Die Bruderschaft
Geld, das ihm selbstverständlich zustand? Er hatte schließlich die Idee gehabt, auch wenn sie ursprünglich aus einem Gefängnis in Louisiana stammte. Beech und Yarber waren anfangs sehr zögerlich gewesen.
Er hatte genug Zeit, sich eine Strategie zu überlegen, und ihm würde auch einfallen, wie sie den Anwalt los werden konnten. Aber es würde ihn einigen Schlaf kosten. Beech las den Brief von Quince Garbe aus lowa vor: ‹Lieber Ricky (oder wie zum Teufel du heißt) - ich habe kein Geld mehr. Die ersten 100000 habe ich mir mit Hilfe gefälschter Unterlagen von einer Bank geliehen. Ich weiß nicht, wie ich sie zurückzahlen soll. Unsere Bank und all ihr Geld gehört meinem Vater. Warum schreibst du ihm nicht mal ein paar Briefe, du Schuft? Ich könnte vielleicht 10000 zusammenkratzen, wenn ich sicher wäre, dass das die letzte Forderung ist. Ich spiele mit dem Gedanken an Selbstmord, also treib mich nicht zu sehr in die Enge. Du weißt, dass du ein Dreckskerl bist. Ich hoffe, sie schnappen dich! Mit freundlichen Grüßen, Quince Garbe.‹«
»Klingt ziemlich verzweifelt«, sagte Yarber und sah von seinen Briefen auf.
An Spicers Unterlippe wippte ein Zahnstocher. »Schreib ihm, dass wir uns mit fünfundzwanzigtausend zufrieden geben.«
»Ich werde ihm schreiben, dass er das Geld sofort überweisen soll«, sagte Beech und öffnete den nächsten Brief an Ricky.
FÜNFZEHN
In der Mittagszeit, wenn der Publikumsverkehr bei Mailbox Amerika erfahrungsgemäß zunahm, betrat ein Agent nonchalant hinter zwei anderen Kunden den Raum mit den Postfächern und öffnete zum zweiten Mal an diesem Tag das Fach Nummer 455. Es enthielt drei Reklamesendungen - Pizza-Service, Autowaschanlage und U. S. Post Service - und einen hell orangefarbenen länglichen Briefumschlag. Mit einer Pinzette, die an seinem Schlüsselbund befestigt war, zog der Agent den Brief aus dem Fach und ließ ihn in eine kleine lederne Aktenmappe gleiten. Die Reklamesendungen blieben unberührt.
In Langley wurde der Umschlag von Experten geöffnet. Man entnahm ihm zwei handgeschriebene Seiten und kopierte sie.
Eine Stunde später betrat Deville mit einem Aktenordner in der Hand Teddys Bunker. Deville war für das zuständig, was man in den Tiefen von Langley mittlerweile als »den Lake-Schlamassel« bezeichnete. Er reichte Teddy und York Kopien des Briefes und projizierte ihn dann auf die große Leinwand. Teddy und York starrten auf den Brief. Er war in leicht lesbaren Druckbuchstaben geschrieben, als hätte der Verfasser sich bei jedem Wort große Mühe gegeben.
Lieber Al!
Wo steckst du? Hast du meinen letzten Brief bekommen? Ich habe dir vor drei Wochen geschrieben und seitdem kein Wort von dir gehört. Du bist wahrscheinlich sehr beschäftigt, aber bitte vergiss mich nicht. Ich fühle mich hier sehr einsam und deine Briefe haben mir immer Kraft und Hoffnung gegeben, denn durch sie weiß ich, dass es da draußen jemanden gibt, der an mich denkt. Bitte lass mich nicht hängen, Al!
Mein Berater sagt, dass ich vielleicht in zwei Monaten entlassen werde. Es gibt ein Offenes Haus in Baltimore, nicht weit von da, wo ich aufgewachsen bin, und die Leute hier versuchen, dort einen Platz für mich zu bekommen. Ich kann 90 Tage bleiben, lange genug, um einen Job und ein paar Freunde zu finden und mich wieder an das Leben in der Gesellschaft zu gewöhnen. Nachts wird das Haus abgeschlossen, aber tagsüber kann ich tun und lassen, was ich will.
Ich hab nicht viele gute Erinnerungen, Al. Alle, die mich je geliebt haben, sind inzwischen tot und mein Onkel, der diese Klinik bezahlt, ist sehr reich, aber auch sehr grausam.
Ich brauche so dringend Freunde, Al.
Übrigens habe ich noch einmal fünf Pfund abgenommen, meine Taillenweite ist jetzt 80. Das Foto, das ich dir geschickt habe, ist langsam veraltet. Mir hat mein Gesicht darauf sowieso nicht so gut gefallen: zu viel Fleisch auf den Wangen.
Ich bin jetzt viel schlanker und braun gebrannt. Wir dürfen zwei Stunden am Tag in der Sonne liegen, wenn die Temperaturen es erlauben. Wir sind hier zwar in Florida, aber trotzdem ist es manchmal zu kühl. Ich schicke dir bald ein neues Foto, vielleicht mit nacktem Oberkörper. Ich trainiere wie ein Verrückter mit Hanteln. Ich glaube, das neue Foto wird dir gefallen.
Du hast doch geschrieben, dass du mir auch eins schicken würdest. Ich warte darauf. Bitte vergiss mich nicht, A. Ich brauche deine Briefe.
Alles Liebe, Ricky
Da York die Aufgabe gehabt hatte, jeden
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