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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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es, Leben oder Tod.
    Der Angreifer schlug ein zweites Mal zu, aber Kazim wich zur Seite aus, und der Schlag ging ins Leere. Dann hob er seinen Dolch und rammte ihn bis zum Heft in den Arm des Ingashiri. Ein Aufschrei, und der Säbel fiel scheppernd auf den Kutschbock. Kazim packte den Kragen des Reiters und zog mit aller Kraft. Dann hörten sie nur noch das Wimmern, mit dem der Ingashiri aus dem Sattel kippte und unter die Wagenräder geriet.
    Haroun und Jai sprangen auf, um die Schlingerbewegungen auszugleichen, damit der Wagen sich nicht überschlug. Sie hatten es gerade geschafft, da kam der zweite Angreifer in Sicht.
    Kazim griff nach dem Säbel und warf Jai den Dolch zu. Dann sprang er ans Heck des Wagens. Er landete auf den Knien, den Säbel schützend über den Kopf gehoben.
    Inzwischen hatte Haroun den Wagen gewendet, und sie jagten in Richtung Süden.
    Der zweite Reiter brachte sein Pferd zum Aufbäumen, dann griff er an.
    Kazim wehrte zwei gewaltige Hiebe ab, dann schlug er selbst zu, verfehlte sein Ziel und wäre beinahe vornübergekippt. Weitere Säbelhiebe folgten, der Wagen fuhr durch ein Schlagloch, und Kazim wurde von den Beinen gerissen.
    Wehrlos lag er auf der Pritsche, da packte das Mädchen einen der Proviantsäcke und warf ihn. Sie traf den Ingashiri an der Schulter, er wurde herumgerissen und fiel halb aus dem Sattel.
    Jai schrie triumphierend auf, als einer der Soldaten von hinten herangaloppierte und dem immer noch schwankenden Banditen den Krummsäbel in den Rücken bohrte.
    Mit einem Aufschrei krachte der Ingashiri zu Boden, und der Soldat galoppierte neben dem Wagen her: Es war Jamil. »Sohn des Raz Makani!«, schrie er den verdutzten Kazim an. »Bleib in meiner Nähe!« Da kam schon der nächste Bandit herangeprescht, und Jamil musste abdrehen. Der Hauptmann kämpfte wie der Leibhaftige selbst, blaue Funken sprühten aus seiner Klinge, als er auf den nächsten Angreifer einschlug.
    Ein Junge aus Lakh kam angerannt und sprang auf das Trittbrett. »Helft mir!«, brüllte er aus vollem Hals und versuchte sich hochzuziehen. Sie verloren bedrohlich an Geschwindigkeit, da kam ein weiterer Ingashiri heran und schleuderte dem Jungen einen Speer in den Rücken. Blut spritzte, und sie hörten einen gurgelnden Schrei. Dann ließ der Junge los – ein weiterer Kadaver im gleichgültigen Sand.
    Wild heulend dirigierte der Bandit sein Pferd ein Stück von dem Wagen weg, gerade so weit, dass Kazims Säbel ihn nicht erreichen konnte. Mit einem sadistischen Lächeln spannte er seinen Bogen.
    »Haroun!«, brüllte Kazim.
    Doch noch bevor der Ingashiri einen Pfeil abfeuern konnte, versenkte Jai Kazims Dolch mit einem Wurf, wie niemand ihn je auf dem Kalikitifeld von ihm gesehen hatte, in der Schulter des Banditen. Der Mann heulte vor Schmerz und verschwand, und Jai jubelte wie von Sinnen.
    Sie brachen durch eine letzte Gruppe Flüchtender und erreichten eine freie Ebene. Sie waren jetzt ganz am Ende der Kolonne, vor ihnen liefen nur noch wenige Versprengte ziellos umher, panisch und dem Tod geweiht.
    Kazim schlug Haroun auf den Rücken. »Weiter! Denen da können wir sowieso nicht mehr helfen!«
    Haroun ließ die Peitsche knallen, und der Wagen wurde wieder schneller.
    Ein einzelner Reiter löste sich aus der Kolonne und hielt auf sie zu.
    »Schneller, Haroun!« Kazim starrte zu dem Verfolger zurück, während Haroun die Pferde einen flachen Hügel hinauf und dann in eine Senke dirigierte, bis sie das Schlachtengetümmel hinter ihnen komplett aus dem Blick verloren hatten. Die Schreie der Verwundeten und Todgeweihten aber waren immer noch zu hören.
    Der einzelne Reiter kam auf dem Kamm in Sicht und preschte weiter auf sie zu: Wieder war es Jamil.
    Kazim spuckte aus und machte sich bereit zum Kampf.
    Der Hauptmann hatte eine tiefe Schnittwunde im rechten Arm, konnte seinen Säbel gerade noch halten. Die Augen hatte er starr auf das Mädchen gerichtet. »Sie gehört mir, Hühnerdieb!«, rief er.
    »Dann komm und hol sie dir«, fauchte Kazim.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob der Hauptmann seinen Säbel. »Sei kein Narr, Kazim Makani«, knurrte er durch zusammengebissene Zähne.
    »Du bekommst sie nicht, du Schwein.«
    Haroun zog an den Zügeln. »Hört auf. Bitte, ihr beiden, hört auf. Wir sind alle Brüder«, wimmerte er. »Unser Feind ist da drüben!« Die Pferde blieben stehen. »Bitte, Brüder, steckt die Säbel weg.« Haroun weinte. Er weinte um die Blutfehde.
    Kazims Blick wanderte zu dem Mädchen,

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