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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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stand auf.
    Der Himmel färbte sich grau, und Mack konnte die vier Stuten und die beiden Hengste erkennen. Sie standen alle still und merkten auf, als hätten sie in der Ferne andere Pferde gehört. Irgend jemand näherte sich.
    »Lizzie?« rief er.
    Da trat Jay hinter einem Baum hervor, den Lauf seiner Flinte auf Macks Herz gerichtet.
    Mack erstarrte.
    Gleich darauf erschien Sidney Lennox, in jeder Hand eine  Pistole.
    Mack war hilflos. Verzweiflung schlug über ihm zusammen wie die Wogen des Flusses in seinem Traum. Nun war er doch nicht entkommen: Sie hatten ihn erwischt.
    Doch wo war Lizzie?
    Der einäugige Dobbs ritt heran. Auch er trug ein Gewehr, und neben ihm, auf einem zweiten Pferd, saß Peg.
    Man hatte ihr die Füße unter dem Pferdebauch zusammengebunden, so daß sie nicht herunterkam. Sie schien unverletzt zu sein, sah aber so selbstmörderisch elend aus, daß Mack sofort Bescheid wußte: Das Mädchen gab sich selbst die Schuld an allem.
    Neben Dobbs' Pferd ging der Fischjunge. Er war mit einem langen Seil an Dobbs' Sattel festgebunden und hatte offenbar die Kerle hergeführt. Daß seine Hände blutverschmiert waren, konnte Mack sich zunächst nicht erklären - schließlich war er unverletzt gewesen, als sie sich getrennt hatten. Dann ging ihm auf, daß die Männer ihn gefoltert haben mußten, und er empfand tiefe Abscheu vor Lennox und Jay.
    Jay starrte auf die Decken am Boden. Sie verrieten, daß Mack und Lizzie zusammen übernachtet hatten. »Du widerliches Schwein!« fuhr er Mack an, und sein Gesicht war eine wutverzerrte Fratze. »Wo ist meine Frau?« Er drehte sein Gewehr um und schlug mit dem Kolben auf Mack ein. Der Hieb traf Mack mit knochenbrechender Gewalt seitlich im Gesicht. Mack taumelte und stürzte zu Boden. »Wo ist sie, du viehischer  Kohleklauber? Wo ist meine Frau?!«
    Mack schmeckte Blut in seinem Mund. »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn du's wirklich nicht weißt, dann halte ich mich eben an dir schadlos und jage dir eine Kugel durch den Kopf!«
    Mack spürte, daß Jay es bitterernst meinte. Angstschweiß brach ihm aus und bedeckte binnen kurzem seinen ganzen Körper. Eine innere Stimme befahl ihm, um sein Leben zu  flehen, aber er biß die Zähne zusammen.
    Da schrie Peg: »Nein! Nicht schießen - bitte!«
    Jay richtete den Gewehrlauf auf Macks Kopf. Seine Stimme war nur mehr ein hysterisches Kreischen: »Jetzt büßt du mir für all die Male, die du dich mir widersetzt hast!«
    Mack sah ihm ins Gesicht. In Jays Augen stand die pure Mordlust.
    Das Gewehr schußbereit in den Händen, lag Lizzie bäuchlings auf einem Graspolster hinter einem Felsen und wartete.
    Sie hatte sich diesen Fleck schon am Abend zuvor ausgesucht, nachdem sie am Flußufer die Spuren und den Dung von Hirschen gefunden hatte. Allmählich wurde es heller, und sie lag reglos da und wartete auf die Tiere, die zur Tränke kommen würden.
    Sie war überzeugt, daß ihr Geschick im Umgang mit dem Gewehr es war, was sie ernähren würde. Mack konnte ein Haus bauen, Wälder roden und Äcker bestellen, doch es würde mindestens ein Jahr dauern, bevor sie genug ernteten, um im Winter davon leben zu können. Immerhin befanden sich unter ihren Vorräten drei große Säcke Salz. Oft hatte Lizzie in der Küche von High Glen gesessen und zugesehen, wie die Köchin Jeannie Schinken und Wildlenden in großen Fässern einpökelte. Sie wußte auch, wie man Fisch räucherte - und daß sie viele Vorräte brauchen würden: So, wie Mack und sie es trieben, würden sie schon vor Ablauf des ersten Jahres zu dritt sein. Ein glückliches Lächeln glitt über ihre Züge.
    Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas. Gleich darauf trat ein junger Hirsch hervor und schritt elegant auf das Ufer zu. Er beugte den Kopf, streckte die Zunge heraus und begann zu trinken.
    Lizzie spannte leise ihr Gewehr.
    Noch ehe sie zielen konnte, folgte dem ersten Hirsch ein zweiter, und innerhalb weniger Augenblicke waren es deren zwölf oder gar fünfzehn. Wir werden noch Fett ansetzen, wenn diese Einöde überall so wildreich ist, dachte sie.
    Sie wollte kein großes Tier schießen. Die Pferde waren voll beladen und konnten keine zusätzlichen Fleischvorräte mehr tragen. Abgesehen davon, war das Fleisch jüngerer Tiere zarter. Sie suchte sich eines der Tiere aus und richtete den Lauf ihrer Waffe direkt über das Herz auf die Schulter. Dann kontrollierte sie ihre Atmung und lag ganz still, so wie sie es in Schottland gelernt hatte.
    Und wie immer empfand sie

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