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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lächeln. Anschließend hielt er einen munteren Vortrag und versicherte, dass man es mit, gelinde gesagt, genialen Lausebengeln zu tun habe. Sie hatten die Dübel mit der Hand geschnitzt, in Keilform. Dann hatten sie den Teil des Holzdübels, der durch das gebohrte Loch in den Planken geschoben wurde, dünn mit Hanf umwickelt und mit Teer präpariert. Anschließend hatten sie den Dübel mit dem Hammer eingeschlagen, sodass Teer und Hanf zusammengedrückt wurden und das Ganze richtig fest saß. Abschließend mussten sie nur noch die Enden absägen und mit Sandpapier glatt schmirgeln.
    Aber wie hatten die Jungen das Holz für die Rundungen von Bug und Heck zurechtgebogen?
    Die Männer sahen sich im flackernden Schein der Petroleumlampen nach einer Erklärung um und fanden sie auch. An der hinteren Schmalseite des Schuppens stand ein Wassereimer auf ein paar Steinen. Unter dem Eimer waren noch die Spuren eines Feuers zu sehen. Sie hatten sich mit Wasserdampf beholfen.
    Das rührendste Fundstück war die Vorlage. Sie hing an der einen Längswand und bestand aus Bildern des Gokstadschiffes in Farbdruck, wie es zu Beginn und nach Fertigstellung der Restaurierung ausgesehen hatte und wie man sich vorstellte, dass es vor tausend Jahren einmal ausgesehen
hatte. Daneben gab es ein paar einfache Skizzen und Maßangaben. Die Bilder stammten aus einer billigen Illustrierten für Haus und Heim und waren als Bauzeichnungen recht dürftig.
    Christian fiel auf, dass die Zeitschriftenbilder keine Vorschläge zur Verzierung von Vorder-und Achtersteven lieferten.
    Bester Laune kehrte die kleine Gesellschaft in den Club zurück, um dafür zu sorgen, dass Christian auf Kosten seiner Kameraden den Club bis Ende des Jahres nicht mehr nüchtern verließe.
    Als sie so zum zweiten Mal an diesem Mittsommerabend miteinander anstießen, wurden die Freunde von einer feierlichen Stimmung ergriffen.
    Was sie gesehen hatten, war einzigartig, da waren sich alle einig. Drei kleine Jungen, die, wenn es hochkam, vier oder fünf Jahre die Schule besucht hatten, mehr war draußen auf den Inseln nicht üblich, hatten etwas gebaut, das als Meisterstück eines Schiffsingenieurs getaugt hätte. Die Wege des Herrn waren unergründlich. Drei Fischerjungen von Osterøya, warum hatte der Herrgott ausgerechnet sie mit solch technischem Genie ausgestattet? Was brachten ihnen diese Gehirnleistungen ein, wenn sie ihre Netze auswarfen, um Dorsche zu fangen?
    Christian, der weder an den Herrgott noch an seine unergründlichen Wege glaubte, wandte trocken ein, dass diese Jungen keine Fischer werden würden. Nein, diese Jungen würden Eisenbahningenieure und Brückenbauer werden.
    Die anderen sahen ihn verblüfft an, während sie über seine Worte nachdachten. Dann nickten sie fröhlich. Die
Idee war genauso brillant wie selbstverständlich. Wer wollte, konnte es auch für einen Fingerzeig Gottes halten.
    Bergens Eisenbahnkomitee war 1872 gegründet worden, und sie waren allesamt aktive Mitglieder. Aber die Planungsphase für eine Eisenbahnstrecke war zäh verlaufen, da die Politiker in Kristiania der Meinung waren, dass die Bergener, die schließlich Seeleute waren, weiterhin gut in die Hauptstadt segeln konnten. Soweit sie dort überhaupt etwas verloren hatten. Widerwillig hatte das Storting zugestimmt, eine Eisenbahn zwischen Bergen und Voss zu bauen, und diese war seit einigen Jahren in Betrieb. Aber der große Sprung stand noch aus, von Voss über die ganze Hardangervidda und hinunter nach Kristiania. Die Politiker jammerten und sagten, es sei unmöglich, eine Eisenbahn in solcher Höhe und bei solcher Kälte zu bauen, in solchen Schneemassen und in dem acht Monate andauernden Winter. Außerdem fehlte es in Norwegen an Ingenieurswissen auf diesem hohen Niveau, nicht einmal in der Schweiz sei ein ähnliches Projekt geglückt. Etwas in Angriff zu nehmen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, wäre somit, trotz gewisser naiver Optimisten aus Bergen, eine verantwortungslose Verschwendung begrenzter staatlicher Mittel.
    Dass die Bergenbahn, wie das Projekt genannt wurde, eine unerhörte technische wie ingenieurwissenschaftliche Herausforderung darstellte, darüber zumindest war man sich einig. Aber unmöglich war sie gewiss nicht.
    »Also und folglich«, schloss Schiffsreeder Dünner, nachdem sie hin und her überlegt hatten, »werden wir unsere eigenen Ingenieure ausbilden. Wir bieten ihnen die beste technische Ausbildung der Welt. Für die bezahlen wir.

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