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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Berge, die stillen, geheimnisvollen Wälder und das fröhlich plätschernde Wasser bildeten eine Landschaft, die ihm seelenverwandt war. Hier hatte er drei Jahre lang ein Adlerpärchen bei der Aufzucht seiner Brut beobachtet. Wie die Adler hatte er die Lachse des Lairds aus dem fischreichen Wasser gestohlen, und wie die Hirsche hatte er sich still und reglos zwischen den Bäumen verborgen, wenn die Wildhüter kamen.
    Der Laird von High Glen war eine Frau, Lady Hallim, eine Witwe mit einer Tochter. Das Land auf der anderen Seite des Berges gehörte Sir George Jamisson und war eine andere Welt. Dort hatten Ingenieure große Löcher in die Flanken des Berges gerissen; von Menschenhand aufgehäufte Schlackehalden entstellten das Tal. Schwere Kohlekarren durchpflügten die schlammige Straße, und der Fluß war schwarz vom allgegenwärtigen Kohlestaub. Dort lag das Dorf namens Heugh, das aus einer langen Reihe geduckter Steinhäuschen bestand, die sich wie eine Treppe den Hügel hinaufzog, und dort lebten die Zwillinge.
    Mack und Esther boten die männliche und die weibliche Version ein und desselben Bildes: Beide hatten sie blondes, vom Kohlestaub geschwärztes Haar und auffallend blaßgrüne Augen. Beide waren sie untersetzt, mit breitem Kreuz und starken, muskulösen Armen und Beinen. Beide waren sie eigensinnig und streitsüchtig.
    Die Streitsucht war eine Familientradition. Der Vater der Zwillinge war ein unbeirrter Nonkonformist gewesen, stets bereit, sich mit der Regierung, der Kirche und jedweder anderen Autorität anzulegen. Die Mutter hatte vor ihrer Heirat bei Lady Hallim gearbeitet und sich, wie so viele Hausbedienstete, mit der Oberklasse identifiziert. In einem bitterkalten Winter, als die Grube in der Folge einer Explosion einen Monat lang geschlossen blieb, war Vater am schwarzen Auswurf gestorben, jenem Husten, der so viele Bergarbeiter dahinraffte. Mutter bekam eine Lungenentzündung und folgte Vater innerhalb weniger Wochen in den Tod. Doch die Streitereien gingen weiter, gewöhnlich an den Samstagabenden in Mrs. Wheighels Salon, der in dem Dörfchen Heugh einer Schenke noch am nächsten kam.
    Die Gutsarbeiter und die kleinen Pächter waren der gleichen Meinung wie Mutter. Sie sagten, der König sei von Gott eingesetzt und deshalb habe ihm das Volk zu gehorchen. Die Grubenarbeiter hatten inzwischen schon neuere Ideen gehört. John Locke und andere Philosophen meinten, die Autorität einer Regierung setze die Zustimmung des Volkes voraus. Diese Theorie gefiel Mack.
    Nur wenige Kumpel in Heugh konnten lesen. Macks Mutter konnte es, und ihr Sohn hatte sie so lange bearbeitet, bis sie's ihm endlich beibrachte. Sie hatte beide Kinder Lesen und Schreiben gelehrt und die Sticheleien ihres Ehemanns, der meinte, sie habe Flausen im Kopf, die über ihrem Stand seien, geflissentlich überhört. Bei Mrs. Wheighel wurde Mack aufgefordert, aus der Times, dem Edinburgh Advertiser und politischen Journalen wie dem radikalen North Briton vorzulesen. Die Zeitungen waren immer schon mehrere Wochen, mitunter sogar Monate alt, doch die Männer und Frauen aus dem Dorf lauschten begierig den langen, im Wortlaut wiedergegebenen Redeprotokollen, satirischen Glossen und Berichten über Streiks, Proteste und Aufstände.
    Nach einem Samstagabendstreit bei Mrs. Wheighel hatte Mack den Brief geschrieben.
    Sie hatten lange darüber diskutiert, über jedes einzelne Wort, denn keiner der Bergarbeiter hatte je einen Brief geschrieben. Adressat war Caspar Gordonson, ein Anwalt in London, der in seinen Zeitungsartikeln über die Regierung herzog. Dann war der Brief Davey Patch, dem einäugigen Hausierer, zur Postaufgabe anvertraut worden, und Mack hatte sich gefragt, ob er seinen Bestimmungsort wohl jemals erreichen würde.
    Gestern nun war die Antwort gekommen, und das war das Aufregendste, was Mack in seinem bisherigen Dasein widerfahren war. Es wird mein ganzes Leben auf den Kopf stellen, dachte er. Vielleicht macht es mich sogar frei…
    Solange er zurückdenken konnte, hatte er sich nach Freiheit gesehnt. Als Kind hatte er Davey Patch beneidet, der, Messer, Bindfaden und Balladen feilbietend, von Dorf zu Dorf zog. Was dem kleinen Mack an Daveys Leben so wunderbar erschien, war der Umstand, daß der Hausierer erst bei Sonnenaufgang aufstehen mußte und sich schlafen legen konnte, wenn er müde war. Mack war seit seinem siebten Lebensjahr kurz vor zwei Uhr morgens von seiner Mutter wachgerüttelt worden, hatte dann fünfzehn Stunden

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