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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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der anderen Zylinder führt, mag am
folgenden zu einem ganz anderen Zylinder führen oder auf
massiven Fels hinausgehen. Von Tag zu Tag und – bei
Hochsicherheits-Alarm – von Stunde zu Stunde kann dieses
gewaltige Getriebe aus sich drehenden Trommeln entweder in
Zufallsauswahl oder nach einem komplizierten, codierten Muster bewegt
werden und so Plan und Ausführung eines jeden Fluchtversuchs
vollständig durcheinanderbringen. Die Informationen, die
notwendig sind, um die regellosen Umwandlungen zu decodieren, werden
nur an diejenigen Mitglieder der Polizei und des Stabes verteilt, die
es unbedingt wissen müssen, so daß niemand jemals genau
sagen kann, zu welcher neuen Konfiguration der zusammengesetzte
unterirdische Komplex geordnet worden ist. Nur die allerhöchsten
und vertrauenswürdigsten Beamten haben Zugang zu den Maschinen,
die das Rotieren planen und beaufsichtigen, und die Maschinen und
elektronischen Anlagen, die die Muskeln und Nerven darstellen, sind
so konstruiert, daß kein Techniker oder Elektriker, der mit der
Behebung eines eventuellen Fehlers beauftragt wird, einen
Überblick über das ganze System gewinnen kann.
    Das alles beschreibt er mir, und seine Augen leuchten dabei. Der
Kopf tut mir weh, es schwimmt mir vor den Augen, und ich muß
mich erleichtern, aber ich stimme – ganz ehrlich – zu,
daß es eine bemerkenswerte technische Errungenschaft ist. Aber
erkennen Sie nicht, fragt er, erkennen Sie nicht, was es ist, wovon es ein Abbild ist? Nein, gestehe ich, ein Rauschen in den
Ohren.
    Es ist ein Türschloß! stellt er triumphierend, mit
blitzenden Augen fest. Es ist ein Gedicht, ein Lied in Metall und
Stein. Ein perfektes, reales Bild seines Zweckes, ein Schloß,
ein Safe, die Zuhaltungen eines Schlosses, ein sicherer Ort, um
Böses darin unterzubringen.
    Ich verstehe, was der Mann meint. In meinem Kopf hämmert es.
Ich verliere das Bewußtsein.
    Ich erwache in einem anderen Zug, und ich habe mir die Hose
naßgemacht.

 
Miozän

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    VERSIONEN DER VERBREITETEN WAHRHEIT, Für die Herde wie
Plastik-Schrapnelle, Gehen den meisten unter die Haut. Und einigen
auf die Nerven – Ein weiteres Stück des alten
Keimmaterials; Der Flor und die Jauchegrube eures diabetischen
Materialismus.
    Komm, laßt uns eure Ausreden hören, Erklärt, warum
ihr getan habt, was ihr tun mußtet; Erzählt uns, wie ihr
weh getan habt, um freundlich zu sein. Ihr sprecht von: Blutigen
Sonntagen, Schwarzen Septembern, Und all die Zeit, die ihr
verschwendet.
    Wir werden lächeln, heucheln, Den Joint für die
Barrikaden einpacken, Die Waffen zählen, Die Operation planen
Und in der Zwischenzeit murmeln: »Ich glaube, genau so ist es
geschehen. Ich bin überzeugt, es ist genau so, wie Sie
sagen.«
    »… o ja, sehr radikal. Darin steckt eine Menge
Überzeugung.« Stewart nickte. »Ich habe immer gesagt,
ein gutes Gedicht ist ein Dutzend Kalaschnikows wert.« Er nickte
noch einmal und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    »Hör mal, du Arschloch, sag mir bloß das eine, ob
du etwas gegen die Stelle mit dem ›diabetischen
Materialismus‹ einzuwenden hast.«
    Stewart zuckte die Achseln, faßte nach einer weiteren
Flasche Pils. »Absolut nichts, Junge. Mach nur weiter. Ist das
ein neues Gedicht?«
    »Nein, ein altes. Aber ich überlege, ob ich mal
versuche, welche gedruckt zu bekommen. Ich dachte nur, es könnte
dich beleidigen.«
    Stewart lachte. »Gott, du bist manchmal ein verrückter
Kerl, weißt du das?«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie waren in Stewarts und Shonas Haus in Dunfermline. Shona hatte
die Kinder für das Wochenende nach Inverness gebracht; er war
herübergekommen, um ihre Weihnachtsgeschenke dazulassen und mit
Stewart zu reden. Er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte. Er
öffnete eine neue Dose Exportbier und fügte den Zugring dem
wachsenden Haufen im Aschenbecher hinzu.
    Stewart goß das Pils in sein Glas und trug es zum
HiFi-Gerät hinüber. Die letzte Platte war vor ein paar
Minuten zu Ende gegangen. »Wie wäre es mit Klängen aus
der Vergangenheit?«
    »Ja, wälzen wir uns in Nostalgie. Warum nicht.« Er
lehnte sich in seinem Sessel zurück, sah Stewart zu, der in der
Plattensammlung suchte, und wünschte, ihm wären für
die Kinder originellere Geschenke eingefallen als Gutscheine für
Schallplatten. Nun ja, sie hatten beide darum gebeten. Zehn und
zwölf; er wußte noch, daß er seine erste Single an
seinem sechzehnten Geburtstag gekauft hatte. Diese Kinder
besaßen bereits ihre eigenen

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