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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einen Moment lang tiefes Mitleid mit dem Tier, das sie gleich umbringen würde.
    Dann drückte sie ab.
    Der Schuß war weiter talaufwärts gefallen, vielleicht zwei- oder dreihundert Meter entfernt.
    Jay, der sein Gewehr noch immer auf Mack gerichtet hielt, erstarrte.
    Die Pferde fuhren zusammen und spitzten die Ohren, erschraken jedoch nicht ernsthaft; dafür war die Entfernung zu groß. Dobbs beruhigte sein Pferd und sagte langsam und mit Betonung: »Wenn Sie jetzt schießen, Jamisson, ist sie gewarnt.«
    Nach kurzem Zögern senkte Jay sein Gewehr.
    Mack brach vor Erleichterung fast zusammen.
    »Ich geh' und such' sie«, sagte Jay. »Ihr bleibt alle hier.«
    Mack erkannte, daß Lizzie entkommen konnte, wenn es ihm gelang, sie zu warnen. Fast wünschte er sich, Jay hätte ihn erschossen - das hätte Lizzie das Leben gerettet.
    Das Gewehr im Anschlag, verließ Jay die Lichtung und wandte sich flußaufwärts.
    Ich muß die Kerle dazu bringen, mindestens einen Schuß abzugeben, sagte sich Mack.
    Ich muß davonlaufen, dann schießen sie bestimmt.
    Und wenn sie mich treffen?
    Egal. Lieber sterbe ich, als daß ich mich noch einmal einfangen lasse!
    Ehe ihm neuerlich Bedenken kommen konnten, rannte er los.
    Eine Sekunde lang herrschte verblüffte Stille. Dann begriffen die anderen, was vor sich ging.
    Und Peg fing an zu schreien.
    Mack rannte auf die Bäume zu und rechnete jeden Moment damit, von einer Kugel in den Rücken getroffen zu werden.
    Ein Knall. Gleich danach ein zweiter!
    Er spürte nichts. Die Schüsse hatten ihn verfehlt.
    Er blieb unvermittelt stehen, bevor weitere Schüsse abgefeuert werden konnten, und hob die Hände über den Kopf.
    Er hatte es geschafft. Lizzie war gewarnt.
    Mit erhobenen Händen drehte er sich langsam um. Jetzt bist du dran, Lizzie, dachte er. Viel Glück, meine Liebste.
    Jay blieb sofort stehen, als er die Schüsse hörte. Sie kamen von hinten. Also war es nicht Lizzie, die geschossen hatte, sondern irgend jemand auf der Lichtung. Er wartete eine Weile, aber es fielen keine weiteren Schüsse.
    Was hatte das zu bedeuten? McAsh konnte kaum an eine Waffe gekommen sein und sie geladen haben. Außerdem war der Kerl ein Bergarbeiter und hatte keine Ahnung von Schußwaffen. Lennox oder Dobbs mußten ihn also niedergeschossen haben.
    Doch wie immer dem sein mochte: Es kam jetzt vorrangig darauf an, Lizzie zu erwischen.
    Unglücklicherweise mußte die Knallerei sie gewarnt haben.
    Er kannte seine Frau. Was würde sie nun tun?
    Geduld und Vorsicht waren nicht ihre Sache. Sie zögerte nur selten. Sie reagierte rasch und entschieden. Wahrscheinlich kam  sie inzwischen schon zurückgerannt. Erst kurz vor der Lichtung würde sie innehalten und sich einen Plan zurechtlegen.
    Jay fand einen Fleck, von dem aus er dreißig oder vierzig Meter Uferstrecke überblicken konnte, und versteckte sich im Unterholz. Dann spannte er sein Gewehr.
    Die Unentschlossenheit überfiel ihn wie ein plötzlicher Schmerz. Was sollte er tun, wenn Lizzie in Sicht kam? Wenn er sie erschoß, war er alle Sorgen los. Er versuchte sich einzureden, daß er nur Wild jagte. Er mußte unterhalb der Schulter direkt aufs Herz zielen, wenn er einen sauberen Fangschuß anbringen wollte.
    Lizzie kam in Sichtweite.
    Mal gehend, mal laufend stolperte sie das unebene Flußufer entlang. Wieder einmal trug sie Männerkleidung, doch Jay konnte deutlich sehen, wie sich ihre Brüste hoben und senkten. Unter dem Arm trug sie zwei Flinten.
    Er zielte auf ihr Herz. Doch dann sah er sie auf einmal nackt vor sich, nackt über ihm, im Bett im Haus in der Chapel Street, sah ihre Brüste beben, während sie sich liebten. Nein, er konnte nicht auf sie schießen.
    Lizzie war nur noch etwa zehn Meter von ihm entfernt, als er  aus dem Unterholz trat.
    Sie blieb abrupt stehen und schrie entsetzt auf.
    »Hallo, Liebling«, sagte er.
    Haßerfüllt sah sie ihn an. »Wieso kannst du mich nicht  einfach gehen lassen? Du liebst mich doch überhaupt nicht.«
    »Nein, aber ich brauche ein Kind.«
    Tiefe Verachtung sprach aus ihrem Blick. »Lieber sterbe ich.«
    »Ja, das ist die einzige Alternative«, gab er zurück.
    Nachdem Lennox seine Pistolen auf Mack abgefeuert hatte, herrschte zunächst einmal totales Chaos.
    Die Schüsse aus nächster Nähe hatten die Pferde erschreckt. Pegs Reittier stob davon. Festgebunden, wie sie war, konnte das Tier sie nicht abwerfen. Mit ihren gefesselten Händen zog sie am Zügel, doch das Pferd reagierte nicht und verschwand mit

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