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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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einen halben Block weiter noch einmal. Es herrschte kein Verkehr. Als Trevor wieder umkehrte, um sich neu zu orientieren, näherte er sich einem Agenten, der sich hinter einen geparkten Wagen ducken musste, bis auf zwanzig Meter. Die Armee der Schatten beobachtete ihn und musste auf einmal befürchten, dass dieser betrunkene Tölpel über einen der Ihren stolperte.
    Irgendwann gab er es auf und schaffte es, seine Kanzlei zu finden. Vor dem Eingang suchte er umständlich nach dem Schlüssel, stellte den Aktenkoffer ab und vergaß ihn sogleich. Kaum eine Minute später saß er in dem Drehsessel hinter seinem Schreibtisch und schlief tief und fest. Die Vordertür stand halb offen.
    Die Hintertür war die ganze Zeit nicht abgesperrt gewesen. Gemäß den Anweisungen aus Langley hatten Barr und seine Kollegen das ganze Gebäude verdrahtet. Es gab weder eine Alarmanlage noch Schlösser an den Fenstern. Allerdings gab es auch nichts, was einen Einbrecher hätte reizen können. Es war ein Leichtes, die Abhörmikrofone und Transmitter in den Telefonen und an versteckten Stellen zu installieren, umso mehr, als sich offenbar keiner der Nachbarn dafür interessierte, was in den Räumlichkeiten von Rechtsanwalt L. Trevor Carson vor sich ging.
    Man öffnete den Aktenkoffer und legte ein Verzeichnis des Inhalts an. In Langley wollte man genau wissen, an wen die Briefe gerichtet waren, die der Anwalt aus Trumble herausgeschmuggelt hatte. Als alles untersucht und fotografiert worden war, stellte man den Aktenkoffer im Flur vor Trevors Büro ab. Das Schnarchen war beeindruckend und unaufhörlich. Gegen zwei Uhr morgens schloss Barr den VW Käfer kurz, der noch bei Pete’s Bar and Grill stand. Er fuhr damit durch die leeren Straßen und parkte ihn vor der Kanzlei. In ein paar Stunden würde der betrunkene Anwalt sich die Augen reiben und sich auf die Schulter klopfen, weil er seinen Wagen so sicher nach Hause gefahren hatte. Vielleicht würde er aber auch entsetzt sein, weil er wieder einmal betrunken am Steuer gesessen hatte. Barr und seine Kollegen würden es jedenfalls hören.

SECHZEHN
    Siebenunddreißig Stunden bevor die Wahllokale in Virginia und Washington geöffnet wurden, gab der Präsident in einer Livesendung bekannt, er habe einen Luftangriff auf Ziele in und bei der Stadt Thala in Tunesien angeordnet. Die von Yidal kommandierte Terroristengruppe wurde dort angeblich in einem gut ausgerüsteten Stützpunkt am Rand der Stadt ausgebildet.
    Und so begab sich das Land in einen weiteren Mini-Krieg, bei dem Knöpfe gedrückt, »intelligente« Bomben abgeworfen und pensionierte Generäle bei CNN über die Vor-und Nachteile diverser Strategien befragt wurden. Da in Tunesien Dunkelheit herrschte, gab es keine Filmaufnahmen. Den pensionierten Generälen und ihren unbedarften Interviewern blieb nichts anderes übrig als zu spekulieren. Und zu warten. Man wartete auf den Sonnenaufgang, damit man der übersättigten Nation Bilder von rauchenden Trümmern zeigen konnte.
    Doch Yidal hatte seine Informanten, höchstwahrscheinlich Israelis. Als die intelligenten Bomben fielen, befand sich niemand mehr auf dem Gelände. Die vorgegebenen Ziele wurden getroffen, die Wüste erbebte, das Lager wurde zerstört, aber kein einziger Terrorist büßte mit seinem Leben. Zwei der Bomben kamen allerdings vom Kurs ab; eine traf ein Krankenhaus im Zentrum von Thala, und eine andere zerstörte ein kleines Haus, in dem eine siebenköpfige Familie schlief. Immerhin brauchte sie nicht zu leiden. Das tunesische Fernsehen brachte sofort Aufnahmen des brennenden Krankenhauses, und als an der amerikanischen Ostküste der Morgen graute, erfuhr das Land, dass die intelligenten Bomben doch nicht so intelligent waren. Man hatte mindestens fünfzig Tote geborgen -allesamt unschuldige Zivilisten.
    Im Verlauf des frühen Morgens entwickelte der Präsident eine plötzliche, uncharakteristische Aversion gegen Reporter und war nicht bereit, irgendwelche Kommentare abzugeben. Der Vizepräsident, der den Mund recht voll genommen hatte, als der Angriff bekannt gegeben worden war, hatte sich mit seinen Beratern zurückgezogen.
    Die Leichen stapelten sich, die Kameras surrten und am späten Morgen war die weltweite Reaktion schnell, hart und einmütig. Die Chinesen drohten mit Krieg. Frankreich schien geneigt, sich ihnen anzuschließen. Selbst die Briten bezeichneten die USA als schießwütig.
    Da es sich bei den Opfern lediglich um tunesische Bauern, jedenfalls nicht um

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