennen in Calgary 50 Dollar verlor. Dann kehrte er in seine Kanzlei zurück, machte ein einstündiges Nickerchen und schnarchte dabei so laut, dass seine leidgeprüfte Sekretärin am Ende seine Tür schließen musste. Genau genommen schlug sie die Tür zu, allerdings nicht so laut, dass er aufwachte.
Von Segelbooten träumend machte er sich auf den Weg zum Postamt. Da es ein schöner Tag war, er nichts anderes zu tun hatte und sein Kopf ein bisschen ausgelüftet werden musste, beschloss er, zu Fuß zu gehen. Er war entzückt, vier von diesen kleinen Schätzen im Postfach von Aladdin North zu finden. Er steckte sie sorgfältig in die Innentasche des abgetragenen
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