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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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...«, murmelte er, auch ein wenig verlegen.
    »Oh, wie ich Sie in diesem Moment mag und verehre – eben dafür, daß Sie sich auch ein bißchen schämen! Denn Sie sind von derselben Art wie ich!« rief Kolja in heller Begeisterung.
    Seine Backen glühten, und seine Augen leuchteten.
    »Hören Sie, Kolja, Sie werden allerdings im Leben ein sehr unglücklicher Mensch sein«, sagte Aljoscha auf einmal ohne ersichtlichen Zusammenhang.
    »Das weiß ich, das weiß ich. Wie Sie das alles im voraus wissen!« stimmte ihm Kolja sogleich zu.
    »Aber im ganzen werden Sie das Leben doch als einen Segen empfinden.«
    »Gewiß! Hurra! Sie sind ein Prophet! Oh, wir werden uns näherkommen, Karamasow. Wissen Sie, am meisten begeistert mich, daß Sie mit mir wie mit ihresgleichen verkehren. Und doch sind wir einander nicht gleich, nein, wir sind einander nicht gleich, Sie stehen über mir! Aber wir werden uns näherkommen. Wissen Sie, ich habe mir den ganzen letzten Monat gesagt: Entweder werden wir gleich Freunde fürs Leben – oder gleich von der ersten Begegnung an Feinde bis zum Grab!«
    »Und als Sie sich das sagten, da mochten Sie mich natürlich schon!« sagte Aljoscha und lachte fröhlich.
    »Ja, ich mochte Sie, ich mochte Sie sehr und malte mir unsere Freundschaft aus! Wie können Sie bloß alles vorher wissen? ... Ah, da ist ja der Doktor! Herrgott, was wird er sagen? Sehen Sie doch, was er für ein Gesicht macht!«
7. Iljuscha
    Der Doktor, bereits wieder in seinen Pelz gehüllt und mit der Mütze auf dem Kopf, trat aus der Stube. Sein Gesicht drückte einen beinahe zornigen Ekel aus, als befürchtete er immerzu, sich an etwas zu beschmutzen. Er erfaßte mit einem schnellen, flüchtigen Blick den Flur und sah dabei Aljoscha und Kolja streng an. Aljoscha gab dem Kutscher einen Wink, und die Equipage, die den Doktor hergebracht hatte, fuhr vor. Der Stabskapitän kam nach dem Arzt aus der Stube und versuchte ihn unter tiefen, entschuldigenden Verbeugungen zurückzuhalten und noch ein letztes Wort von ihm zu hören. Sein Gesicht wirkte sehr niedergeschlagen, sein Blick war voller Angst.
    »Exzellenz, Exzellenz ... Ist es denn wirklich ...«, begann er; doch er sprach nicht aus, sondern rang nur verzweifelt die Hände und richtete einen letzten flehenden Blick auf den Doktor, als könnte das Todesurteil über den Sohn tatsächlich durch ein Wort des Doktors noch umgeändert werden.
    »Was ist da zu machen? Ich bin nicht Gott«, antwortete der Doktor lässig und zugleich gewohnheitsgemäß energisch. »Doktor! Exzellenz! Und wird er bald, sehr bald ... ?«
    »Sei-en Sie auf al-les ge-faßt!« erwiderte der Doktor bestimmt und mit überdeutlicher Aussprache und schickte sich an, zum Wagen zu gehen.
    »Exzellenz, um Christi willen!« hielt ihn der Stabskapitän noch einmal in seiner Angst zurück. »Exzellenz, kann ihn denn nichts mehr retten, wirklich nichts, gar nichts? ...«
    »Das hängt jetzt nicht von mir ab«, sagte der Doktor ungeduldig. »Indes, hm ...?« überlegte er plötzlich. »Wenn Sie ihren Patienten zum Beispiel sofort und ohne die geringste Verzögerung nach Sy-ra-kus bringen könnten, dann wäre es ... Infolge der neuen gün-sti-gen kli-ma-ti-schen Ver-hält-nis-se ... vielleicht möglich, daß ...« Die Worte »sofort« und »ohne die geringste Verzögerung« sprach der Doktor nicht nur streng, sondern fast zornig aus.
    »Nach Syrakus!« rief der Stabskapitän, als ob er gar nichts verstanden hätte.
    »Syrakus, das liegt in Sizilien«, warf Kolja erklärend dazwischen.
    Der Doktor sah ihn an.
    »Nach Sizilien! Väterchen, Exzellenz!« rief der Stabskapitän ganz fassungslos. »Aber Sie haben ja doch gesehen!« Und er deutete heftig gestikulierend auf alles, was ihn umgab. »Und die Mama, und die Tochter?«
    »N-nein, ihre Familie gehört nicht nach Sizilien, sondern in den Kaukasus. Zu Beginn des Frühjahrs muß ihre Tochter in den Kaukasus. Ihre Gattin muß zuerst ebenfalls im Kaukasus eine Badekur gegen ihren Rheumatismus durchstehen und dann unverzüglich nach Paris in die Heilanstalt des Psychiaters Lepelletier gebracht werden. Ich könnte ihnen einen Brief an ihn mitgeben, und dann ... Möglicherweise ... »
    »Doktor, Doktor! Aber Sie sehen ja doch!« rief der Stabskapitän, fuchtelte wieder mit den Armen umher und deutete auf die kahlen Balkenwände des Flurs.
    »Ja, das ist nun nicht meine Sache«, versetzte der Doktor lächelnd. »Ich habe nur gesagt, was die Wis-sen-schaft auf ihre Frage nach den

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