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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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und Esthers Aufmerksamkeit auf sich zogen und die Geschwister zum Innehalten veranlaßten. Vielmehr stand vor dem Kirchenportal eine geschlossene Kutsche mit einem feinen Paar Grauer im Geschirr. Mehrere Damen in Reifröcken und Pelzen stiegen aus und hielten ihre mit modischer Spitze verzierten Hüte fest. Der Pastor half ihnen heraus.
    Esther packte Mack am Arm und deutete auf die Brücke. Auf einem großen braunen Jagdpferd, den Kopf gegen den Wind geneigt, ritt der Besitzer des Bergwerks heran - Sir George Jamisson, der Laird des Tales.
    Seit fünf Jahren hatte man Jamisson hier nicht mehr gesehen. Er lebte in London, eine einwöchige Schiffsreise oder eine zweiwöchige Kutschfahrt entfernt. Einst war er ein kleiner Krämer in Edinburgh gewesen, erzählten sich die Leute, der in einem Eckladen Kerzen und Gin verkaufte, ein Pfennigfuchser und um keinen Deut ehrlicher als unbedingt nötig. Dann war ein junger Verwandter von ihm kinderlos gestorben. George hatte das Schloß und die Kohlegruben geerbt und darauf ein geschäftliches Imperium errichtet, das sich bis in so unvorstellbar ferne Gegenden wie Barbados und Virginia erstreckte. Und mit dem Wohlstand war die Würde gekommen: Jamisson war inzwischen Baron, war Friedensrichter und Ratsherr von Wapping und in dieser Eigenschaft verantwortlich für Recht und Ordnung im Londoner Hafenviertel.
    Und heute stattete er, offensichtlich in Begleitung seiner Familie und illustrer Gäste, seinen schottischen Gütern einen Besuch ab.
    »Nun, das war's dann wohl«, sagte Esther erleichtert.
    »Was soll das heißen?« fragte Mack, wiewohl er es sich denken konnte.
    »Jetzt kannst du deinen Brief nicht mehr vorlesen.«
    »Warum nicht?«
    »Malachi McAsh, sei kein solcher Esel!« rief sie aus. »Nicht  vor dem Laird höchstpersönlich!«
    »Ganz im Gegenteil«, gab Mack halsstarrig zurück. »Das ist sogar noch viel besser.«

Kapitel 2
    LIZZIE HALLIM WEIGERTE SICH, mit der Kutsche zur Kirche zu fahren. Das war doch blödsinnig, fand sie. Die Straße, die von Jamisson Castle aus dorthin führte, war von Fahrrinnen durchfurcht und mit Schlaglöchern übersät, deren schlammige Ränder beinhart gefroren waren. Die Fahrt versprach, ein fürchterliches Gerüttel zu werden; die Kutsche würde allenfalls im Schrittempo fahren können, und die Insassen würden durchgefroren, voller blauer Flecken und obendrein wahrscheinlich zu spät ankommen. Lizzie ließ sich nicht davon abbringen, zur Kirche zu reiten.
    Ihre Mutter trieb dergleichen undamenhaftes Benehmen regelmäßig zur Verzweiflung. »Wie willst du jemals einen Mann bekommen, wenn du dich immer so unweiblich benimmst?« pflegte sie zu fragen.
    »Ich kriege einen Mann, sobald ich einen will«, antwortete Lizzie dann. Und es stimmte: Die Männer verliebten sich reihenweise in sie. »Hauptsache, ich finde einen, in dessen Gesellschaft ich es länger als eine halbe Stunde aushalte.«
    »Hauptsache, es findet sich einer, den du mit deinem Benehmen nicht verschreckst«, murmelte ihre Mutter verhalten.
    Lizzie lachte. Sie hatten beide recht. Auf den ersten Blick schienen sich alle Männer in sie zu verlieben. Doch wenn sie Lizzie dann näher kennenlernten, zogen sie sich schleunigst zurück. Ihre ungeschminkten Kommentare sorgten seit Jahren für Skandale in der guten Gesellschaft von Edinburgh. Auf ihrem allerersten Ball hatte sie gegenüber einem Trio alter Witwen die Bemerkung fallen lassen, der Oberste Richter habe einen dicken Hintern - ein Fauxpas, von dem sich ihr Ruf nie wieder erholte. Erst im vergangenen Jahr hatte Mutter sie im Frühling nach London begleitet und in die englische Gesellschaft eingeführt. Es wurde eine Katastrophe. Lizzie hatte zu laut gesprochen, zu viel gelacht und sich zu offenherzig über das gezierte Benehmen und die eng sitzende Bekleidung der dandyhaften jungen Männer amüsiert, die ihr den Hof zu machen versuchten.
    »In deiner Jugend hat der Mann im Haus gefehlt«, sagte ihre Mutter gerade. »Deshalb bist du so ein Wildfang geworden.« Sie stieg in die Kutsche, und damit war die Diskussion fürs erste beendet.
    Über den gekiesten Vorplatz von Jamisson Castle ging Lizzie zu den Pferdeställen. Ihr Vater war gestorben, als sie drei Jahre alt war, so daß sie sich kaum an ihn erinnern konnte. Auf ihre Frage, woran er gestorben sei, hatte ihr ihre Mutter nur eine unbestimmte Antwort gegeben: »Die Leber, die Leber…« Er hatte ihnen keinen Penny hinterlassen. Jahrelang hatte sich Mutter irgendwie

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