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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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und wirbelte, bis sie schwitzte, um das mechanische Gerät herum, das regungslos in der Mitte des Zimmers stand. Schließlich hielt sie inne, nahm ein hölzernes Schwert von der Wand und wandte sich der Maschine zu.
    » Bastido, eins« , sagte sie laut und in Gedanken, und das Gerät begann sich zu bewegen. Blässlich bernsteinfarbenes Licht flackerte in den »Augen« des Dings auf, vier spinnenartige Beine entfalteten sich, dann bewegte sich das mithilfe der Gnosis angetriebene Gerät mit bedrohlicher Eleganz vorwärts. In jedem seiner vier Arme hielt es eine stumpfe Waffe: ein Schwert, einen Dreschflegel, eine Dornenkeule und einen Speer. Unter einem helmartigen Gebilde mit Sehschlitz, der ihren Bewegungen blitzschnell folgte, hing ein kleiner Faustschild. Plötzlich schossen Schwert und Speer gleichzeitig nach vorn.
    Elena parierte die Klinge mit Gedankenkraft und den Speer mit ihrem Holzschwert, und der Kampf war in vollem Gang. Vierzig Sekunden lang wehrte sie ab und tänzelte, bis sie den Helm in der Mitte mit ihrem Schwert erwischte.
    Das Ding hielt abrupt inne, nur der Sehschlitz beäugte sie immer noch argwöhnisch wie ein Kind, das Prügel bekommen hatte.
    »Hab ich dich, Bastido«, keuchte Elena. Die meisten Frauen mit Magusblut fingen erst gar nicht an mit dem Schwertkampf, und die, die es doch taten, waren meist von zu zarter Natur und zu flatterhaft, um die harte Ausbildung durchzustehen. Aber Elena war schon immer eine Raubkatze gewesen. Sie war auf dem Land aufgewachsen, niemand hatte ihr gesagt, was sie zu tun oder zu lassen hatte, und sie hatte Schmerzen und Prügel so lange ertragen, bis Schwertmeister Batto mit ihren Leistungen zufrieden gewesen war. Sie war das einzige Mädchen, das das Arkanum d’Etienne in Bricia mit einem Diplom in Waffenkunde absolviert hatte. Bastido – der Bastard – war Battos Abschiedsgeschenk an sie gewesen.
    Sie salutierte und machte sich bereit. » Bastido, zwei.«
    Diesmal war die Maschine aggressiver, ihre Angriffe geschickter, die Bewegungen weniger vorhersehbar. Bastido schwang jetzt auch die Dornenkeule, und Elena musste drei Waffen gleichzeitig ausweichen. Sie sprang in die Luft, stieß sich von den Wänden ab, wirbelte herum und parierte, kraftvoll und präzise, bis ihr endlich ein zweiter Treffer gelang. Schweißgebadet stand sie vornübergebeugt da und schnappte nach Luft.
    Bastido wirkte, als wäre er jetzt erst richtig sauer, als würde er am liebsten einfach zuschlagen. Komm schon , schien er zu sagen, versuch Stufe fünf .
    »Vergiss es, Bastido.« Elena grinste. Ein einziges Mal hatte sie die fünfte versucht, und der Kampf hatte nur Sekunden gedauert: Mit drei blitzschnellen Schlägen hatte Bastido ihr den Schwertarm und drei Rippen gebrochen. Gurvon hatte sie vom Boden aufheben und in Sicherheit bringen müssen. Das hatte gereicht. Sie war einfach noch nicht so weit, würde es vielleicht nie sein. Aber eine Runde machte sie noch weiter, Stufe drei. Sie landete ihren Siegtreffer nur einen Wimpernschlag, bevor die Keule mit den stumpfen Dornen gegen ihre linke Schulter krachte und sie erneut am Boden lag. »He, das war nach meinem Treffer!«, fluchte sie.
    Bastido sah aus, als würde er lächeln. Manchmal schien es beinahe, als wäre er lebendig.
    Elena wartete, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, dann befahl sie Bastido, wieder zu seinem Platz in der Ecke zurückzukehren. Elena fühlte sich vollkommen ausgetrocknet, gierig trank sie das Wasser aus dem Eimer, den sie heute Morgen heraufgeschleppt hatte. Den Rest schüttete sie sich über den Kopf. Die durchnässte Kleidung kühlte ihre leuchtend rote, schwitzende Haut. Elenas Gesicht brannte, und sie stellte sich vor, wie ihre Sommersprossen rosafarben aus den Fältchen unter ihren Augen hervorleuchteten. Sie blickte an sich hinab, sah den einfachen Kittel an ihrer flachen Brust kleben, an ihrem harten Bauch und den muskulösen Oberschenkeln. Sie wusste, dass sie nicht dem klassischen Schönheitsideal entsprach – im Gegensatz zu vielen anderen Frauen, die sie kannte. Nicht einmal dem der Magi. Wieder spürte sie diese Einsamkeit und schob sie zornig von sich.
    Wie soll ich Bastido hier rausschaffen? Ich habe ihn nur mitgenommen, weil ich dachte, wir würden das hier mit Anstand zu Ende bringen.
    Trag dein Amulett …
    Warum? Machen wir uns einfach aus dem Staub? Was ist bloß los?
    Sie zitterte. Denk einfach nicht darüber nach. Denk an das Geld, nichts anderes. In eine Jhafi-Decke gewickelt, verließ

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