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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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immer wieder. Dieses Bild hatte einen sehr starken Eindruck auf ihn gemacht! Na, ich sah, daß er Gewissensbisse hatte. Ich nahm die Sache ernst. Hauptsächlich wollte ich ihn auch für das Frühere bestrafen, und daher verstellte ich mich, wie ich gestehen muß, und heuchelte so eine starke Entrüstung, wie ich sie vielleicht gar nicht empfand. ›Du hast eine unwürdige Handlung begangen!‹ sagte ich. ›Du bist ein Schuft, ich werde es natürlich nicht weitersagen, aber bis auf weiteres breche ich den Verkehr mit dir ab. Ich werde über die Sache nachdenken und dich durch Smurow wissen lassen, ob ich in Zukunft die Beziehungen zu dir beibehalte oder dich als Schuft für immer links liegenlasse!‹ Das machte einen furchtbaren Eindruck auf ihn. Ich fühlt es gleich damals, daß ich vielleicht zu streng war; zugegeben – doch was sollte ich machen? Mein damaliger Plan verlangte das eben. Am nächsten Tag schickte ich Smurow zu ihm und ließ ihm sagen, daß es zwischen uns ›gespannt‹ sei – so drücken wir uns nämlich aus, wenn zwei Kameraden den Verkehr miteinander abbrechen. Meine geheime Absicht war, ihn nur ein paar Tage lang in dieser peinlichen Lage zu lassen und ihm wieder die Hand zu reichen, wenn ich seine Reue sah. Das war mein fester Vorsatz. Aber was meinen Sie: Als er diese Botschaft vernommen hatte, begannen seine Augen auf einmal zu funkeln: ›Bestell Krassotkin von mir‹, rief er, ›daß ich jetzt allen Hunden Bissen mit Stecknadeln hinwerfen werde, allen!‹ Aha, dachte ich, er ist eigensinnig geworden, den Eigensinn müssen wir ihm austreiben! Und ich fing an, ihm meine vollständige Verachtung zu zeigen; bei jeder Begegnung wandte ich mich von ihm ab oder lächelte ironisch. Und da passierte auf einmal die Sache mit seinem Vater, Sie erinnern sich, die Geschichte mit dem Bastwisch. Sie können sich denken, daß er schon vorher furchtbar nervös geworden war. Als die Kameraden sahen, daß ich mich von ihm abgewandt hatte, fielen sie über ihn her und verhöhnten ihn: ›Bastwisch! Bastwisch!‹ Und dann begannen zwischen ihnen die Kämpfe, die ich schrecklich bedaure, weil sie ihn wohl sehr schmerzhaft verprügelt haben. Einmal stürzte er sich auf dem Hof auf sie, als sie aus den Klassen kamen; ich stand zufällig zehn Schritte entfernt und beobachtete ihn. Und ich schwöre, ich kann mich nicht erinnern, daß ich damals gelacht hätte! Im Gegenteil, er tat mir damals sehr, sehr leid; noch eine Sekunde, und ich wäre hingestürzt, um ihn zu schützen. Doch plötzlich trafen sich unsere Blicke. Was er in meinem zu sehen glaubte, weiß ich nicht – jedenfalls nahm er sein Federmesser heraus, warf sich auf mich und stieß es mir in die Hüfte, hier am rechten Bein. Ich rührte mich nicht; ich bin nämlich manchmal tapfer, Karamasow. Ich sah ihn nur verächtlich an, als wollte ich sagen: Wenn du das zum Dank für meine Freundschaft noch einmal tun willst, stehe ich zu deinen Diensten! Aber er stach nicht zum zweitenmal zu, er konnte es wohl nicht. Er hatte selbst einen Schreck bekommen, warf das Messer hin, fing laut an zu heulen und lief weg. Ich habe selbstverständlich nicht gepetzt und befahl auch allen anderen, darüber zu schweigen, damit es den Lehrern nicht zu Ohren kam; sogar meiner Mutter habe ich es erst gesagt, als alles wieder geheilt war. Außerdem war die Wunde unbedeutend, eine Schramme. Noch am selben Tag hat er dann, wie ich hörte, mit anderen Schülern ein Steinbombardement gehabt und Sie in den Finger gebissen – aber Sie können sich ja selber denken, in welchem Gemütszustand er sich befand! Na, was ist da zu machen? Ich habe mich dumm benommen! Als er krank wurde, ging ich nicht zu ihm, um ihm zu verzeihen, ich wollte sagen, um mich mit ihm zu versöhnen – jetzt bereue ich das. Und inzwischen hatte ich auch schon ganz bestimmte Absichten. So, das ist also die ganze Geschichte ... Ich glaube, ich habe mich wirklich dumm benommen!«
    »Wie schade«, rief Aljoscha erregt, »daß ich von ihren Beziehungen zu ihm nicht schon früher gewußt habe! Sonst wäre ich schon längst von selbst zu ihnen gekommen und hätte Sie gebeten, mit mir zusammen zu ihm zu gehen. Ob Sie es glauben oder nicht: in seiner Krankheit, im Fieber, hat er von ihnen phantasiert! Ich wußte nicht, wieviel Sie ihm bedeuten! Und Sie haben diesen Shutschka wirklich nicht gefunden? Sein Vater und alle Kameraden haben in der ganzen Stadt nach ihm gesucht. Wissen Sie, daß er auf seinem Krankenbett in

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