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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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besten ihrer Zunft.« Er blickte die Mater-Imperia an und sah, wie ihre Augen kurz aufblitzten. Ja, du weißt, wen ich meine . »Sollte irgendetwas schiefgehen, wird es im Handumdrehen wieder zurechtgerückt sein.«
    Stille kehrte ein, und Gyle nahm vorsichtig einen Schluck Wein. Es war ein Augheimer Kranz, noch dazu ein guter. Und nicht mal mit Wasser verdünnt . Nur ungern stellte Gyle den Kelch wieder ab.
    Nach einer halben Minute des Schweigens klatschte Lucia in die Hände. »Danke, Magister Gyle. Der erste Teil Eures Plans klingt äußerst vielversprechend.« Sie blickte in die Gesichter der Anwesenden. »Sicherlich habt Ihr die Einzelheiten bereits den Unterlagen entnommen, die ich Euch übersenden ließ. Gibt es irgendwelche Einwände, oder können wir die Javon-Frage hiermit als gelöst betrachten?«
    Gyle hielt den Atem an, doch es kamen keine Einwände.
    »Wunderbar«, trällerte Lucia. Sie griff unter die Tafel und läutete eine Glocke. Ein Kammerdiener erschien. »Ugo, würdest du uns bitte Kaffee bringen. Jetzt, da sie uns gehören, können wir die Früchte unserer Eroberungen auch genauso gut genießen.« Sie lächelte in die Runde, wieder ganz die sanfte Mutter ihres Volkes.
    Während alle sich erhoben, die Beine streckten und an fingerhutgroßen Tassen schwarzen Kaffees nippten, trat die Kaiserinmutter auf Gyle zu. Er verneigte sich, aber sie winkte jovial ab. »Erzählt mir mehr von dieser Frau, über Elena Anborn. Uns Frauen fällt es schwerer zu töten«, sagte sie entschuldigend. Als wäre das Gerücht, sie habe ihren eigenen Mann umgebracht, um ihrem Schwiegersohn auf den Thron zu verhelfen, und während ihrer Regentschaft zwei Liebhaber sowie seither drei weitere kaltblütig getötet, nicht in aller Munde. Als wäre nicht sie es gewesen, die die beiden Kriegszüge befohlen hatte, die jeder über eine Million Tote gefordert hatten.
    »Der einzige Antrieb, den Elena kennt, ist ihre Selbstsucht, Eure Heiligkeit. Alles, was für sie zählt, ist ihr persönlicher Gewinn. Sie wird keine Sekunde zögern.«
    Lass mich nicht im Stich, Elena. Trotz allem, lass mich nicht im Stich.
    Die verehrte Heilige und Mutter des Volkes lächelte gutmütig. »Ich will für Euch hoffen, dass Ihr Euch nicht täuscht, Magister Gyle. Andernfalls werde ich ihr ein Breitschwert in den Arsch rammen. Und Euch auch.« Sie klatschte freudig in die Hände. Offensichtlich tat der Kaffee auch bei ihr seine Wirkung. »Meine Herren, zurück an die Tafel. Magister Vult wird uns jetzt den zweiten Teil seines Plans unterbreiten.«

Trag dein Amulett
    Javon/Ja’afar
    Es ist ein trockenes Land und Heimat der Keshi, auch Jhafi genannt. Nach der Öffnung der Leviathanbrücke ließen viele Rimonier sich dort nieder. Die Saaten, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten, gediehen gut im dortigen Klima. Nach einem Bürgerkrieg in den 820er Jahren machte der Lakh-Guru Kishan Dev in einer diplomatischen Meisterleistung aus der einstigen Monarchie eine Demokratie. Wer kandidieren wollte, musste nicht nur wohlhabend sein, sondern – so unglaublich es klingen mag – auch gemischter Abstammung aus den Völkern der Jhafi und Rimonier. Bemerkenswerterweise funktionierte das System, bis die Dorobonen aus Rondelmar nach dem ersten Kriegszug die Macht an sich rissen.
    Ordo Costruo, Pontus
    Brochena in Javon, Antiopia
Septnon 927
10 Monate bis zur Mondflut
    Die ersten Strahlen der Morgendämmerung fielen auf das Land und erhellten einen wolkenlosen Himmel. Elena Anborn hob die Hand, um ihre Augen zu beschatten, und blickte nach draußen. Die raue Schönheit des Wechselspiels zwischen hell und dunkel verschlug ihr den Atem. Die Berge leuchteten purpurn, die Olivenhaine schimmerten grau wie Felsen auf einem Strand. Unter ihr breitete sich das Straßengewirr Brochenas aus, der Hauptstadt Javons. Die Stadt regte sich bereits, schwarz gekleidete Frauen und Männer mit weißen Turbanen machten sich auf den Weg zum morgendlichen Gebet. Das erste Licht küsste die gigantische Kuppel des Dom-al’Ahm, und die klagenden Stimmen der Gottessänger riefen die Gläubigen mit Versen zum Gebet, die weit älter waren als die Stadt selbst. Elena verspürte den überraschenden Drang, sich ihnen anzuschließen, wie ein Vogel in das Straßengewirr hinunterzuflattern und teilzuhaben an der Zusammenkunft im Schatten der Kuppel – nicht weil sie den Wunsch verspürte, sich der Religionsgemeinschaft der Amteh anzuschließen, sondern vielmehr, weil sie den immer stärker

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