Die Bruderschaft
Seersucker-Jacketts, rückte seine Fliege zurecht und schlenderte in der Gewissheit, dass ein weiterer Zahltag kurz bevorstand, davon.
Er hatte nie die Versuchung verspürt, die Briefe zu lesen. Sollten die Jungs im Knast doch die schmutzige Arbeit tun. Er behielt saubere Hände, schmuggelte die Post hinein und wieder hinaus und kassierte ein Drittel. Außerdem würde Spicer ihm den Kopf abreißen, wenn er Briefe ablieferte, die bereits geöffnet worden waren.
Sieben CIA-Agenten sahen ihn zurück zu seiner Kanzlei schlendern.
Teddy schlief in seinem Rollstuhl, als Deville eintrat. York war nach Hause gegangen; es war nach 22 Uhr. York war verheiratet, Teddy nicht. Deville erstattete Bericht, wobei er hin und wieder einen Blick auf seine Notizen warf. »Der Brief wurde um dreizehn Uhr fünfzig von einem ansässigen Rechtsanwalt namens Trevor Carson abgeholt. Wir sind ihm zu seiner Kanzlei in Neptune Beach gefolgt. Dort ist er achtzig Minuten geblieben. Es ist eine kleine Kanzlei - nur eine Sekretärin, nicht viele Mandanten. Carson ist ein kleiner Fisch, hängt am Strand herum, macht Scheidungen, Immobilienverträge, Kleinkram. Er ist achtundvierzig, mindestens zwei Mal geschieden, stammt aus Pennsylvania, sein College war Furman, studiert hat er an der Florida State. Vor elf Jahren wurde ihm wegen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit ihm anvertrauten Geldern die Zulassung entzogen, er hat sie inzwischen aber zurückerhalten.«
»Schon gut, schon gut«, sagte Teddy.
»Um fünfzehn Uhr dreißig hat er seine Kanzlei verlassen und ist zum Bundesgefängnis in Trumble gefahren. Das hat eine Stunde gedauert. Die Briefe hat er mitgenommen. Wir sind ihm gefolgt, haben aber das Signal verloren, als er reingegangen ist. Seitdem haben wir Material über Trumble zusammengetragen. Es ist ein Gefängnis mit minimaler Bewachung, ein so genanntes Camp. Keine Mauern, keine Zäune, ein Knast für leichte Fälle. Tausend Insassen. Laut einem Beamten in der Vollzugsbehörde hier in Washington ist Carson ein Dauerbesucher. Niemand, auch kein anderer Anwalt, ist so oft dort. Bis vor einem Monat war er ein Mal pro Woche da, inzwischen kommt er drei Mal pro Woche. Manchmal auch vier Mal. Alle Besuche sind offizielle Anwaltsbesuche.«
»Und wer ist sein Mandant?«
»Jedenfalls nicht Ricky. Carson ist der juristische Vertreter von drei Richtern.«
»Von drei Richtern?«
»Ja.«
»Drei Richtern, die im Gefängnis sitzen?«
»Ja. Sie nennen sich die Bruderschaft.«
Teddy schloss die Augen und massierte seine Schläfen. Deville schwieg kurz und fuhr dann fort: »Carson war 45 Minuten im Gefängnis, und als er wieder rauskam, haben wir kein Signal empfangen. Wir hatten inzwischen direkt neben seinem Wagen geparkt. Er ist anderthalb Meter neben unserem Empfänger vorbeigegangen und wir sind sicher, dass er den Brief nicht mehr hat. Dann sind wir ihm nach Jacksonville gefolgt, zurück zum Strand. Er hat in der Nähe einer Kneipe namens Pete’s Bar and Grill geparkt und ist hineingegangen. Wir haben uns den Wagen angesehen und seine Aktentasche gefunden. Es waren acht Briefe an verschiedene Männer im ganzen Land darin. Keine eingehende Post, nur ausgehende. Offenbar schmuggelt Carson sie für seine Mandanten. Vor einer halben Stunde saß er noch immer ziemlich betrunken in der Kneipe und setzte auf College-Basketballspiele.«
»Ein Versager.«
»Ganz und gar.« ,
Der Versager stolperte hinaus, als irgendein Spiel an der Westküste in die zweite Verlängerung ging. Spicer hatte drei von vier Spielen richtig getippt, und da Trevor sich wie immer an ihm orientiert hatte, hatte er heute Abend 1000 Dollar verdient.
Er war zwar betrunken, aber klug genug, sich nicht in seinen Wagen zu setzen. Das Verfahren wegen Trunkenheit am Steuer, das er vor drei Jahren über sich hatte ergehen lassen müssen, war ihm noch in schmerzlicher Erinnerung, und außerdem wimmelte es hier von Cops. Die Restaurants und Bars in der Nähe des Sea Turtle Inn zogen die Jungen und Rastlosen und damit auch die verdammten Cops an.
Das Gehen bereitete ihm gewisse Schwierigkeiten, aber immerhin schaffte er es bis zu seiner Kanzlei. Dazu brauchte er sich bloß in südlicher Richtung zu halten, an den kleinen Sommerhäusern und Alterssitzen vorbei, die dunkel und friedlich dalagen. In der Hand hatte Trevor die Aktentasche mit den Briefen aus Trumble.
Er ging weiter und suchte nach seinem Haus. Ohne irgendeinen Grund überquerte er die Straße und tat dasselbe
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