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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Säcke voll Linsen unter den Gürtel und nahm dem vornübergesunken auf dem Kutschbock sitzenden Fahrer die Wasserflasche ab. Ein Pfeil ragte aus seinem Rücken, und zwei der Pferde waren ebenfalls tot.
    Noch mehr Pfeile, begleitet von heulendem Geschrei: Die Ingashiri griffen an. In weniger als einer Minute würden sie hier sein, schätzte Kazim. Er nahm noch einen Brocken geräuchertes Fleisch, dann rannte er tief geduckt zu der Stelle, an der er Jai und Haroun zuletzt gesehen hatte. »Jai!«, schrie er unter dem lauter werdenden Trommeln der Hufe.
    Unterdessen gingen die Soldaten in Formation und richteten ihre Bogen nach Osten aus, während bereits die nächste Salve auf sie niederprasselte.
    »Haroun!«
    Hinter einem der Wagen kam eine Hand hervor und winkte: Jai. Kazim rannte auf ihn zu und stieß rücksichtslos alle aus dem Weg, die ihm entgegenkamen. Hier flogen die Pfeile spärlicher, weil die Banditen ihr Feuer auf die Reihen der Soldaten konzentrierten. Überall lagen Tote und Verwundete. Die meisten der freiwilligen Kämpfer rannten in westlicher Richtung.
    Kazim sprang auf den Wagen, hinter dem Jai sich versteckte. Vom Fahrer war keine Spur mehr zu sehen, doch die Pferde schienen unverletzt. Er packte die Zügel. »Jai, Haroun, rauf mit euch!«
    Das grausige Geheul der Ingashiri wurde immer lauter. Kazim ließ die Peitsche knallen, und genau in dem Moment, als der erste Angreifer über die Düne kam, setzte der Wagen sich in Bewegung. Von Kopf bis Fuß in leuchtendes Weiß gekleidet, wedelten die Ingashiri wild mit ihren Krummschwertern und schrien Ahms Namen. Nur eine Handvoll Soldaten befand sich zwischen dem Wagen und den Angreifern. Kazim konnte nur hoffen, dass sie im Kämpfen genauso gut waren wie darin, ihre eigenen Leute zu schikanieren. »Nehmt euch was von den Proviantsäcken!«, rief er über die Schulter. »Und haltet euch bereit, im Notfall abzuspringen!« Wieder und wieder ließ er die Peitsche schnalzen, bis die Pferde endlich in Trab fielen. Da hörte er hinter sich einen Schrei. Es war eine Mädchenstimme. Ungläubig drehte Kazim sich um.
    Haroun hob eine Decke an, und da lag sie, zusammengerollt zu einer kleinen zitternden Kugel. Es blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken.
    Die Ingashiri pflügten durch die dünnen Linien der Soldaten. Die Verteidiger waren zu wenige und zu weit verstreut, wie Grashalme wurden sie einfach überrannt. Die Überlebenden rotteten sich zu kleinen versprengten Grüppchen zusammen, die Säbel gezückt – ein dankbares Ziel für die Bogenschützen der Ingashiri, aber die meisten preschten an ihnen vorbei auf der Suche nach noch leichterer Beute. Da erblickten die ersten Kazims Wagen und wendeten ihre Pferde.
    Kazim rechnete damit, jeden Moment einen Pfeil auf sich zufliegen zu sehen, und duckte sich instinktiv. Er versuchte, den Wagen herumzureißen, nach Westen, wohin auch die meisten anderen flohen. Aber die Hufe der Pferde fanden in dem weichen Sand kaum Halt, und der Wagen schlingerte wild hin und her. Mit einem schmatzenden Krachen überfuhren sie einen anderen Flüchtenden, das Mädchen kreischte, Jai brüllte, und Haroun betete. Kazim schlug wie wild auf die Pferde ein, und Stück für Stück holten sie die anderen ein, gerade als ein entsetzter Aufschrei durch die Gruppe vor ihnen ging.
    Der Erste machte schon kehrt, dann folgten auch die anderen und kamen genau auf sie zu gerannt, wobei sie alles wegwarfen, was sie noch bei sich trugen. »Wir sitzen in der Falle!«, brüllte einer.
    »Sie kommen auch von Westen!«, schrie Haroun in Kazims Ohr. »Nach Süden, wir müssen nach Süden!« Er kletterte neben Kazim auf den Kutschbock und packte die Zügel. »Ich mach das jetzt, Kazim. Du musst uns verteidigen!«
    Kazim sprang nach hinten und sah, wie jemand versuchte, auf die Pritsche zu klettern. Es war einer der freiwilligen Kämpfer. Kazim trat ihm mitten ins Gesicht, und der Kerl ließ los.
    Starr vor Entsetzen hielt sich das Mädchen an Jai fest. Dann wanderte ihr Blick über Kazims Schulter, und er drehte sich um: Ein Ingashiri kam in vollem Galopp auf sie zu, seinen Säbel auf Haroun gerichtet. Ohne zu überlegen, riss Kazim seinen Dolch heraus und fing den Schlag ab. Ein metallisches Klirren zerriss die Luft, und Kazims Arm wurde bis ins Schultergelenk durchgeschüttelt. Einen Augenblick lang hatte er keinerlei Gefühl mehr in der Hand und hätte beinahe den Dolch fallen lassen.
    Schmale Augen blickten ihn kalt an, und Kazim wusste: Das ist

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